Minsk: Pastor Gontscharenko verhaftet
Am 14. August drangen 20 Beamte der Abteilung für organisierte Kriminalität und Korruption in das Haus des Pastors Wjatscheslaw Gontscharenko ein und verhafteten ihn wegen «Widerstandes gegen die Staatsgewalt». Sein Schwiegersohn und Jugendpastor der New Life Church, Illia Budai, wurde ebenfalls verhaftet.
Pastor Gontscharenko und die New Life Church stehen seit Jahren im Visier der belarussischen Behörden, vor allem, weil sie nach den manipulierten Wahlen im Jahr 2020 die pro-demokratischen Proteste im Land unterstützten, die von Präsident Lukaschenko mit Massenverhaftungen und Folter massiv unterdrückt wurden.
Das Regime in Belarus hatte die New Life Church im Februar 2021 gewaltsam aus ihrem Gotteshaus vertrieben. Die Gemeinde traf sich daraufhin weiter auf dem Parkplatz ihres Grundstücks, bis auch dies verboten wurde. Im Juni dieses Jahres zerstörten die Behörden das Kirchengebäude mit Bulldozern, Ende Juli wurde die Internetseite der Kirche gesperrt.
«Extremismus»-Prozess am 23. August
Nach Angaben der Organisation Forum 18 (Norwegen), die sich für Religionsfreiheit einsetzt, wird die New Life Church am 23. August wegen der Veröffentlichung «extremistischer» Informationen, die «eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, einschliesslich des künstlichen Schürens von Spannungen in der Gesellschaft», vor Gericht gestellt.
Die Minsker Staatsanwaltschaft bezieht sich insbesondere auf zwei Beiträge auf der Website. Der erste, vom August 2020, war ein Aufruf zur Teilnahme an einem «Gebet für Belarus», in dem die Kirche erklärte: «Als Christen verurteilen wir die jüngste Gewalt und Grausamkeit und rufen die Behörden zur Umkehr auf.» In der zweiten Erklärung vom November 2020 verurteilte die Kirche erneut die Gewalt des Regimes gegen friedliche Demonstranten während der Anti-Betrugs-Proteste.
Protestantische Quellen in Belarus erklärten, dass dieser Prozess der Auftakt zu einer «legalen» Schliessung der Kirche sein könnte.
Anhaltende Repressionen durch das Regime
Evangelikale Christen in Weißrussland berichteten gegenüber der Nachrichtenagentur Evangelical Focus, dass drei Jahre nach dem Wahlbetrug, der seinerzeit zu massiven Protesten gegen das Lukaschenko-Regime geführt hatte, immer noch neue Gerichtsverfahren gegen Bürger (darunter Mitglieder mehrerer Kirchen) hängig sind.
Die andauernden Menschenrechtsverletzungen in dem osteuropäischen Land werden von zahlreichen internationalen Organisationen angeprangert. Einer der jüngsten Fälle ist der eines christlichen politischen Gefangenen, der nach Verbüssung seiner Haftstrafe nicht zu seiner Frau und seinen Kindern zurückkehren durfte.
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Datum: 18.08.2023
Autor:
Evangelical Focus / Reinhold Scharnowski
Quelle:
Evangelical Focus / übersetzt und bearbeitet von Livenet