together20

«Die Gemeinde lieben – über alle Nationen hinweg»

Die Premiere der Schulungskonferenz «together20»
Yassir Eric an der «together20»-Konferenz (Bild: zVg)
Egzon Shala

für Leitende, Mitarbeitende und Gemeindeteams zum interkulturellen Gemeindebau wurde auf YouTube von rund 300 Zuschauern live verfolgt. Über das Wochenende stieg die Zahl der Aufrufe auf 950 an. Hauptreferent Yassir Eric berichtete aus seinem bewegten Leben und erklärte: «Ich habe es nur geschafft, hier in Europa Fuss zu fassen, weil Menschen mich begleitet haben.»Die Bibel spricht an vielen Stellen davon, dass Gott einmal aus allen Nationen angebetet und verehrt wird. Kaji Ruban, ein junger Secondo und Pastor der Airport Church, ist überzeugt: «Es geht heute darum, Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Menschen und Kulturen in der Kirche. Dazu müssen wir bereit sein, zu lernen und Gott zu vertrauen.» Dies seien zentrale Aufgaben im interkulturellen Gemeindebau.

Yassir Eric, ursprünglich aus dem Nordsudan aus einer islamischen Familie stammend, war der Hauptreferent. Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland. «Jesus Christus ist mir begegnet und hat mir 1990 eine neue Perspektive gegeben.» Nachdem Yassir jahrelang von Angst geprägt nach Gott gesucht hatte, habe Gott ihn gefunden. «Ich habe es dann nur geschafft, hier in Europa Fuss zu fassen, weil Menschen mich begleitet haben. Deshalb möchte ich durch mein Engagement etwas zurückgeben.»

Was alle Menschen gemeinsam haben

Wir alle würden von einem Gott kommen und seien aus einem Menschen geschaffen. Unser gemeinsamer Familienname sei «Adam». Und wir alle seien im Ebenbild Gottes und zur Gemeinschaft geschaffen. «Gleichzeitig sind den Völkern gemäss der Bibel bestimmte Zeiten und Grenzen festgesetzt», sagte Eric weiter. «Es geht heute darum, diese Zeiten zu deuten! Was ist heute wichtig?» Gott sei nicht nur jener, der die Grenzen festlegt, er sei auch der, der Grenzen verschiebt. «Gott bewegt Menschen. Gott hat einen Plan mit jedem Menschen. Wir sind in Jesus Christus vereint über alle Sprachen und Nationen hinweg.»

Es reiche nicht, wenn wir einige Migranten-Experten hätten. «Es geht uns alle etwas an. Wir brauchen zuallererst Menschen, die Jesus Christus lieben. Denn wer Jesus liebt, liebt auch seinen Leib, seine Gemeinde über alle Nationen hinweg.» Lieben heisse auch, sich zu verändern, und das gelte für Migranten wie auch für Schweizer. Eric sprach von Gutem in allen Kulturen, das man behalten soll, Neutralem, das man auch behalten kann und von Negativem, das man aufgeben soll. Gemeinde soll Familie sein, insbesondere für Migranten, die oft allein sind, sei dies zentral. Integration bedeute, jemanden zu haben, der einem Orientierung gibt und mit dem man gemeinsam das Beste in jeder Kultur suchen könne.

«Die Schweizer Gesellschaft ist keine homogene Gesellschaft. Und die Gemeinde ist der beste Ort, wo Integration geschehen kann. Immer geht es hier darum, die biblische Ethik in allen Kulturen zu finden und zu leben», schloss Yassir Eric sein Referat.

Interkultureller Gemeindebau

Anschliessend nahm Egzon Shala, der die SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell koordiniert, die Teilnehmer der Tagung an verschiedene Orte mit und liess sie in spannenden Gesprächen interkulturellen Gemeindebau erleben. Die Pastoren Boris Eichenberger (Vineyard) und Tedros Kidane (Eritreische Gemeinde) aus Aarau erzählten zum Beispiel, wie sie Kirche mit allen Kulturen in der lokalen Allianz leben. Die beiden sehen sich als eine Kirche in aktuell diversen Gruppen. «Mein Herz ist jedoch, dass wir einmal nur noch in einer Gruppe zusammenkommen», meinte Boris abschliessend zu den beiden Gemeinden. Zentrales verbindendes Element der vergangenen Jahre war die die Freundschaft und Verbundenheit der beiden Pastoren.

Der Vormittag wurde nach jedem Teil mit vertiefenden Fragen unterbrochen, welche in regionalen Kleingruppen besprochen und diskutiert werden konnten. Dies kann auch weiterhin geschehen, die Konferenz steht nun online in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch zur Verfügung.

Erste Reaktionen

Erste Echos zeigen Begeisterung und grosses Interesse: «Die Konferenz ist wirklich sehr gelungen, sehr inspirierend und abwechslungsreich! Ein Kompliment an alle Beteiligten!» – «Unser Gemeindeleiter möchte mit mir über die Fragen reden und sie dann in der Gemeindeleitung besprechen.» – «Wir wollen die together20 später mit einem Team aus der Gemeinde schauen und uns darüber austauschen, wie wir besser interkulturell unterwegs sein könnten.»

Die Verantwortlichen von «together20» rechnen damit, dass der interkulturelle Prozess in den Schweizer Kirchen erst am Anfang steht. Sie wollen ihn in den nächsten Jahren weiter fördern und planen bereits «together21» in Biel.

Night of Hope20 – online Hoffnung von Migranten für Migranten

«Night of Hope20» war im Rahmen der Schulungskonferenz «together20» als spezieller Anlass für Migranten und Schweizer geplant. Es sollten zwei Abende der Hoffnung werden, zu denen die Konferenzteilnehmer und die Kirchen der Region Bern Migranten aus ihren Kontakten einladen können. Als Kern des Abends war ein starke zeugnishafte Botschaft von Yassir Eric geplant, der als Migrant aus dem Sudan nach Europa kam, sowie Lebensberichte von Migranten aus der Schweiz. Die Onlineversion konzentrierte sich nun auf ein Studiogespräch mit Alban, einem jungen Migranten aus dem Kosovo, der in der Schweiz nicht gleich das erwartete Glück fand; Yassir Eric wurde für seinen Teil aus Korntal zugeschaltet. Ein Lied auf Berndütsch spiegelte ebenfalls das interkulturelle Miteinander.

Die Organisatoren ermutigten dazu, die «Night of Hope20» nun lokal gemeinsam mit Migranten zu schauen. Der Abend konnte auf fünf Sprachkanälen verfolgt werden: Deutsch, Französisch, Englisch, Farsi und Arabisch. Auch hier waren die Reaktionen positiv. Eine WhatsApp-Nachricht aus der Ostschweiz liess verlauten: «Bin bei der Night of Hope dabei, mit sieben Kurden auf dem Farsi-Kanal.»

Schon während des Freitagabends waren die Zuschaltquoten mit rund 400 Teilnehmenden gut. Über das Wochenende stiegen die YouTube-Views dann auf über 2'500 an: 1'125 auf dem deutsch Kanal, gefolgt Arabisch (420) und Farsi (250). Nicht berücksichtigt ist die Möglichkeit, dass an einem Ort mehre Zuschauer gemeinsam ein Streaming verfolgen konnten. Zu einer lokalen «Night of Hope» für Schweizer und Migranten kann auch weiterhin eingeladen werden. Alle Sprachen stehen auf www.nightofhope20.ch zur Verfügung.

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Datum: 01.12.2020
Autor: Marc Jost / Hans Ueli Beereuter
Quelle: Christen begegnen Muslimen

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