Verstoss gegen Religionsfreiheit

Covid-19-Eingangskontrolle für Schweizer Freikirchen keine Option

Bis im Sommer will der Bund ein Covid-Zertifikat lancieren – die Vernehmlassung dazu läuft. Die Freikirchen in der Schweiz lehnen eine zertifikatsbasierte Eingangskontrolle vor Veranstaltungen ab.
Impfpass (Bild: Unsplash)
Peter Schneeberger

Gottesdienste sind ein Ausdruck unserer freien Religionsausübung und dürfen nicht durch eine Identitätskontrolle jeglicher Art reglementiert werden, so sieht es der Dachverband der Schweizer Freikirchen. Die Massnahme wäre unverhältnismässig, denn die Freikirchen haben frühzeitig andere wirksame Schutzmassnahmen umgesetzt.

Das Covid-Zertifikat ist für den Dachverband Freikirchen.ch zwar keine Kernfrage des christlichen Glaubens. «Aber wenn wir das Wort 'frei' schon im Namen führen, liegt es in der Natur der Sache, sich für die Freiheit der Religionsausübung, der Versammlungsfreiheit und der freien Meinungsäusserung einzusetzen», erklärt Peter Schneeberger, Präsident von Freikirchen.ch, dem Dachverband der Freikirchen und christlichen Gemeinschaften.

Einstimmig hat die Leiterkonferenz des Dachverbandes ein Argumentarium zur «ethischen Einordung zum Covid-Zertifikat» (siehe unten) abgenommen und lehnt das Covid-Zertifikat als Zugangskontrolle für Gottesdienste ab. Der Gottesdienst sei nämlich gemäss Bundesverfassung anders zu handhaben als andere Veranstaltungen. Verhältnismässigkeit in der Bekämpfung der Pandemie heisse, die milderen Massnahmen zum Schutz der Ansteckungen zu bevorzugen.

Engagement für verfassungsmässige Freiheitsrechte

«Es darf nicht so weit kommen, dass wir Menschen vor den Kirchentüren abweisen müssen, bloss weil sie ihre Identitätskarte und ihr Covid-Zertifikat nicht vorzeigen können», sagt Peter Schneeberger und ergänzt: «Wenn wir Eingangskontrollen nach den Vorstellungen des Bundes vornehmen müssten, würden unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu einer Art internen Polizei mutieren.»

Eine solche aber wäre ein völlig fremdes Element in der Gottesdienstkultur, die sowohl auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene zum solidarischen Miteinander in unserem Land beitrage. Zudem sei zu bedenken, dass nicht nur Risikopatienten zu den vulnerablen Gruppen gehören, sondern auch Personen, die sich Covid-Tests oder Covid-Zertifikate nicht mehr leisten können, wenn diese wieder kostenpflichtig werden.

Gottesdienst ist kein Rockkonzert

Die Freikirchen in der Schweiz haben seit Ausbruch der Pandemie wirksame Schutzmasskonzepte entwickelt und konsequent umgesetzt. Sie stellen sich denn auch nicht kategorisch gegen ein Covid-Zertifikat. «Der Ausweis könnte etwa bei grossen Konzerten dazu beitragen, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Gottesdienste sind aber keine Rockkonzerte, wo die Menschen eng aneinander tanzen», erklärt Schneeberger. Er sieht in einer zertifikatsbasierten Eingangskontrolle einen Verstoss gegen das Verhältnismässigkeitsprinzip: «Schon bisher ist uns keine Covid-Ansteckungswelle aus einem Freikirchengottesdienst in der Schweiz bekannt.»

Über Freikirchen Schweiz:
Freikirchen.ch ist der Dachverband der Freikirchen und christlicher Gemeinschaften in der Schweiz. Er ist ein nationaler Kirchenverband mit 20 freikirchlichen Bewegungen aus der Deutschschweiz, zu denen über 750 örtliche Kirchen mit ihren diakonischen Werken gehören. Neben der Schweizer Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Schweiz versteht sich der Dachverband Freikirchen.ch als dritte Kraft der christlichen Kirchen in der Schweiz und als Sprachrohr für die gemeinsamen Anliegen der Freikirchen.

 

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Datum: 13.05.2021
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: freikirchen.ch

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