Sri Lanka, 5 Jahre nach den Osteranschlägen
Die Anschlagsserie der Islamisten am Ostersonntag, 21. April 2019, hatte nur ein Ziel: möglichst viele Menschen zu töten. Die Selbstmordattentäter schlichen sich in Hotelrestaurants und in volle Kirchen, dann sprengten sie sich in die Luft. In Colombo, Negombo und an der Ostküste in Batticaloa hinterliessen sie unfassbares Leid. Während sich das weltweite Entsetzen nach den Anschlägen längst gelegt hat, hilft die Menschenrechtsorganisation Christian Solidaritiy International (CSI) einigen Opfern seit fünf Jahren und will es weiterhin tun.
«Ich dachte, wir sterben»
Cheliyan Ithayamatan sass mit seinen beiden Söhnen in der protestantischen Zion Church weit vorne, während seine Frau Anulekha beim Empfang mithalf. Der Selbstmordattentäter zündete die Bombe gleich beim Eingang. Feuer, Rauch und Chaos brachen aus. 27 Menschen starben, über 100 wurden verletzt.
Cheliyan schickte die Söhne nach Hause. Seine Frau fand er schliesslich neben dem Eingang in einer Blutlache liegend. «Ich setzte mich neben sie und dachte: Jetzt sterben wir», schildert er jenen dramatischen Moment. Das Ehepaar starb nicht. Doch der Weg, den die beiden seit fünf Jahren gehen müssen, ist überaus schwer. Bombensplitter hatten Anulekhas Kopf getroffen und ein Stück der Schädeldecke weggesprengt. Mit diffizilen Operationen wurde ihr ein Kunstknochen in den Schädel eingefügt. Anulekha ist vollständig ans Bett gebunden, hirngeschädigt, halbseitig gelähmt und muss künstlich ernährt werden. Nach monatelanger Physiotherapie kann Anulekha den linken Arm wieder anheben.
«Ein himmlischer Moment!»
«Als wir Anulekha sahen, waren wir überrascht», erzählt Rolf Höneisen von CSI. «Sie trug ein frisches rotes Kleid, war frisiert und geschminkt. Wir begrüssten sie, dann beteten wir.» Und plötzlich lächelte Anulekha ihre Besucher an. «Wir waren tief gerührt. Ein himmlischer Moment!», erinnert sich Höneisen.
Die Kosten für die vielen Operationen, die Physiotherapie und die Betreuung zu Hause übernimmt CSI. Dass unbekannte Menschen an seine Frau denken, bedeutet Cheliyan viel. Tagsüber kommt eine Pflegerin, nach seinem Feierabend übernimmt er das künstliche Ernähren, das Windeln wechseln, die Nachtwache bei seiner Frau. Was er leistet, verdient grossen Respekt.
Cheliyans grösster Wunsch? «Dass meine Frau wieder gesund wird, damit die Familie wieder intakt ist.» Er sei sich aber bewusst, dass «unsere Pläne nicht immer Gottes Pläne sind», sagt Cheliyan, während ihm die Tränen kommen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei CSI International.
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Datum: 06.04.2024
Autor:
Rolf Höhneisen
Quelle:
CSI International