«Ich ging tatsächlich in die Kirche, es war nicht so schlimm»
«Meine Eltern waren Atheisten und mochten keine Christen», erinnert sich Birgit. «Sie sagten, Kirchen seien Müll, sie würden nur Geld machen wollen. In unserem Haus war es fast so, als ob mein Vater der Gott wäre. Man musste ihn verehren und ihm gehorchen, in allem... So war ich als Teenager ein Engel. Ich hatte zu viel Angst davor, geschlagen zu werden, wenn ich etwas falsch gemacht hatte.»
Aber dann, als Birgit 26 war, starb ihre Mutter an Darmkrebs. «Davor kannte ich niemanden, der gestorben war. Als ich die Nachricht hörte, weinte ich sehr viel. Die Beerdigung fand in einer Kirche statt, aber die Person, die sie leitete, war nicht sehr gottesfürchtig.» Also bestätigten sich ihre Vorurteile.
Erste Fragen
«Mit der Zeit begann ich jedoch, mehr Fragen zu stellen, besonders nachdem unsere Kinder geboren waren. Was passiert, wenn wir sterben? Was würde passieren, wenn ich sterben würde? Würde es mich nicht mehr geben? Das beunruhigte mich sehr.»
Dann, als die älteste Tochter im Kindergarten war, fand sie eine Freundin, deren Familie in eine christliche Gemeinde ging. «Auch unsere Tochter wurde in den Kinderclub der Gemeinde eingeladen. Er war kostenlos und ich war eine vielbeschäftigte Mutter von zwei Kindern, also liess ich sie gehen.»
Überraschung: Alle sehen glücklich aus
«Am Ende des Tages holte ich sie ab und schaute mich um. Alle sahen so glücklich aus – die Kinder und die Leiter. Ich war ziemlich überrascht. Ich begann zu überlegen, dass etwas, das die Menschen glücklich macht, vielleicht gar nicht so schlimm sein kann.»
In den folgenden Wochen dachte sie nicht viel darüber nach. «Aber dann, in den Januarferien, veranstaltete die Gemeinde wieder einen Kinderclub, und die Mädchen gingen wieder hin. Am Ende der Woche wurden wir zum Sonntagsgottesdienst eingeladen und ich ging tatsächlich zum ersten Mal überhaupt mit meinem Mann und meinen Töchtern hin.»
«Es war gar nicht so schlimm»
«Es war eigentlich gar nicht so schlimm! Es hat uns ganz gut gefallen. Die Leute waren freundlich.» Zwar kann sich Birgit an nichts mehr erinnern, was gesagt wurde, doch die Gemeinschaft war schön.
«Und dann gingen wir regelmässig in die Gemeinde. Ich kaufte mir eine Bibel, aber ich habe sie nie wirklich angeschaut ... bis ich einen Christen im örtlichen Fitnessstudio traf.»
Das war der Wendepunkt. «Er war ein Ältester (Leiter) in einer anderen Gemeinde und es war wirklich einfach, mit ihm zu reden. Nach einer Weile erzählte ich ihm vom Tod meiner Mutter, und dann stellte ich ihm all meine anderen Fragen über den Glauben und das Sterben und die Bibel.»
Einige Monate später begannen Birgit und ihr Mann, wirklich regelmässig in die Gemeinde zu gehen. «Alles fing an, Sinn zu machen. Der Pastor erklärte, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass er gestorben und auferstanden ist, damit wir zu ihm gehören können.»
Versöhnt
«Es war gut, aber ich habe es immer noch nicht verstanden... besonders die Sache mit der Vergebung. Ich hatte so viele Probleme mit meinem Vater. Ich hatte wirklich Mühe, ihm zu vergeben.»
Irgendwann wurde Birgit klar, «dass ich in all den Jahren nicht wusste, wonach ich suchte. Ich hatte nur Angst vor dem Sterben. Und da wurde mir klar, dass es Gott war, der nach mir suchte. Und ich verstand zum ersten Mal, was Vergebung bedeutet. Ich verstand, was Jesus für mich getan hatte. Ich verzieh meinem Vater. Und das hat mich befreit. Es fühlte sich an, wie eine Last die von meinen Schultern genommen wurde.»
Zum Thema:
Zorn, Schuld – und Vergebung: «Alles, wonach ich mich sehnte, war die Liebe meines Vaters»
«Er tat, was wir befürchteten»: Wenn Vergeben fast unmöglich ist
Ursula Link: Sie vergab dem Mörder ihrer Tochter
Datum: 03.09.2020
Autor: Naomi Reed / Daniel Gerber
Quelle: Eternity News / Übersetzung Livenet