Wahlen in Indien

Indische Christen beten für ihre Zukunft

Wahlen in Indien
In Indien betet und fastet ein grosser Teil der christlichen Minderheit für den Ausgang der Wahlen im Land, wobei sie sich ernsthafte Sorgen über die Folgen machen, die eine dritte Amtszeit von Narendra Modis BJP für sie haben würde.

«Die Christen sind besorgt über die bevorstehenden Wahlen», sagt Priya Sharma (Name aus Sicherheitsgründen geändert), die mit den Partnern von Open Doors in Indien zusammenarbeitet. «In den letzten zehn Jahren, als die Regierung Modi an der Macht war, haben wir einen stetigen Rückgang der demokratischen und religiösen Freiheit und die gleichzeitige Ausbreitung der Hindutva-Ideologie (radikaler Hindu-Nationalismus) erlebt.»

Sie fügt hinzu: «Wir haben unermüdlich für die Wahlen von 2014 gefastet und gebetet. Wenn die BJP für eine weitere Amtszeit wiedergewählt wird, befürchten wir, dass die Wahlen im Jahr 2024 die letzten allgemeinen Wahlen des Landes sein werden. Die Demokratie könnte vollständig ausgelöscht werden. Die Gewalt und die Verfolgung religiöser Minderheiten werden weiter zunehmen.»

Demokratie steht auf dem Spiel

Seit der Wahl Narendra Modis zum Ministerpräsidenten im Jahr 2014 hat sich die Hindutva-Ideologie weitgehend unkontrolliert im ganzen Land ausgebreitet. Die Hindutva-Radikalen betrachten religiöse Minderheiten wie Christen und Muslime als fremd in der Nation und sprechen davon, ihr Land vom Islam und vom Christentum zu «säubern». 

Körperliche Gewalt, Ausgrenzung aus der Gemeinschaft oder die Zerstörung von Eigentum haben gegen Christen zugenommen. Gewalt durch fanatisierte Mobs hat sich in mehreren Staaten ausgebreitet, in Form von körperlichen Angriffen, der Zerstörung von Häusern und Kirchen sowie der Lebensgrundlage.

Auswirkungen von Wahlen auf Anti-Bekehrungsgesetze

Gleichzeitig befürchten die Christen, dass ihre Freiheiten durch das Gesetz weiter ausgehöhlt werden. «Ein weiterer Sieg Narendra Modis würde die Einführung eines Anti-Bekehrungsgesetzes in weiteren Bundesstaaten fördern, und die Christen haben Sorge, dass es auf nationaler Ebene eingeführt werden könnte», erklärt Priya Sharma.

Die indischen Gesetze zur Religionsfreiheit oder Anti-Bekehrungsgesetze sind auf bundesstaatlicher Ebene verabschiedete Rechtsvorschriften, die religiöse Konversionen regeln. Sie sind derzeit in 11 der 28 indischen Bundesstaaten in Kraft, aber Nationalisten drängen darauf, dass sie auf das ganze Land ausgeweitet werden.

Wie der Name schon sagt, sollen diese Gesetze Versuche verhindern, durch «falsche Angaben, Gewalt, unzulässige Beeinflussung, Zwang, Verlockung oder betrügerische Mittel» zu einer anderen Religion (als dem Hinduismus) überzutreten.

Rinzen Baleng, Expertin für Anwaltschaft und Fürsprache von Open Doors, meint jedoch: «Das Fehlen einer korrekten Definition dieser Begriffe macht das Gesetz anfällig für Missbrauch. Diese Gesetze werden von nationalistischen Gruppen und Gruppen, die mit extremistischen Hindu-Bewegungen verbunden sind, dazu benutzt, Minderheiten ins Visier zu nehmen, und sie räumen sich dadurch das Recht ein, ungestraft zu handeln.»

Fast eine Milliarde Wähler

Die Wahl, die am 19. April begonnen hat, wird in den kommenden Wochen fortgesetzt, und die Mammutaufgabe, eine Nation mit 968 Millionen wahlberechtigten Wählern zu befragen, geht weiter. Die Wahl endet am 1. Juni und die Ergebnisse werden am 4. Juni verkündet.

Indien liegt derzeit auf Rang 11 des Weltverfolgungsindex von Open Doors, in dem die 50 Länder aufgeführt sind, in denen Christen der schwersten Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Seit 2014 ist Indien in der Rangliste um 17 Plätze nach oben geklettert.

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Datum: 27.04.2024
Quelle: Open Doors Schweiz

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