Daniel Frischknecht

«Ja zu Ehe und Familie, Nein zur ‹Ehe für alle›!»

Mit der Publikation im Bundesblatt am 31. Dezember letzten Jahres ging alles sehr schnell. Die Unterschriftenbogen lagen bereits in der zweiten Januarwoche vor. Warum verdient das Referendum gegen «Ehe für alle» breite Unterstützung? Ein Gespräch mit dem Parteipräsidenten der EDU Schweiz.
Der neue EDU-Präsident: Daniel Frischknecht (Bild: EDU Schweiz)

Daniel Frischknecht, welche Bedeutung hat Familie für Sie?
Daniel Frischknecht: Beim Begriff Familie muss ich zuerst einmal unterscheiden zwischen Herkunftsfamilie, d. h. die Familie, in der ich aufgewachsen bin. Dort liegen die Schwerpunkte stark auf Abhängigkeit, Identität, Entwicklung und Zugehörigkeit, dort bin ich ein Teil von ihr. Die Kernfamilie, also die Familie, die ich gegründet habe, besteht aus meiner Ergänzung (komplementär) und der hervorgegangenen Frucht, sprich der Kinder. Dort liegen die Schwerpunkte mehr auf Liebe, Verantwortung, Erziehung und Förderung. Deshalb hat für mich Familie je nach Kontext eine andere Bedeutung.

Was bedeutet Ihnen Ihre Familie konkret?
Die Bedeutung eines Begriffes ist ja auf der einen Seite die Wichtigkeit und auf der anderen Seite der Sinn des Wortes. Aus dieser Perspektive ist meine eigene Familie neben Gott das Zweitwichtigste in meinem Leben. Den Sinn der Familie sehe ich im hohen Entwicklungspotenzial aller Beteiligten. Grundlage dafür ist aber Vertrauen. Ich war sehr erstaunt, als ich mit Anfang Dreissig in Südamerika das Wort für «vertraut» hörte: familiar. Ich denke heute, dass sich eine Familie nicht zuletzt am Ausmass des gegenseitigen Vertrauens messen lässt.

Nicht alle haben das Vorrecht, in einer intakten Familie aufzuwachsen…
Dem kann ich nur beipflichten, da ich selber durch die Alkoholsucht meines Vaters in einer «broken-home»-Familie aufwuchs. Der nicht vorhandene vertraute Rahmen und die permanente Angst vor dem, was als nächstes kommt, hatte tiefe Spuren in meiner Seele hinterlassen. Das führte schon sehr früh zu einem Heimaufenthalt. Ebenfalls früh versuchte ich dann, meiner Ohnmacht und Hilflosigkeit mit Alkohol und später mit Drogen zu entfliehen. Gerade Heroin vermittelt ja ein tiefes Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Erst durch die Begegnung mit Gott und die anschliessende Drogentherapie konnte sich im geschützten Rahmen in mir Vertrauen bilden und entwickeln. Das hatte für mich zu erstaunlichen Ergebnissen geführt. 

«Familie» wird heute sehr unterschiedlich definiert. Warum?
Ich denke, unsere Gesellschaft leidet heute sehr stark unter der weit verbreiteten Gottlosigkeit. Daraus entstehen Egozentrik, Egoismus, übersteigerter Individualismus und eine Fixierung auf Selbstverwirklichung. Trotz dem Ausleben dieser Bestrebungen will man nicht auf Familie verzichten. Was dabei herauskommt, sind Entartungen der Familie. Die neuen Formen von «Familie» tragen nicht mehr das Wesen in sich, für das sie eigentlich bestimmt ist. Familie wird so zunehmend zu einer mehr oder weniger organisierten Wohngemeinschaft. Die Bindungsfähigkeit nimmt ab und die Scheidungsrate zu.

Auch die «Ehe für alle» trägt letztlich den Ausdruck einer Sehnsucht in sich. Ihre Kritik an der Ausweitung des Ehebegriffs?
Die Ehe ist grundsätzlich die Verbindung von Mann und Frau. Dies hat der Architekt des Lebens so vorgesehen, denn nur aus dieser Verbindung ist es auf natürlichem Wege möglich, neues Leben zu zeugen. Sonst wäre das Projekt Menschheit gescheitert. Wer nun gegen diese Grundvoraussetzung rebelliert, sucht nach einem neuen Weg, um seine natürliche Sehnsucht trotzdem zu befriedigen. Dies führt zu entarteten, unethischen und unnatürlichen Handlungen, um letztlich einen egoistischen Wunsch trotzdem zu erfüllen.

Die EDU hat das Referendum gegen die «Ehe für alle» angekündigt. Warum?
Unsere Bundesregierung wie auch das Bundesparlament haben völlig versagt, indem sie unsere Verfassung missachteten, nur um taktisch nicht am Ständemehr zu scheitern. Sie haben ihre politische Agenda mit den entsprechenden Ideologien über die Verfassung und das Volk gestellt. Zweitens soll die Ehe aus den oben erwähnten Gründen (natürliche Reproduktion) exklusiv zwischen Mann und Frau bestehen. Drittens soll der Kinderwunsch von lesbischen Paaren nicht durch die Fortpflanzungsmedizin erfüllt werden. Kinder zu haben ist ein Geschenk, kein Anspruch. Kinder sind keine Handelsware! Und viertens: damit nicht anschliessend die fast schon logische Forderung nach einer Leihmutterschaft für schwule Paare folgt – unter dem Aspekt der «Nicht-Diskriminierung». So würden Frauen zur bezahlten «Gebärmaschine».

Für Sie als neuer Präsident der EDU ist dies die erste grosse Herausforderung. Wie fühlen Sie sich insgesamt?
Ich, respektive wir fühlen uns herausgefordert. Es ist nicht einfach, so eben mal über 50'000 Unterschriften zu sammeln, vor allem jetzt unter den erschwerten Corona-Bedingungen. Das Unterschriftensammeln auf der Strasse ist beinahe unmöglich. Trotzdem sind wir motiviert und zuversichtlich.

Welche Herausforderungen aus EDU-Sicht stehen als nächste an?
Das Referendum ist ja nur die erste Etappe auf dem Weg zum Ziel, die zweite wird dann der Abstimmungskampf sein. Aber der Erfolg über das Erreichen des Referendums wird uns dann nochmals einen Motivationsschub verleihen. Ich persönlich freue mich auf die anstehenden Herausforderungen. Und wir sind ja nicht allein! 

Halt gibt Ihnen auch die Familie?!
Ja, auf jeden Fall. Ohne meine Familie könnte ich vermutlich nur die Hälfte leisten und wäre trotzdem weniger ausgeglichen. Ich habe ja auch noch einen Beruf mit entsprechenden Herausforderungen. Darum bin ich froh, dass es neben allen Verpflichtungen auch noch die «Kür» der Familie gibt. Sie verhilft mir zu einer Ausgeglichenheit – oder Neudeutsch «balance». Die Familie ist für mich der sichere Hafen, Ausdruck der Geborgenheit und der Ort, wo ich abschalten und meine Gedanken wieder auf andere Dinge richten kann. 

Dieses Interview erschien zuerst im Magazin EDU-Standpunkt.

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Datum: 13.02.2021
Autor: Thomas Feuz
Quelle: EDU-Standpunkt

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