Palmsonntag

Fest zwischen Leben und Tod

Am Palmsonntag feiern wir den Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem. Es war ein Mega-Ereignis! Doch die Freude währte nicht lange. Bald zogen dunkle Wolken auf. Theologin Pia E. Gadenz-Mathys über die Bedeutung von Palmsonntag - damals und heute.
Jesus zieht auf dem Rücken eines Esels in Jerusalem ein.
Pia E. Gadenz-Mathys

Tagtäglich werden wir konfrontiert mit himmelschreiender Gewalt. Menschen werden verachtet, missachtet und getötet. Die Erde ist durchtränkt von Demütigung, Hass und Tod. Wo bleibt da Gott? Menschen können zu allem fähig sein. Das lehrt uns die Geschichte. Die Gegenwart illustriert dies mitten in unsere gemütlichen Stuben hinein. Am heutigen Sonntag feiern wir den Palmsonntag, den festlichen Einzug Jesu vom Ölberg hinunter durch das Kidrontal in die Stadt Jerusalem hinauf. Ein Mega-Ereignis! Die riesige Volksmenge ausserhalb von Jerusalem ist in Begeisterung versetzt.

Begeisterung hier, Skepsis da

Jubelrufe werden in die Stadt hineingetragen: «Hosianna, dem Sohne Davids!», Palmzweige winken ihm zu, Teppiche von Kleidern werden ausgelegt. Jesus reitet würdevoll auf einer Eselin wie auf einem Thron. Der wahre König zieht begleitet von Massen von Pilgern triumphal in die Stadt hinein. Innerstädtisch bleibt alles etwas verhalten, Verwunderung gar Skepsis, prägen die Bewohner. Jesus, ein König, der sehnlichst erwartete Messias? Das, was den jubelnden Menschen draussen bewusst geworden ist, können Menschen drinnen in der Stadt nicht nachvollziehen. Nur wer die vier Evangelien liest, weiss, dass bei aller Hochstimmung wenige Zeit später andere Rufe ertönen: «Kreuzige ihn!» – Jerusalem, eine Stadt im Ausnahmezustand!

Palmsonntag - ein Jubeltag mit düsterem Unterton

Bereits kündet sich der grausame Leidensweg Jesu und sein Tod auf Golgota an. «Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.» Palmzweige und Essigschwamm, Zustimmung und Ablehnung, Barmherzigkeit und Hass, Leben

und Tod – sie gehören zusammen. Doch die Welt mit ihren destruktiven Kräften ist keine regierende Grösse! Sie ist für Gott ein Anliegen. Wer mit Jesus nach Jerusalem einzieht, später mit ihm hinausgeht zum Ölberg, bis zum Kreuz, der darf geleitet sein von der Botschaft der Auferstehung und des neuen Lebens. Gewalt und Unterdrückung haben dann keinen Platz mehr. Messianisches Reich, in dem Frieden und Freiheit herrscht, ohne Gewalt und Unterdrückung. Alles hochaktuell!

Zur Autorin

Pia E. Gadenz-Mathys ist katholische Theologin und Leiterin der Koordinationsstelle Pastoralraum Bern Oberland in Thun.

Datum: 13.04.2014
Autor: Pia E. Gadenz-Mathys
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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