Viele Übernachtungen im Pfuusbus
Das Bedürfnis nach dem Geborgenheitsgefühl des Pfuusbus war bei Obdachlosen offenbar stärker als ihre Angst vor einer Ansteckung mit Corona. Diesen Schluss lassen die erstaunlich hohen Übernachtungszahlen zu. Sie bewegen sich trotz der Pandemie auf Vorjahresniveau. Corona hatte das Sozialwerk Pfarrer Sieber gezwungen, den Pfuusbus Pandemie-gerecht umzubauen. Auf die Saison hin erweiterte es ihn räumlich so, dass Küche, Schlaf- und Aufenthaltsbereiche getrennt wurden. Wegen der Abstandsregeln musste die Zahl der zur Verfügung stehenden Betten von 45 auf 35 reduziert werden. Die Auslastung lag bei 72 Prozent.
Nicht verändert hat Corona das Wesen des Pfuusbus. Denn in der vor 19 Jahren gegründeten Notschafstelle geht es um mehr als Schlafplätze und Verpflegung: Es geht auch um Beziehungspflege und Gemeinschaft – Aspekte, die gerade für die vereinsamten Obdachlosen von zentraler Bedeutung sind.
Wegen Corona musste auch für das Iglu ein anderer als der bisherige Standort gefunden werden. Dank der katholischen Kirche in Zürich-Seebach konnte das Sozialwerk Pfarrer Sieber obdachlosen Wanderarbeitern an der Seebacherstrasse insgesamt 25 Plätze anbieten. Die Belegung betrug hier 64 Prozent.
Testen, isolieren, schützen
Mit einem umfassenden Schutzkonzept nahm das SWS seine Verantwortung gegenüber seinen obdachlosen Gästen, seinen Mitarbeitenden sowie der Gesellschaft wahr. Schutzsuchende und Mitarbeitende wurden seit Saisonbeginn jeden Abend konsequent auf erhöhte Temperatur und Coronasymptome gecheckt. Seit Februar führte das SWS in seinen Notschlafstellen für Erwachsene zusätzlich mehr als 700 Schnelltests durch. Dank dieser Massnahmen konnte das SWS insgesamt elf Personen (die meisten ohne Symptome) vor dem Eintritt in die Notschlafstellen ins Fachspital Sune-Egge zum PCR-Test und in die Quarantäne schicken. So liessen sich Ansteckungen im Pfuusbus und im Iglu verhindern. Konsequentes Händewaschen, Masketragen und Abstandhalten trugen dazu bei, dass sich Gäste und Mitarbeitende sicher fühlten und die Notschlafstellen ihrem Zweck jederzeit nachkommen konnten.
Kältepatrouillen
Während der ganzen Wintersaison waren Kältepatrouillen des SWS fast jede Nacht von 22 bis 3 Uhr unterwegs. Insgesamt zählten sie 440 Begegnungen. Die Patrouillen suchten das Gespräch mit den Menschen auf der Strasse, wiesen sie auf soziale und medizinische Angebote hin und begleiteten sie zu Notschlafstellen. Bei Bedarf händigten sie den Betroffenen Schlafsäcke und warme Kleider aus.
Das Sozialwerk Pfarrer Sieber (SWS) bietet Menschen in Not – wie Suchtkranken, Obdachlosen, psychisch und physisch Leidenden, Mittellosen und Heimatlosen – seelsorgerliche, soziale, medizinische und materielle Hilfe an. Die Angebote orientieren sich am Konzept «auffangen – betreuen – weiterhelfen» und haben zum Ziel, Menschen schrittweise in die Gesellschaft zurückzuführen.
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Datum: 20.04.2021
Autor: Walter von Arburg
Quelle: Sozialwerke Pfarrer Sieber