Brutale Gewalt in Nigeria

Fast 17’000 Christen in den letzten vier Jahren getötet

Strassenszene in Okene, Nigeria
Eine neue Studie enthüllt erschütternde Fakten über religiös motivierte Gewalt in Nigeria. Zwischen 2019 und 2023 wurden fast 17’000 Christen durch Gewaltverbrechen getötet. Die Täter sind oft radikalisierte muslimische Fulani-Hirten.

Eine umfassende Studie des «Observatory for Religious Freedom in Africa» (ORFA) zeigt das erschütternde Ausmass der Gewalt gegen Christen in Nigeria. In den letzten vier Jahren kamen fast 17'000 Christen ums Leben.

Über 55 Prozent dieser Morde gehen auf das Konto radikalisierter muslimischer Fulani-Hirten, die in weiten Teilen des Landes nahezu ungehindert agieren können.

«Islamistische Extremisten geniessen in weiten Teilen Nigerias relative Freiheit, Gräueltaten gegen Zivilisten zu begehen», heisst es in dem ORFA-Bericht. Die Studie registrierte insgesamt fast 10’000 Angriffe und 56’000 Todesopfer, von denen mehr als 30’000 Zivilisten waren.

Christliche Gemeinden besonders betroffen

Die Zahlen zeigen, dass die christliche Bevölkerung besonders von der Gewalt betroffen ist. Mit 16’769 Opfern ist die Zahl der getöteten Christen mehr als doppelt so hoch wie die der getöteten Muslime, die mit 6’235 Opfern ebenfalls stark betroffen sind. «In den Staaten, in denen die Angriffe stattfanden, ist der Anteil der Opfer unter den christlichen Gemeinschaften aussergewöhnlich hoch. Proportional werden 6,5-mal mehr Christen als Muslime ermordet», stellt ORFA fest, da die Christen in diesen Gebieten eine klare Minderheit darstellen.

Die Gewalt konzentriert sich vor allem auf den zentralen Norden Nigerias und den südlichen Bundesstaat Kaduna. Trotz der anhaltenden Angriffe gebe es «bemerkenswert wenig sicherheitspolitisches Engagement an den Tatorten», heisst es in der Studie weiter. Millionen von Menschen bleiben deshalb schutzlos.

Mangelnder Schutz und Hilferufe bleiben ungehört

Frans Vierhout, leitender Analyst bei ORFA, kritisiert die Untätigkeit der Sicherheitskräfte: «Seit Jahren hören wir Hilferufe, die ignoriert werden, während Terroristen wehrlose Gemeinden angreifen. Jetzt sprechen die Daten eine klare Sprache.»

Doch die Gewalt beschränkt sich nicht auf Morde. Die Studie dokumentiert auch 21’000 Entführungen im gleichen Zeitraum. Dabei sind Christen 1,4-mal häufiger von Entführungen betroffen als Muslime.

Islamistische Ziele und das Leid der Opfer

Laut Gideon Para-Mallam, einem weiteren Analysten von ORFA, der sich am WEF für die verfolgten Christen in seiner Heimat einsetzte, werden Christen gezielt von der «Fulani Ethnic Militia» (FEM) angegriffen, obwohl auch Muslime «schwer unter ihren Händen leiden». Entführungen, vor allem von jungen Frauen, sind oft islamistisch motiviert. «Wo junge Frauen entführt, gefoltert und sexuell missbraucht werden, schwindet die Hoffnung auf ein normales Ehe- und Familienleben oft für immer», erklärt Para-Mallam.

Die Folgen der Gewalt sind katastrophal. Laut ORFA sind 3,3 Millionen Nigerianer aufgrund der anhaltenden Unsicherheit aus ihren Häusern vertrieben worden und leben nun in provisorischen Lagern.

ORFA fordert die internationale Gemeinschaft auf, diese alarmierenden Ergebnisse ernst zu nehmen und «mehr zu tun, um das Ausmass der Herausforderungen in Nigeria zu verstehen». Es besteht dringender Handlungsbedarf angesichts der brutalen Gewalt gegen wehrlose Gemeinschaften.

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Datum: 09.09.2024
Autor: Jennifer Moreno / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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