CVP-Präsident Christophe Darbellay

«Ohne das ‚C‘ würden wir sehr viel verlieren»

100 Jahre nach ihrer Gründung sollte die Christlichdemokratische Volkspartei nicht auf das «C» im Namen verzichten. Ihr Präsident Christophe Darbellay unterstreicht im Gespräch mit idea Spektrum die Bedeutung der Familie.
CVP-Präsident Christophe Darbellay

Der Präsident preist seine Partei als die einzige im Land, «die sich zum C bekennt und wirklich christlich-abendländische Werte vertritt». Das C steht laut Christophe Darbellay «für wichtige Werte, eine Weltanschauung, eine menschliche Einstellung. Mit dem C sagen wir, dass der Mensch frei ist, dass er aber eine Verantwortung trägt für das Land, für die Schwachen, für das Leben, für die Schöpfung.»

«Grösstes Potenzial» in der Mitte

Seit Jahrzehnten ist die CVP, 1912 als Partei der Katholisch-Konservativen gegründet, eine staatstragende Partei. Angesichts der Diskussion um das C im Parteinamen verweist der 41-jährige Walliser Politiker auf eine repräsentative Imagestudie. Sie habe ergeben, «dass das C für unsere Leute sehr wichtig ist». Ausserhalb der Stammwählerschaft müsse die CVP mit guter Politik punkten. Von allen Mitteparteien habe sie das grösste Potenzial. Daher sei sie gefordert, «sich auf Kernthemen zu konzentrieren, klare politische Positionen zu haben und sie konsequent zu vertreten, vielleicht noch etwas kämpferischer».

Für Ehe und Familie

Die Volksinitiativen für die Familie und die Ehe hebt der Parteichef im Gespräch mit idea Spektrum hervor. «Wir wurden wegen dieser Initiativen ja auch stark kritisiert, doch wir betrachten Ehe und Familie keineswegs als Auslaufmodell. In einer Gesellschaft, in der Ehe und Familie stark durchgeschüttelt werden, braucht es eine klare Position für sie.» Die CVP werde die Initiativen durchziehen. «Die Diskriminierung der Ehe und die Schwächung der Familie akzeptieren wir nicht mehr.»

Bei Abtreibungsfinanzierung uneins

Dass zwei CVP-Frauen die Komitees für und gegen die Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» präsidieren, stört ihn. «Doch wir sind eine Volkspartei, in der verschiedene Positionen vertreten werden.» Dazu gehöre eine offene Diskussion. Die CVP müsse akzeptieren, dass es Menschen mit verschiedenen geschlechtlichen Orientierungen gebe, sagt der Parteipräsident. Sie habe «nach intensiven Diskussionen» das Partnerschaftsgesetz befürwortet. Die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare lehnt Darbellay, der in diesen Tagen zum zweiten Mal Vater wird, ab.

Eine Islamisierung der Schweiz durch überzeugte Muslime fürchtet der CVP-Präsident nicht. Die Angst vor Islamisierung komme «oft von Leuten, die nicht mehr in die Kirche gehen, keinen Gott haben und an nichts mehr glauben.» Es gelte, alle Religionen zu respektieren. «Ich habe nur Probleme mit Leuten, die ihre religiösen Überzeugungen über unsere Verfassung und Gesetzgebung stellen wollen. Solche Leute haben in der Schweiz nichts zu suchen.»

CVP und EVP

Neben der CVP machen auch EVP und EDU Politik auf christlicher Grundlage. Darbellay findet, CVP und EVP sollten als christlich orientierte Parteien, «die ihre konfessionellen Bindungen längst aufgegeben haben», vermehrt gemeinsam auftreten. Der Parteipräsident wünscht, dass sich die Politik an Werten orientiert, «die uns die Religion vorgibt». Sie seien zukunftsweisend und im Volk weiterhin breit akzeptiert. Persönlich wäre er ohne Glauben viel weniger optimistisch. «Für mich wäre das Leben viel trauriger, wenn ich mich nicht an Gott halten könnte.»

Das ganze Gespräch mit Christophe Darbellay im idea Spektrum.

Datum: 17.12.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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