Gerhard Pfister

«Das 'C' im Namen hat sich zur Hypothek entwickelt»

Mit dem Etikett
Zusammenstellung des alten (links) und des neuen Logos (rechts) (Bild: Livenet)
Gerhard Pfister

«christlich» lassen sich heute keine Wahlen mehr gewinnen. Die Abschaffung des «C» ist für die CVP so gut wie beschlossen. Doch was wird der Namenswechsel der CVP bringen? Und was wird sie verlieren?Inskünftig soll die CVP zusammen mit der fusionierten BDP den Namen «Die Mitte» tragen. Auch viele Skeptiker in der CVP haben sich laut Radio SRF mit dem neuen Namen abgefunden. Aber ebenso wollen – gerade in den CVP Stammlanden – viele das «C» behalten. Die Kantonalparteien sollen diese Entscheidung selbst treffen können.

Wenig Resonanz für das «C»

Spätestens 2027 will «Die Mitte» wieder zwei Bundesräte haben. So erklärt Parteipräsident Gerhard Pfister das Ziel, das er mit dem Namenswechsel verbindet. Er will vorwärts blicken und damit vergessen lassen, dass er selbst unlängst aktiv für die «christlichen Werte» der Schweiz eingestanden ist. Nachdem er damit auf grosse Widerstände und heftige Kritik gestossen ist, zieht er jetzt die Konsequenzen und gibt indirekt zu, dass mit «christlich» in unserem Land keine neuen Wähler zu gewinnen sind. Das «C» habe sich vielmehr zur Hypothek entwickelt.

Gegenüber CH Media begründete Pfister seine heutige Position: «Ich unterscheide zwischen meiner persönlichen Befindlichkeit und der Situation der nationalen Partei. Ich bin Präsident der CVP Schweiz. Man kann mir nicht vorwerfen, dass ich nicht über das C diskutiert habe», betont Pfister. Die Wertedebatte sei aber intern «nicht auf sehr grosse Resonanz» gestossen.

Christlich politisieren?

Was zu denken geben muss. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass viele potenzielle Wähler ihre Abneigung gegen die katholische Kirche mit dem «C» in Verbindung bringen und nicht in der Lage sind, «christliche Werte» mit politischer Arbeit und Zielen zu verbinden. Auch wenn sie letztlich erwarten, dass in der Politik Werte gelten sollen, die eine christliche Basis haben. Anders die Evangelische Volkspartei (EVP), die hier keinen Spagat sieht, sondern christlichen Glauben durchaus mit Werten verbindet, die sich auch öffentlich kommunizieren lassen. Sie wird inskünftig die einzige nationale Partei im Nationalrat sein, die sich noch eine christliche Bezeichnung gibt.

Christliche Werte haben nicht ausgedient

Dass der christliche Glaube in der Politik nicht ausgedient hat, belegen nicht nur der unlängst gegründete Thinktank Kirche/Politik, sondern auch Denker wie der Schriftsteller Thomas Hürlimann, der in einem Essay in «Die Zeit» angemahnt hat, dass sich immer mehr ein säkularer Religionsersatz breit mache: «wo früher das Kreuz hing, hängt heute das Rauchverbot». Er äussert sich darin prägnant gegen die Entsakralisierung der Gesellschaft, den Versuch der Theologen, sich vom Glauben an Gott zu dispensieren und gegen die neuen Dogmen. «Erstes Gebot: Du sollst den Abfall trennen! Zweites Gebot: Du sollst dich vegan ernähren! Drittes Gebot: Du sollst alles durchgendern! Viertes Gebot: Du sollst so tolerant sein wie Globi im neuesten Globi-Buch!»

Zum Thema:
Soll die CVP das C abschaffen?: «CVP vertritt keine christlichen Positionen mehr»
Heiratsstrafe: CVP zieht Volksinitiative zurück – darf sie das?
CVP-Präsident Christophe Darbellay : «Ohne das ‚C‘ würden wir sehr viel verlieren»

Datum: 08.09.2020
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung