Pakistan: 12-jährige Christin zu Heirat gezwungen
Nach Angaben des Vaters des Mädchens, Shafique Masih, wurde Saba Shafique am 5. Januar von Muhammad Ali vor ihrem Haus in der Walton Model Colony No. 2 in Lahore entführt. Ali brachte sie in die Stadt Shaheed Benazirabad, früher Nawabshah, in der Provinz Sindh.
Shafique Masih, ein pensionierter Armeeangehöriger und Maler, berichtete, dass Ali am 8. Januar eine gefälschte Heiratsurkunde vorlegte, in der Sabas Alter mit 18 angegeben war. Ihr offizielles Geburtsdatum, der 16. Mai 2012, bestätigt jedoch, dass sie erst zwölf Jahre alt ist. «Auch Sabas äusseres Erscheinungsbild stimmt nicht mit dem Alter überein, das auf den angeblichen Heirats- und Konvertierungsurkunden angegeben ist», erklärte Masih gegenüber «Morning Star News». «Jeder, der diese falsche Konversion und Heirat unterstützt hat, sollte genauso bestraft werden wie Ali.»
Mangelnde Polizeiarbeit
Die örtliche Polizei habe Sabas Alter in ihrem Bericht absichtlich mit 15 oder 16 Jahren angegeben, obwohl Masih darauf bestanden habe, dass sie erst zwölf Jahre und acht Monate alt sei. «Die Polizei hat das Alter absichtlich falsch angegeben. Mein Anwalt, Rana Irfan, hat einen Antrag gestellt, um das Alter gemäss ihrer Geburtsurkunde zu korrigieren.»
Masih beklagte, dass trotz der vergangenen Zeit keine ernsthaften Anstrengungen unternommen worden seien, um seine Tochter zu retten. «Die Polizei sagt, sie brauche eine offizielle Genehmigung, um nach Sindh zu reisen und Saba zu befreien. Aber seit drei Wochen gibt es keine Fortschritte. Ich besuche jeden Tag die Polizeistation, aber es scheint, dass sie den Fall nicht ernst nehmen.»
«Sie ist ein unschuldiges Kind»
Muhammad Ali habe inzwischen bei einem Gericht in Hyderabad eine Petition eingereicht, um Rechtsschutz für die so genannte Ehe zu erhalten – eine gängige Taktik, um die Rückkehr der Opfer zu ihren Familien zu verhindern. Masih: «Ich bin sicher, dass Saba die Wahrheit über ihre Entführung sagen wird, sobald sie aus Alis illegaler Gefangenschaft entlassen wird. Sie ist ein unschuldiges Kind, das unter Zwang Aussagen zugunsten des Täters gemacht hat.»
Ejaz Augustine, ein christlicher Abgeordneter aus Punjab, äusserte sich besorgt über die zunehmende Zahl von Entführungen minderjähriger christlicher Mädchen in der Provinz: «Zwangskonversionen und Zwangsverheiratungen von Minderjährigen sind zu einer ernsten Krise für die christliche Gemeinschaft geworden.»
Ein Gesetzentwurf, der Kinderehen unter Strafe stellen soll, liegt seit April 2024 vor, doch trotz wiederholter Aufforderungen wurde noch keine Entscheidung getroffen.
Interessengruppen gegen Änderungen
Augustine, der auch ehemaliger Minister für Menschenrechte war, wies darauf hin, dass mächtige Interessengruppen gegen die Gesetzesänderung arbeiteten. «Diese Gruppen haben bereits die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes auf Bundesebene im Jahr 2021 verhindert und versuchen nun, auch in Punjab die Anhebung des Heiratsalters für Jungen und Mädchen auf 18 Jahre zu blockieren», sagte er.
Auch Bischof Azad Marshall von der «Church of Pakistan» forderte die Verabschiedung und Umsetzung des Kinderschutzgesetzes. «Die Anhebung des Mindestheiratsalters auf 18 Jahre bietet Schutz vor Kinderehen und Zwangskonversionen.»
Menschenrechtsorganisationen berichten, dass entführte Mädchen in Pakistan häufig zwangsweise zum Islam konvertiert, missbraucht und zu Falschaussagen gezwungen werden.
Geschätzte 1000 Fälle pro Jahr
Nach Angaben des «Center for Social Justice» gab es im Jahr 2023 insgesamt 136 dokumentierte Fälle von Entführungen und Zwangskonversionen, die höchste jemals registrierte Zahl. Davon betrafen 110 Fälle hinduistische Mädchen in Sindh und 26 christliche Mädchen in Punjab.
Inoffizielle Quellen schätzen, dass jährlich bis zu 1’000 Mädchen religiöser Minderheiten Opfer von Zwangskonversionen und Zwangsverheiratungen werden. Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 von «Open Doors» steht Pakistan auf Platz 8.
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Datum: 12.02.2025
Autor:
Christian Daily International / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet