Zum Tod von Jürg Opprecht

Gesandt, geschickt, gescheitert und gescheiter

In meinem Büro hängt es seit Jahren und hat mich immer wieder an seinen Schöpfer erinnert: Ein Bild des Gekreuzigten, gemalt von Jürg Opprecht. Der Maler, Hotelier, Unternehmer, soziale Netzwerker und Christ ist am 13. Juli im Alter von 71 Jahren gestorben. Ein persönlicher Abschied von Reinhold Scharnowski.
Bild des Gekreuzigten von Jürg Opprecht (Bild: Reinhold Scharnowski)
Jürg Opprecht

Das Bild habe ich vor vielen Jahren an einer «amerikanischen» Versteigerung für 10 Franken (!) erworben, ich würde es heute nicht für ein Hundertfaches weggeben. Jürg Opprecht drückt darin das Geheimnis seines so erfolgreichen und doch nicht perfekten Lebens aus: Dunkles und Helles, mitten drin Jesus. Mit starken Farbstrichen aufgetragen, quasi aufsteigend aus der Finsternis hat Jürg Opprecht den gekreuzigten Christus gemalt. Der Körper des Gekreuzigten ist nach dem Todeskampf wie zur Ruhe gekommen.

Man spürt, dass der Maler hier sein Herz reingelegt hat. Auch Jürgs Leben kannte Licht und Finsternis, wie er in seinen ehrlichen autobiographischen Erinnerungen «Rückschläge und andere Erfolge» offen darlegt (daraus das Zitat der Überschrift). Unternehmer, Bibelschulleiter, Ehemann, Familienvater, Künstler, Hotelier, Freund – Jürg war eine spannende und vielseitige Persönlichkeit.

Business as Mission

Als Industrieller verdiente Jürg Millionen, die ihn nicht korrumpierten: Einen grossen Teil setzte er mit der Stiftung Business Professional Networks für Wirtschaftsförderung in Schwellen- und Entwicklungsländern ein. Weit über 15'000 Arbeitsplätze wurden so geschaffen. Die Wirtschaft war der Bereich, wo er Gott, Menschen und der Gesellschaft diente. So rief er mit anderen 2012 das Forum christlicher Führungskräfte ins Leben. Mit dem Hotel Lenkerhof erfüllte er sich einen «Bubentraum» und prägte Mitarbeiter und Gäste – bis hin zu Harald Schmid – nachhaltig mit seinem offen-lässigen Stil.

Menschenfreund

Jürg Opprecht liebte Autos und Motorräder. Aber er war vor allem ein Menschenfreund, und er feierte gern. Unvergesslich bleibt mir sein 50. Geburtstagsfest in Zürich, einschliesslich Konzert in der Tonhalle. Die paar Begegnungen, die wir seitdem hatten, waren immer eindrücklich und von einer grossen Ehrlichkeit und Transparenz geprägt. Man fühlte sich als Gesprächspartner ernst genommen.

… und am Ziel

Zwei Krebserkrankungen brachte er hinter sich, die letzten Jahre litt er unter der Parkinson-Krankheit. Jürgs Leben drückt sich irgendwie in seinem Bild tief aus: Dunkles, Schmerzen, ein paar Grauzonen, Licht, Erlösung – schlussendlich aber ist es der Mann in der Mitte, der Jürgs Leben geprägt hat. Jetzt sind sie zusammen, die beiden. Benzli, Adina, Naomi, Noëlle und Jon: Herzliche Anteilnahme und Segenswünsche!

Datum: 19.07.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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