Beinahe abgeschoben

Was Miss Wagga Wagga in der Not rettete

Die
Stina Constantine (Bild: eternitynews.com.au)

ehemalige Miss Wagga Wagga – die christliche Sozialarbeiterin Stina Constantine – hätte ihre Wahlheimat Australien beinahe im Eil-Tempo verlassen müssen. Daraus lernte sie mehrere Lektionen, die auch für unseren Alltag interessant sein können.

Stina Constantine blickt auf bewegte Jahre: 2019 wurde sie zur Miss Wagga Wagga gekrönt. Es handelt sich um einen Titel, der sich nicht um Schönheit, Glanz und Gloria dreht, sondern um wohltätige Zwecke. In der australischen Stadt Wagga Wagga wird der Titel für soziales Engagement in der Stadt vergeben.

Die in Norwegen geborene 31-jährige Stina lebt seit 20 Jahren in Australien. Ein Verwaltungsfehlers stellt das Leben der christlichen Sozialarbeiterin seit nun drei Jahren auf den Kopf: Im Jahr 2018 gab die Einrichtung, an der Stina Sozialarbeit studierte, in ihrem Visumsantrag das falsche Datum für den Abschluss ihres Studiums an. Infolgedessen lehnte die Einwanderungsbehörde ihr ein Visum für Absolventen ab.

Die Bildungseinrichtung korrigierte das Datum später in einem Schreiben, das Stina an die Einwanderungsbehörde weiterleitete. Doch nach einem langwierigen Berufungsverfahren wurde Stinas Berufung Ende 2020 abgelehnt. Die Einwanderungsbehörde teilte ihr mit, dass sie das Land innerhalb von 30 Tagen verlassen müsse.

Grosse Unterstützung

Stina ist ein beliebtes Mitglied ihrer lokalen Gemeinschaft. Sie arbeitet für «Country Hope», eine Organisation, die Kinder aus ländlichen Gebieten unterstützt, bei denen Krebs oder andere lebensbedrohliche Krankheiten diagnostiziert wurden. Ausserdem arbeitet sie für «Relationships Australia», um Familien in Krisensituationen zu unterstützen.

Daneben ist sie Gründerin von «Virtue Ministry», einer christlichen Organisation, die Teenagern durch Workshops, einen Blog und einen Podcast bei der Entwicklung ihres Charakters und gesunder Beziehungen hilft. Stina ist auch ein aktives Mitglied der St. Michael's Cathedral in Wagga Wagga.

Als sie in letzter Minute den Einwanderungsminister Alex Hawke bat, einzugreifen, erhielt Stina viel Unterstützung. Ihr Antrag auf Intervention wurde vom damaligen stellvertretenden Premierminister und Abgeordneten für Riverina, Michael McCormack, befürwortet. Ausserdem unterzeichneten fast 14’000 Menschen eine Change.org-Petition. Im August nun wurde ihr Visum um zwei Jahre verlängert.

Lektionen für uns alle

Stina weiss noch nicht, was passieren wird, wenn ihr Zweijahresvisum ausläuft. «Ich warte noch auf Antworten, wie mein weiterer Weg aussehen wird. Im Moment ist noch nichts konkret, aber ich suche immer noch nach einer dauerhaften Lösung», sagt sie.

In der Zwischenzeit teilt sie einige der Lektionen mit der Öffentlichkeit, die sie aus dieser langen, beunruhigenden Erfahrung gelernt hat – schliesslich hätte die Norwegerin wegen des unverschuldeten Formfehlers abgeschoben werden können.

Die erste Lektion lautet: «Lass dir von anderen helfen – und geniesse es.» Seit Jahren engagiert sich Stina Constantine vielfältig für andere, nun war sie selbst auf Unterstützung angewiesen: «Es war eine grossartige Lernkurve – einfach zuzulassen, dass die Leute mir auf die Art und Weise helfen, die sie gerade für hilfreich halten, auch wenn ich das Gefühl habe, dass das nicht wirklich mein Problem löst oder den Tag rettet. Jede dieser Begegnungen ist ein so schöner Moment. Den sollte man sich nicht entgehen lassen. Also fing ich an, diese Momente einfach zu geniessen. Ich glaube, das ist an sich schon ein sehr hilfreicher und heilender Teil der Reise.»

«Lass dich von Gott heilen»

«Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie man so etwas durchstehen kann, wenn man keinen Glauben hat. Ich weiss nicht, wie man sich verankern kann», fragt sich Stina.

Sie erinnert an die biblische Geschichte in Matthäus 14, in der Petrus durch seinen Glauben versucht, auf dem Wasser zu gehen. «Das ist für mich nach wie vor der Fall. Das ist immer noch die Phase, in der ich mich befinde... Es gibt also Momente, in denen die Freude nicht wirklich vorhanden ist, weil ich noch immer verwundet bin und noch immer heile.»

Und sie ermutigt mit der Bibelstelle, «die mich im Moment am meisten beeindruckt: Maria Magdalena steht am leeren Grab Jesu, als sie mit einem Mann spricht, den sie für den Gärtner hält. Diese Stelle berührt mich sehr, denn es ist, als wüsste mein Herz, was Maria Magdalena damals wusste: dass der Gärtner hier ist, um mein Herz zu pflegen. Er ist da, er ist präsent, aber ich erkenne noch nicht, was er tut. Ich habe noch nicht gelernt, was er mir damit beibringen will. Aber mein Herz weiss, dass er während der ganzen Sache hier war. Er hat mich nicht eine Sekunde lang verlassen. Und er wird auch weiterhin hier sein. Er wird mich weiterhin heilen.»

Einsatz für Gerechtigkeit

Weiter hält Stina fest: «Ich habe in dieser ganzen Situation ein tiefes Gefühl der Ungerechtigkeit verspürt. Ich bin in einer privilegierten Position, in der ich Beziehungen in der Gesellschaft habe... Aber es gibt Menschen da draussen, die dasselbe durchgemacht haben und die nicht die Mittel oder die Kraft der Gemeinschaft hatten, um sie zu unterstützen, um ihnen zu einem gerechten Ergebnis zu verhelfen.»

Sie habe nun mindestens noch zwei Jahre, «und das ist wunderbar, aber der Fehler, der gemacht wurde, ist immer noch nicht korrigiert worden. Er wurde sozusagen unter den Teppich gekehrt. Das mag mich jetzt nicht betreffen, aber andere Leute, die nach mir kommen, könnten auf ähnliche Weise in das System verwickelt werden. Das hat in mir ein Gefühl des Kampfes geweckt, aber ich weiss noch nicht, ob ich dazu bestimmt bin, etwas zu tun. Das ist ein ständiges Gespräch, das ich mit Gott führe.»

Ein Herz für die Obdachlosen haben

Stina beobachtet: «Ich habe eine sehr starke Verbindung zu Menschen gespürt, die das Gefühl haben, kein Zuhause zu haben, aus welchem Grund auch immer, sei es physische Obdachlosigkeit oder das Fehlen eines Landes, dem sie angehören, oder das Gefühl, in ihrem Zuhause nicht sicher zu sein, weil es in der Familie oder im Land Gewalt gibt.»

Trotz der vielen Prüfungen ist Stina immer noch davon überzeugt, dass Gott sie in Australien haben will – zumindest vorläufig. «Als das alles anfing, dachte ich: 'Gott, wenn du mich hier nicht willst, dann sag es einfach, und ich gehe. Sag mir, wohin ich gehen soll, und ich werde gehen.' Aber alles, was ich von Gott hörte, war: 'Hab nur Geduld mit mir. Ich werde hier bei dir sein.' Ich weiss also nicht, was er vorhat, aber ich weiss sicher, dass er mich im Moment noch hier haben will. Ich weiss auch, dass ich den Wunsch habe, wieder zu träumen. Das Träumen ist mir in den letzten Jahren abhanden gekommen. Aber nachdem meine Wunden geheilt sind, möchte ich wieder von allem träumen können, was Gott mir aufs Herz legt.»

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Datum: 06.09.2021
Autor: Rebecca Abbott / Daniel Gerber
Quelle: Eternity News / gekürzte Übersetzung: Livenet

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