Mutiges Zeugnis in chinesischer Polizeistation
Als die Tür klingelte, war Bolin (Name geändert) gerade mitten in einer Online-Schulung, um andere Christen im Land auszubilden. Sechs Polizisten durchsuchten sein gesamtes Haus. «Ich war etwas nervös, weil sie uns aufforderten, uns nicht zu bewegen», erinnert sich Bolin. «Sie nahmen mir das Mobiltelefon weg. Aber wir versuchten ihnen trotzdem zu zeigen, dass wir kooperieren wollen.» Die Polizisten sammelten alles christliche Material zusammen und nahmen Bolin dann mit auf die Station, während seine Frau zu Hause darauf wartete, dass die Kinder aus der Schule kamen.
Schon sein Vater und seine Schwester mussten Jahre zuvor die Kommunistische Partei verlassen und wurden von der Polizei schwer geschlagen. Sie hatten durch Missionare von Jesus gehört und waren zum Glauben gekommen. Trotzdem folgten auch Bolin und seine Frau mutig Jesus nach, leiteten eine Hausgemeinde bei sich zu Hause und später auch eine Gemeinde für Christen einer ethnischen Minderheit der Region.
«Jetzt mussten sie zuhören»
Auf der Polizeistation angekommen, beschloss Bolin, die Chance zu nutzen. «Im Verhörsaal waren zwei Beamte: Einer stellte Fragen, der andere schrieb auf einem Papier mit. Auf dem Tisch lag zudem ein Aufnahmegerät. Ich sagte mir, dass ich mit einer sanften und ehrfürchtigen Einstellung in das Verhör gehen und es in eine Chance zur Evangelisation kehren würde.» Denn wenn man so mit den Menschen über Jesus sprach, hörten sie oft nicht richtig zu. Während eines Verhörs mussten sie dagegen genau zuhören.
«Sie fragten mich nach jedem Detail meiner Evangelisation – vom ersten Tag bis zur Gegenwart. Ich hatte mir oft vorstellt, dass ich irgendwann in dieser Situation sein würde, aber ich dachte nie, dass ich es packen würde. Ich bin dankbar für den Mut, den Gott mir gab. Während des Verhörs erlebte ich, dass seine Gnade mehr als genug für mich war.»
Ein Wunder
Die Verhöre zogen sich über drei Monate hin. Man sagte ihm, dass er keine Haftstrafe bekommen würde, wenn man zum Ergebnis kam, dass sein Glaube ehrlich war. Er rechnete fest damit, dass man ihn zumindest der Stadt verweisen würde. Doch nach drei Monaten wurde Bolin überrascht: «Ich durfte nicht nur in der Gegend bleiben, sie gaben mir auch alles zurück, was sie konfisziert hatten, darunter zwei Kisten mit evangelistischen Broschüren und über Hundert CDs, die am Ende christliche Inhalte haben.»
So etwas habe man in China praktisch noch nie gehört. «Für mich ist das ein Wunder! Ich erzählte ihnen auch von meiner Entschlossenheit und meiner Haltung: Ich bin Christ. Ich muss das Evangelium weitergeben, denn das ist Gottes Mission für uns. Und wenn es mir jemand verbietet, hier zu predigen, gehe ich woanders hin. Wenn ich tagsüber nicht predigen darf, werde ich es nachts tun. Wenn wir uns tagsüber nicht treffen dürfen, tun wir es nachts. Ich bin bereit, den Preis dafür zu zahlen. Und dazu habe ich nichts getan, was unsere Gesellschaft in Gefahr bringen könnte!» Nun betet er um Schutz, während er von zuhause aus weiterhin die Gemeinde leitet und andere Christen schult.
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Datum: 11.03.2024
Autor:
Simon / Rebekka Schmidt
Quelle:
Open Doors UK / Übersetzt und bearbeitet von Livenet