St. Galler Sozialfirma feiert Jubiläum

«Läbeplus – mehr als Arbeit»

Mit einem Gottesdienst, Ballonwettbewerb und anschliessendem Festprogramm feierte «Läbeplus – mehr als Arbeit» am 25. September 2011 sein 1-jähriges Jubiläum. Das zur «Stiftung Bild» (Kirche Bild, Baptistengemeinde St. Gallen) gehörende Werk konnte bereits zahlreichen Arbeitslosen Taglohn-Arbeit und somit Lebenswert vermitteln. Grund genug, gerade angesichts harten Konkurrenzkampfes, Wirtschaftskrise und Globalisierung «so richtig zu festen».
Joe Schmidmeister: «Läbesplus-mehr als Arbeit»

«Die gesellschaftlichen Nöte werden in Zukunft kaum kleiner, eher grösser! Gerade wir Christen sind gefordert zu handeln», betonte Joe Schmidmeister, Leiter von «Läbeplus», in seiner Ansprache. Er zitierte auch die Aussage eines alten Kirchenmannes: «Predige das Evangelium. Wenn nötig, auch mit Worten».

Die Idee zu «Läbeplus» kamen dem Sozialpädagogen und Familienvater sowie Ernst-Gerhard Fitsch (Pastor) und dessen Ehefrau Rita während einem Treffen anfangs 2008. Zwei Jahre dauerte die Projektentwicklung, ein halbes Jahr die Suche nach Infrastruktur (Büro und Lager) und Mitarbeitern (Administrator, Leiter der Bereiche Reinigung/Umzüge, Hauswartung, Homeservice,  Gartenunterhalt, Coaching).

«Läbeplus» operiert vorerst von Räumlichkeiten innerhalb der eigenen Liegenschaft der Kirche Bild aus. Lag der erste Monatsumsatz bei 5000 Franken, erreichte man im Juni 2011 den Höchstwert von 27 000 Franken. «Gut 50 Personen fragten bisher nach Arbeit, konkret konnten knapp die Hälfte davon für Aufträge bei Privat- und Geschäftskunden eingesetzt werden», erklärte Joe Schmidmeister.

Herausforderungen gemeistert

Das Büro (Administrator) sowie die Bereiche Reinigung, Garten und Coaching konnten per 1. September 2010 mit engagierten Verantwortlichen besetzt werden. Anfangs war es sehr herausfordernd für die einzelnen Taglohn-Bereichsleiter, die Arbeiten professionell auszuführen: Einerseits fehlte das nötige Fachwissen für gewisse Bereiche, da etwa der Reinigungs-Fachmann auch bei Gartenarbeiten mitarbeitete.

Und Taglöhner zu führen benötigt auch die Fähigkeit zum Führen. Für die an Land gezogenen Hausreinigungen oder Umgebungsarbeiten müssen auch immer wieder genügend Taglöhner gefunden werden, was für den Administrator sehr viel Zeit mit Telefonieren bedeuten kann.

Leni Hasegawa, Leiter Garten/Reinigung, bezeichnete die Verantwortung für Reinigungsdienste, nicht wirklich seine Kernkompetenz, als seine grösste Herausforderung. «Doch mit jedem Auftrag konnte ich mich verbessern», sagte er. Grundsätzlich wird vom Team grosser Einsatz und Enthusiasmus gefordert, da die stark variierenden Umsätze bisher noch keine «riesigen Löhne» zulassen. Dies wird durch ihren «Eifer für die Sache» aber mehr als wettgemacht.

Für das Abrechnen der Taglöhne und Kundenaufträge konnte die vom «Läbesruum» (20-jährige, grosse Sozialfirma in Winterthur) selber entwickelte Taglohn-Software übernommen werden. Um die immense Arbeit des Büroleiters (Administrators) Stefan Kürsteiner zu unterstützen, konnte via RAV eine Praktikantin für das Büro engagiert werden.

Kommende Herausforderungen

Den Bereichsleitern Reinigung, Umzüge, Garten möchte man sobald als möglich einen fixen Lohn auszahlen können. Bisher erhielten sie die Entlöhnung aufgrund der geleisteten Auftrags-Stunden, wobei ihr administrativer Aufwand im Büro (Offerten schreiben oder Rapporte erfassen) nicht vergolten wurde. Erfahrungen, etwa von «Läbesruum» (Winterthur) zeigen, dass Sozialfirmen auf 20 Prozent (oder sogar mehr, im Verhältnis zum Gesamtumsatz) Unterstützung durch Sponsoren (Spenden/Unterstützungen durch Private oder Werke/Stiftungen) angewiesen sind.

Viele Sozialfirmen werden auch stark durch den Staat subventioniert. Der Bereich Sponsoring kann (und muss) bei «Läbeplus» noch ausgebaut werden, um «richtig durchstarten zu können». Ziel ist es nämlich, den Bereichsleitern möglichst rasch einen angemessenen Fixlohn zu garantieren.

Die Beratung für Stellensuchende wird bisher (trotz bereits erfolgreichen Vermittlungen) gratis geleistet. Auch warten neue Anschaffungen (Fahrzeug für Umzüge), Rasenmäher respektive ein zusätzliches, externes Lager. Die Büro- und Lagermiete bei der Kirche wird bald nicht mehr gratis sein. Deshalb ist es auch ein Thema wegen den knappen Platzverhältnissen im Laufe der Zeit grössere Räumlichkeiten zu mieten.

Am liebsten würde man sogar eine ganze Liegenschaft beziehen, um auch sozial Benachteiligten günstigen Wohnraum zu ermöglichen. Dies wird aber ohne einen grosszügigen Sponsor kaum möglich sein.

Jeder ist berufen

Wie Ernst-Gerhard Fitsch, Pastor der Kirche und Mitglied des «Läbeplus»-Teams, in seiner Jubiläums-Predigt erläuterte, hat jeder Mensch (und Christ) eine Berufung von Gott. Um sie zu finden, braucht es offene Augen; so wie bei Mose, der die Not seines Volkes sah und «zur Tat schritt».

«Läbeplus» will deshalb den Menschen – auch in Zukunft – neben der Vermittlung von Arbeit durch echtes Interesse an ihnen auch tieferen Lebenswert ermöglichen.

Datum: 29.09.2011
Autor: Rolf Frey

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