Christen in Nepal

Ein Herz für Kinder und Menschen am Rande

Jung, aus niederer Kaste, mit schwieriger Vergangenheit und trotzdem Missionar im eigenen Land. Dies ist die Geschichte von drei jungen Nepalis, die im Interview Einblick in ihre Arbeit geben.
Nepal
Mina
Biswas
Maya mit Ehemann

In den 1960 Jahren gab es zwar erst eine Handvoll einheimische Christen in Nepal, dennoch hatte eine Gemeindegründungsbewegung ihren Anfang genommen. Bis 1990 wurden Christen verfolgt und einige landeten im Gefängnis, unter ihnen auch junge Missionare von Jugend mit einer Mission (JMEM).

Als in den 90er-Jahren eine Mehrparteien-Demokratie eingeführt wurde, bekamen auch Christen mehr Freiheit und die Gemeinden in Nepal wuchsen stark. Mittlerweile gibt es wohl bald ein halbe Million Christen in Nepal. Aber in den letzten Jahren nimmt auch in Nepal die Christenverfolgung zu, vor allem auf Grund des politischen und wirtschaftlichen Druckes aus Indien. Als eines der ärmsten Länder Asiens ist Nepal wirtschaftlich von Indien abhängig.

Junge einheimische Missionare

Trotz allem lassen sich junge, einheimische JMEM Missionare nicht aufhalten, weiterhin tätig zu sein und das Evangelium weiterzusagen. Mina, Maya und Biswas (Namen geändert) erzählen im Interview, wie sie das machen. Alle drei haben eine schwierige, von Armut und Missbrauch geprägte Kindheit hinter sich.

Erzählt doch ein wenig, wo ihr herkommt.
Mina
: Ich bin in Nordindien in einer Hindufamile mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. Später kam ein Stiefvater dazu, welcher mich sexuell missbrauchte. Ich erlebte viel Zerbrochenheit, bis ein Leiter von JMEM dies sah und mich einlud, eine Jüngerschaftsschule zu absolvieren. Ich war gerade mal 15-Jährig und willigte ein. Während der Schule lernte ich dann Jesus richtig kennen.

Maya: Ich bin in einem Dorf den Bergen aufgewachsen ohne Strom, fliessendes Wasser oder einen Arzt. Die meisten Leute waren Hindus oder Buddhisten, sie beteten Steine an und brachten ihnen Opfer. Als Kind und Teenager hatte ich ganz viele Fragen, zum Beispie, wer wohl die hohen Berge und den Himmel erschaffen hat. In den Buddhistischen, tibetisch geschriebenen Büchern fand ich keine Antwort. Ein tibetischer Mönch sagte mir, dass sie nicht übersetzt werden dürften, da Nepali keine göttliche Sprache sei, was bei mir noch mehr Fragen aufwarf.

Mit 15 Jahren zog ich zu meiner Tante, um weiterhin in die Schule gehen zu können. Sie und ihre Familie sind Christen. So kam es, dass ich mit ihnen in die Kirche ging. Die Musik zog mich an und ich fühlte Frieden dort. Ich staunte darüber, dass die Christen ein dickes Buch ganz ohne Bilder lasen. Ich begann, darin zu lesen und fand in 1. Mose die Antwort auf meine Fragen zur Erschaffung der Erde. Später nahm ich Jesus als meinen Retter an.

Biswas: Ich war ein Hindu und ich bin mit einer Stiefmutter aufgewachsen. Es war sehr schwierig, da mein Vater oft betrunken war und meine Stiefmutter mich überhaupt nicht mochte. So lief ich weg und lebte einige Jahre auf der Strasse. Dort begegneten mir JMEM-Missionare, die sich um Strassenkinder kümmerten. Als ich krank wurde, nahmen sie mich mit in ihr Haus. Diese Begegnung veränderte wirklich alles. Durch sie lernte ich Jesus Christus kennen. Danach schaffte ich es auch, meinem Vater zu vergeben. Ich wurde dann von der Teamleiter-Familie adoptiert.

Wie seid ihr zu JMEM gekommen?
Mina
: Ich hatte ein Herz für Kinder und wollte ihnen unbedingt helfen. Deshalb habe ich in Kalkutta unter Strassenkindern gearbeitet. Nach einigen Jahren in Kalkutta ging ich nach Pokhara in Nepal, absolvierte eine Bibelschule und fühlte mich dann gerufen, zum niedrigkastigen Volk der Badi zu gehen, wo die Frauen traditionellerweise als Prostituierte arbeiteten. Dort half ich den Frauen und Kindern. Meine Leiter sandten mich zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen aus. Jetzt sind wir bereits seit drei Jahren dort. Wir geben den Kindern Nachhilfe-Unterricht und lernen so auch die Eltern kennen. Wir können den Kindern und den Eltern zeigen, dass sie wertvoll sind. Durch die Nachhilfe haben wir sogar die Möglichkeit, ihnen von Jesus zu erzählen.

Maya: Dadurch, dass aus meiner Gemeinde ganz viele Leute eine Jüngerschaftsschule machten, entschlossen sich mein Ehemann und ich, auch so eine Schule zu besuchen. Ich wollte immer Gott dienen, hörte aber immer, dass ich dazu eine mehrjährige Bibelschule machen müsste. Bei JMEM fand ich heraus, dass ich gleich Gott dienen kann. Heute bin ich King's Kids-Mitarbeiterin und arbeite unter Kindern und Teenagern. Ich habe das Anliegen, dass noch mehr Leute für diese Arbeit ausgebildet werden. Darum leite ich im Moment die JMEM Schule «Prinzipien der Kinder und Jugendarbeit» in Nepal.

Biswas: Während meiner Schulzeit dachte ich nie daran, Missionar zu werden. Ich suchte mir daher eine «normale» Arbeit, fand aber keine Befriedigung darin. Schon als Kind fühlte ich, dass ich einmal anderen helfen möchte. Als Teenager vergass ich das, fand aber zu meiner Berufung zurück, absolvierte verschiedene JMEM-Schulen und half mit, die «Schule für Anbetung» in Nepal aufzubauen. Gott sprach zu mir durch das Leben von Moses, der in einer anderen Familie aufwuchs, aber zu seiner eigenen Familie zurückgerufen wurde. Ich spürte den Ruf Gottes, dass ich zu meiner Familie, den Strassenkindern, zurückgehen sollte. Seit ein paar Jahren arbeite ich mit King's Kids/JMEM und helfe den Kindern, ein besseres Leben zu haben und Jesus kennenzulernen. Ich spiele Fussball mit ihnen. In einem gemieteten Raum unterrichtete ich sie in Musik und bringe ihnen Lesen und Schreiben bei. Wenn sie Wunden haben, verbinde ich diese oder bringe sie zu einem Arzt. Es ist mein Herzensanliegen, dass sie weg von der Strasse kommen.

Erlebt ihr als Christen Verfolgung?
Mina
: Wir treffen uns normalerweise mit den Kindern unter einem Baum, da uns kein Raum zur Verfügung steht. Da kamen eines Tages hochkastige Hindus vorbei, machten Videos von uns und wollten wissen, was wir hier tun. Sie kontrollierten sogar unsere Taschen. Sie warnten uns, falls wir jemals den Kindern etwas geben würden, Schokolade zum Beispiel, um sie zu einer Bekehrung zu überreden, würden sie uns ins Gefängnis werfen lassen. Die Eltern sagten uns aber, dass wir keine Angst haben sollten, sie würden uns beschützen.

Maya: Vor ein paar Jahren gingen wir mit einem Team in einen Slum und zeigten das Drama vom Verlorenen Sohn. Ein Mann kam und fragte uns, was wir da machten. Er war sehr zornig über uns. Wir müssen nun viel vorsichtiger sein.

In den letzten Jahren hat die Verfolgung zugenommen. Viele Leute sind bereits im Gefängnis gelandet, so auch ein Verwandter von mir, der in einer Schule von Jesus erzählt hatte. Diese Probleme nehmen rasant zu.

Biswas: Wenn man auf der Strasse arbeitet, trifft man nicht nur Strassenjungen, sondern auch Mädchen. Da wird man scharf beobachtet. Wenn man sich als Christ outet, wird man sofort verdächtigt, dass man nur auf Bekehrung aus ist. Schon zweimal wurde ich von solchen Leuten zu einem Polizeiposten geführt. Da ich im Moment keinen Raum habe, ist es schwierig, die Strassenkinder ungestört zu treffen.

Fazit:

Es braucht Mut, in einem Land wie Nepal immer weiter das Evangelium zu verkünden. Die Christen in Nepal sind daher sehr dankbar und froh, wenn für sie gebetet wird.

Zum Thema:
Unser christliches Erbe: Back to the roots! – Der Weg in die Zukunft
Nachruf Dani Jacot: Abschied von einem prägenden Diener
Drei Wunder erlebt: Tilak, der Junge, der weder hören noch lesen konnte

Datum: 29.08.2019
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung