Netanyahu in Quarantäne

Israelis und Palästinenser von UNO gelobt

Im Heiligen Land verschlimmert sich die Coronakrise: Dies führt zu ganz besonderen Blüten – die UNO, in welcher Israel oft im Akkord verurteilt wird, lobt die Zusammenarbeit zwischen Palästinensern und Israelis. Ein paar Schlaglichter auf die Coronalage in Israel.
Krankenwagen von Magen David Adom in Tel Aviv (Bild: Wikipedia)

Mitarbeiter von Apotheken und Supermärkten messen die Temperatur der Kunden, bevor diese eintreten dürfen. Um einzukaufen, dürfen nur bis zu zwei Kilometer zurückgelegt werden, ansonsten dürfen sich die Bewohner laut dem Magazin «Israel heute» nicht weiter als 100 Meter von Zuhause entfernen.

Da sich eine Beraterin von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit dem Virus infiziert haben soll, wurde gemeldet, dass sich auch der Premier vorsichtshalber in Quarantäne begeben hat.

Der israelische Soziologe Natan Sznaider beobachtet, wie das Land immer früh reagierte. Vor allen anderen wurde ein Flugverbot nach China erlassen oder Auslands-Rückkehrer unter Quarantäne gestellt.

«Wir sind ratlos»

Wie überall, so Natan Sznaider in der «NZZ», überstürzen sich inzwischen in seiner Heimat die Ereignisse. «Auch hier herrscht nun die grosse globale Ratlosigkeit.» Man suche nach Schuldigen, für manche sei «es der Kapitalismus, es ist die neoliberale Grundordnung, es ist die immerwährende Suche nach Profit».

Andere wiederum würden schon fast hilflos nach neuen Formen der Gemeinschaftlichkeit jenseits des «social distancing» suchen. Die Überwachung, die vielenorts bemängelt würde, helfe, einem vor dem Untergang zu bewahren. Die Meinungen gingen auf und ab, doch auch für Israel gelte: «Wir sind ratlos. Das ist wohl das Einzige, was mit Sicherheit gesagt werden kann.»

Israelis und Palästinenser gelobt

«Israelis und Palästinenser sind ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit im Kampf gegen Corona», lobte UN-Generalsekretär António Guterres kürzlich während eines Meetings in Bezug auf die globale Pandemie.

Obschon der jüdische Staat all seine Ressourcen dringend selbst benötigt, steht er der Palästinensischen Autonomiebehörde zur Seite: Die Israelischen Verteidigungskräfte arbeiten eng mit den palästinensischen Medizinern zusammen, um die Ausbreitung des Coronavirus unter den Juden wie auch der arabischen Bevölkerung in Judäa und Samaria einzudämmen, berichtet «Israel heute». Unter anderem wird mit Tests und Schutzmasken geholfen und eine gemeinsame Operationszentrale eingerichtet.

Nicht ungewohnt

Einen «Vorteil» hat Israel: Der Ausnahmezustand ist nicht aussergewöhnlich, erklärt Natan Sznaider. Wegen Saddam Husseins Drohungen mussten die Israelis beispielsweise im Sommer 1990 Gasmasken tragen. Mittlerweile droht der Iran regelmässig und sorgt für Raketenangriffe durch die schiitische Hisbollah vom Libanon aus.

Der erneute Ausnahmezustand führte dazu, dass sich laut der deutschen «Tagesschau» die politischen Rivalen Benjamin Netanyahu und Benny Gantz offenbar zu einer Notstandsregierung zusammenraufen. In dieser würden sich die beiden früheren Widersacher die Macht teilen: Zuerst soll Netanyahu für eineinhalb Jahre Regierungschef werden. Im Oktober kommenden Jahres werde Gantz ihn dann ablösen.

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Datum: 02.04.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute / NZZ / tagesschau.de

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