«Chouf-nüt-Tag»

Atempause im Konsumverhalten

«Einfach leben» kann ganz schön anstrengend sein. Wie seit acht Jahren schon findet auch in der Schweiz der internationale «Chouf-nüt-Tag» am letzten November-Samstag statt. «ChristNet» ruft dazu auf, den Konsum für einen Tag zu unterbrechen.
Ein Tag auf den Durst nach Konsum verzichten – dazu ruft Christnet auf

Der «Chouf-nüt-Tag» (Kauf-nichts-Tag) wurde in den 1990er Jahren als «Buy Nothing Day» in Kanada lanciert. Er breitete sich in über 50 Länder aus. Die christliche Bewegung «ChristNet» ruft dazu auf, am 26. November 2011 nichts zu kaufen. Der Bewegung gehe es darum, «wenigstens einmal pro Jahr den Drang und Druck zu fortlaufendem Konsum einzudämmen.»

Samuel und Ariane Ninck-Lehmann gehören zu den Initianten von «ChristNet». Das Ehepaar pflegt einen bescheidenen Lebensstil – nicht nur am «Chouf-nüt-Tag» – sondern das ganze Jahr durch. Wir wollten von den beiden wissen, wie das konkret aussieht.

Livenet: Ariane und Samuel Ninck-Lehmann, wie leben Sie heute, und wie sind Sie dazu gekommen?

Samuel: Während meinem Studium lernte ich «ChristNet»1 und das Modell Cukup2 kennen. In der Folge stiess ich in der Bibel in den Sprüchen auf den Vers, dass wir «weder zu viel noch zu wenig haben sollten». Ich begann, um Vertrauen in die Fürsorge Gottes zu beten. Das Bewusstsein wuchs dafür, dass nicht selbstverständlich mir gehört, was ich zuviel habe. In der Auseinandersetzung mit der Nord-Süd-Problematik realisierte ich: Ich gehörte zu den sieben Prozent Reichsten der Welt.

Was ist einfaches Leben?
Samuel: Ich versuche, mich dem Konsumzwang zu entziehen. Ich renne zum Beispiel nicht der neuesten Mode nach, sondern kaufe auch mal Second Hand-Kleider oder einen Occasions-Computer. Wir besitzen weder Auto noch Fernseher.

Ariane: Ich habe nicht den Eindruck, dass wir sehr einfach leben, denn wir haben viele Bücher, einen Computer und so weiter. Ich bemühe mich aber, nachhaltig einzukaufen.

Samuel: Unser Esstisch stammt vom Sozialwerk der reformierten Kirche Genf und diente mir zuerst als Bürotisch.

Was löst ein Leben in Einfachheit in der Umgebung aus?
Samuel: Der «Chouf-Nüt-Tag» brachte das Fernsehen auf unsere Spur. Dieser Aktionstag beeinflusste mich selbst sehr. Als wir ihn erstmals organisierten, fragten wir uns, was Glaube mit Konsum zu tun habe. Wir entdeckten: Konsum ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Die Werbung, der Einfluss von andern und unsere eigenen Werte beeinflussen unsere Kaufentscheidungen. Und wir erkannten, dass wir als Christen andere Werte haben.

Wie können wir zum Beispiel verantworten, Lebensmittel aus ungerechter Produktion zu kaufen oder Produkte, die die Schöpfung zerstören? Es war für mich eine Offenbarung. Daraus entstand auch der Gedanke, selbst weniger zu konsumieren und mich stärker für Menschen statt für Güter zu interessieren.

Kann man das alleine?
Samuel: Die Mehrheit unserer Freunde lebt in einer «einfachen Dynamik». Einige wegen ihrer Glaubensüberzeugung, andere aus ökologischen und sozialen Gründen. Nicht alle sind dabei gleich glücklich, einige möchten sich später mehr leisten können.

Wer profitiert von Ihrem einfachen Lebensstil?
Samuel: Was ich nicht brauche, möchte ich weggeben, oder für etwas Sinnvolles zurücklegen. Wir unterstützen Projekte auch ausserhalb der Gemeinde, zum Beispiel die Strassenkinderarbeit Onesimo und eine Versöhnungsarbeit in Israel.

Hinweis – 26. November 2011:
Chouf-nüt-Strassenaktion und -Besinnung in Bern:
13 bis 15 Uhr vor der Heiliggeist-Kirche Bern: warme Getränke, Theater, Infos und Diskussionen.
17 bis 18 Uhr in der Heiliggeist-Kirche Bern: Klänge, Gedanken und Texte zu einfachem Leben, Lieder, Stille.

So kann man sich beteiligen:

Flyer verteilen oder Strassentheater zum Thema «einfach leben». Konsumkritisch und lebensfroh. Je mehr Leute mitmachen, umso besser. Anmeldung bei Lena Gubler lenagubler@hotmail.com Es braucht kein grosses schauspielerisches Talent, um dabei zu sein.

Zum Thema:

«Chouf-nüt-Tag» (ChristNet) 
Chouf-nüt-Tag auf Radio DRS
 
Blickpunkt Religion 

«Chouf-nüt-Tag» auf Youtube:

Datum: 24.11.2011
Autor: Fritz Imhof / Bruno Graber
Quelle: Livenet

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