Druck auf christliche Radiostation

Ukraine: Keine russischen Sendungen mehr erlaubt

Ein christlicher Radiosender in der Ukraine hält es für eine «Fehleinschätzung» der Regierung, Musik in russischer Sprache in der Ukraine zu verbieten. Jetzt sendet er vorübergehend von Rumänien aus.
Das NLR-Team in der Ukraine (Bild: crfr.org)

New Life Radio (NLR) ist ein christlicher Radiosender mit Sitz im Kriegsgebiet von Odessa (im Süden der Ukraine). Mit seinen Sendungen wendet er sich an russisch-sprachige Zuhörer in Russland und der Ukraine. Die Mitarbeitenden des NLR (gegründet 1996) kommen aus beiden Ländern. Im Jahr 2019 mussten sie Moskau verlassen und zogen aufgrund der von der russischen Regierung verhängten Beschränkungen in die Ukraine.

Russischsprachige Sendungen verboten

Nun stellt der vom ukrainischen Präsidenten Wolodymir Zelensky Anfang Juli unterzeichnete Gesetzesentwurf, der russischsprachige Musik in Fernsehen und Radio verbietet, ein neues Hindernis für ihren Dienst dar.

«New Life Radio-Odessa bietet weiterhin biblische Programme an, trotz der ständigen Bedrohung des Betriebs durch russische Bombenangriffe auf die Stadt», so die Leitung von NLR in einer Pressemitteilung vom 12. Juli. Im März musste das Kernteam die Stadt verlassen und sich vorübergehend in Rumänien niederlassen. «Wie durch ein Wunder ist unsere Einrichtung unversehrt geblieben», erklären sie – aber der Krieg hat ihre Mission unter Druck gesetzt.

«Jetzt wird der Sender von der ukrainischen Regierung, die Massnahmen gegen die Presse- und Religionsfreiheit ergriffen hat, noch kritischer bedroht», sagt NLR und fügt hinzu, dass das kürzlich verabschiedete Gesetz «eine generelle Fehleinschätzung der Regierung der Ukraine offenbart».

Staatliche Kontrolle der Medien?

In der Praxis bedeutet das Gesetz, dass NLR «gezwungen sein könnte, die Verwendung von christlicher Musik in russischer Sprache in unserem russischsprachigen Radiosender einzustellen, da sich unsere Studios in der Ukraine befinden». Sie beraten sich mit Anwälten, um herauszufinden, ob das Gesetz ihre russischsprachigen Sendungen innerhalb der Ukraine vollständig unterbinden kann oder nicht.

New Life Radio erkennt die schwierige Kriegssituation in der Ukraine an, meint aber, das Land solle sich weiterhin um demokratische Rechte bemühen. «Solche Gesetze erinnern an die inhaltliche Kontrolle der Medien in der Sowjet-Ära», erklärt die Leitung. Dem Image der Ukraine im Westen sei es nicht zuträglich, «solche Einschränkungen nach russischem Vorbild für die grundlegenden Institutionen und Rechte eines demokratischen Staates» vorzunehmen, fügen sie hinzu.

Ein neuer Dienst auf Ukrainisch

Zugleich plant das Rundfunkministerium neue Programme in ukrainischer Sprache. «Es wird einige Monate dauern, bis wir genügend biblische Sendungen, christliche Musik und allgemeine Programmressourcen zusammenstellen können, um einen 24/7-Betrieb dieses ukrainischsprachigen Projekts zu unterstützen», so New Life Radio. Man hoffe, ein neues Netzwerk lokaler FM-Radiosender in Dörfern und Städten in der ganzen Ukraine aufbauen zu können.

Diese «zwei getrennten Operationen» und die Verlegung der russischsprachigen Programme in ein Land ausserhalb der Ukraine könnten in Zukunft notwendig werden. Doch Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen in den Nachbarländern sind nicht leicht zu bekommen. New Life Radio appelliert darum an Christen in Europa, den USA und anderen Ländern, den Dienst zu unterstützen, während das Team nach Wegen sucht, wie die Sendungen weitergehen können.

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Datum: 16.07.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus / New Life Radio

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