Partnerschaft

Wenn unterschiedliche Familienkulturen aufeinander treffen

Meine Partnerin ist das absolute Familientier. In meiner Verwandtschaft ist das Verhältnis distanzierter. Müssen wir uns für einen Stil entscheiden oder kann jeder so bleiben, wie er ist?
Differenzen

Beide Formen, Familie zu leben, haben sicher ihre Berechtigung. Sowohl ein sehr enges als auch ein distanziertes Familienleben ist völlig in Ordnung.
Voraussetzung: man fühlt sich durch die Art und Weise, wie miteinander gelebt wird, nicht eingegrenzt oder ausgegrenzt. Als junges Paar ist es daher wichtig, sich die Formen auf beiden Seiten anzuschauen.

Mit der Entscheidung, entweder die eine oder die andere Form zu übernehmen, ist aber wohl kaum einem Paar geholfen. Denn wer soll oder muss zurückstecken, den Kürzeren ziehen? Dadurch wird eine Beziehung auf Dauer sicher nicht gestärkt.

Ebenso wenig geschieht dies durch die Entscheidung, dass beide Partner sich nur nach dem Altgewohnten verhalten. Da ist ein Nebeneinander bereits vorprogrammiert. Beziehung zu leben, bedeutet ja in erster Linie, miteinander den besten gemeinsamen Weg zu finden, den man zusammen gehen will. Das kann in gewissen Zeiten auch einmal auf zwei parallel zueinander verlaufenden Wegen geschehen. Das Ziel ist aber immer, sich wieder zu treffen, um auf einem gemeinsamen Weg miteinander in die gleiche Richtung zu wandern.

Deshalb sollten sich beide über folgende Fragen klar werden: Was erwarte ich von Familienfesten? Was hält mich davon ab? Was ist mir für unsere gemeinsamen Feiern unverzichtbar? Wie stelle ich mir Feste mit unseren beiden Familien vor? Gibt es an irgendeiner Stelle Gemeinsamkeiten in der Fest- und Feiergestaltung? Wozu wäre meine Familie bereit, wozu die Schwiegerfamilie?

Sehe ich irgendwo unüberwindbare Hindernisse? Wie wichtig ist für jeden von uns eine gemeinsame Feierkultur? Nach der Beantwortung dieser Fragen kommt der Prozess des gemeinsamen Gesprächs, um eine Lösung zu finden, die beide gern mittragen wollen und können. Dabei sind auch kreative, bisher vielleicht noch nie gedachte Ideen erlaubt, ja sogar erwünscht. (Es gilt: je ungewöhnlicher, desto besser.) Dieses Brainstorming ist ja noch nicht das Ergebnis, sondern lediglich ein wichtiger Schritt dahin.

Wenn die Idee in der Theorie geboren ist, ist der nächste Schritt der «Feldversuch»: In der Praxis wird sich zeigen, was wirklich umsetz bar ist und wie beide, aber dann auch die jeweiligen Familien, mit dieser Lösung leben können. Dieser Prozess kann unter Umständen recht lange dauern. Doch eine lebendige Beziehung ist auch nicht festgelegt und statisch, sondern dynamisch. Darum ist Veränderung ein wesentlicher Bestandteil der gelebten Beziehung zwischen Mann und Frau.

Es ist auf jeden Fall lohnenswert, sich auf diese gemeinsame Suche einzulassen und so herauszufinden, wie der eigene Weg als Paar und später vielleicht als Familie aussehen kann. Ähnlichkeiten mit unseren Herkunftsfamilien können dabei genauso gut möglich sein, wie ganz neue, für die Ursprungsfamilien unter Umständen sogar fast fremd anmutende Ergebnisse.

Wichtig ist, dass wir uns in gegenseitigem Respekt auf die Suche machen. Und dann die gemeinsame Lösung auch leben.

Autoren:
Sabine und Andreas Schneider sind seit mehr als 25 Jahren verheiratet und haben drei Kinder.

Bücher zum Thema:
Familie – der unterschätzte Glücksfaktor
Was für ein Partner- und Familientyp bin ich? Durch Tests sich selbst erkennen

Wie werden wir zusammen glücklich? - 44 Fragen und Antworten zum Leben als Paar (SCM Haenssler)

Datum: 01.10.2019
Autor: Sabine und Andreas Schneider
Quelle: Family-Actionsheft MarriageWeek

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