Glaube hinter Gittern

Befreit leben im Gefängnis

Argentinien hat das weltweit einzige christliche Gefängnis. Es heisst «Unidad 25» («Einheit 25») und steht in Buenos Aires. Der «Deutschlandfunk» hat die Einrichtung vorgestellt.
Buenos Aires

«Einheit 25» ist ein besonderer Teil eines grossen Gefängniskomplexes nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Hier herrscht ein anderes Klima, als man es in einem Gefängnis erwarten würde: Die Gefangenen sind gläubige Christen. Zum Beispiel David Gonzales. Er ist im Gefängnis, weil er zwei Menschen ermordet hat. Aber heute verkündet er das Evangelium.

Keine Drogen, kein Alkohol und kein Diebstahl – ebenfalls Regeln der Anstalt. Wer sich nicht daran hält, muss wieder in eine «normale» Abteilung des grossen Gefängnisses. Über diesen aussergewöhnlichen Ort berichtete der «Deutschlandfunk» am Montag, dem 10. Januar 2011.

Auf dem Weg zum besseren Menschen

Die meisten der Insassen in «Einheit 25» haben in der Haft zum Glauben gefunden und bereuen ihre Verbrechen. Gonzales ist der Gefängnispastor und erzählt dem «Deutschlandfunk», die Gefangenen sollten lernen, sich «gut zu benehmen, zu arbeiten und zu studieren». Die Teilnahme an den Gottesdiensten sei keine Pflicht, aber jeder habe den Glauben der anderen zu akzeptieren.

Wie man die Bildungsangebote der Haftanstalt optimal nutzt, macht Gonzales selbst vor: Als er verurteilt wurde, hatte er nur wenig Schulerfahrung. Im Gefängnis machte er erst das Abitur und absolviert nun ein Jura-Fernstudium. «Früher war ich sehr rebellisch und habe nur Mist gebaut, und heute leite ich eine Gemeinde. Eine Gefängnis-Gemeinde zwar, aber immerhin eine Gemeinde», staunt er über seine Situation und das, was Gott für ihn getan habe.

Pfingstkirchen auf dem Vormarsch

Auch unter den Insassen der «Einheit 25» finden sich verschiedene Glaubensformen: Einige der Männer sind Katholiken, die meisten aber sind Christen pfingstlerischer Prägung. Die Pfingstgemeinden erleben in Lateinamerika grossen Zulauf und gewinnen allmählich mehr an Bedeutung als die katholische Kirche. In Argentinien gehören ihnen bereits zehn Prozent der Bevölkerung an, meldet der «Deutschlandfunk».

«Die einfache Botschaft der Pfingstkirchler, dass auch ein Sünder neu anfangen kann, wenn er sein Leben in Gottes Hand gibt, fällt in den Gefängnissen auf besonders fruchtbaren Boden», heisst es in dem Radiobeitrag. Er berichtet auch über «ekstatische Gebetszeiten»: Gefangene weinen und lachen, einige «scheinen in Trance versetzt, manche fallen zu Boden».

Dazu hört man die Männer singen und «in Zungen reden» – der «Sprache des Heiligen Geistes», wie Pastorin Susanna Franco erklärt. Sie besucht regelmässig das Gefängnis, um Gottesdienste abzuhalten.

In mehreren argentinischen Gefängnissen gebe es mittlerweile Abteilungen für Christen, mit der «Einheit 25» sei aber vor acht Jahren die erste «rein christliche Haftanstalt» eingerichtet worden, heisst es in dem Bericht. «Es ist kein Zufall, dass es hier nicht zur Gewalt kommt» meint der Direktor der Anstalt, Jorge Mario Bolo, und führt dies auf die christlichen Werte der Insassen zurück: «Die christliche Doktrin spricht von Nächstenliebe, von Toleranz, vom Leben in Würde und der Suche nach dem Guten».

Zum Thema:
Auszüge aus der Reportage auf Youtube
Zum Hörbeitrag des «Deutschlandfunks»

Datum: 17.01.2011
Quelle: PRO Medienmagazin, Bearbeitung: Livenet.ch

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