Übergriffe in Asylzentren

«Die Betroffenen sollen eine Stimme erhalten»

Auch in der Schweiz werden Flüchtlinge von anderen Asylsuchenden wegen ihres Glaubens angegriffen und diskriminiert, meist Menschen, die zum christlichen
Silhouette eines Mannes mit Rucksack im Abendlicht

Glauben konvertiert sind. Deshalb erarbeitete die «Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen – BIR» nun ein Meldeformular für Betroffene. Dadurch sollen diese eine Stimme erhalten. 

«Im Jahr 2015 registrierte das deutsche Hilfswerk für verfolgte Christen 'Open Doors' 743 religiös motivierte Übergriffe auf christliche Flüchtlinge in deutschen Asylunterkünften», bilanziert ein Mitarbeiter der BIR, der aufgrund des sensiblen Themas nicht namentlich genannt werden möchte.

Druck kommt meist von den eigenen Landsleuten

«Open Doors» hat am 28. Oktober 2019 während einer Pressekonferenz in Berlin einen weiteren, aktuellen Bericht zur Situation von 6'516 christlichen Konvertiten in Deutschland vorgelegt. In der repräsentativen Erhebung «Schutz für Konvertiten vor Abschiebung in Länder mit Christenverfolgung» wurden Daten und Hinweise aus 179 Gemeinden verschiedener Kirchen in Deutschland ausgewertet.

In beiden Fällen zeigte sich, dass vor allem christliche Migranten und Konvertiten auch in Westeuropa auf unterschiedliche Art und Weise unter Druck gesetzt werden. Meist von Personen, die aus dem gleichen geografischen Umfeld stammen. 

Bis zu 90 Prozent islamisch 

Inzwischen wurde eine Meldestation für Betroffene auch in den Niederlanden eingerichtet. «Es war uns bekannt, dass es auch in der Schweiz solche Übergriffe gibt, aber diese wurden bisher nicht erfasst», so der BIR-Mitarbeiter, der gegenüber Livenet Auskunft gab. Er gibt ein Beispiel: «Wenn jemand zum Beispiel aus Afghanistan stammt und beim Ramadan nicht mitmacht, muss er sich outen. Als konvertierter Afghane wird dies in einem solchen Umfeld zu einer grossen Belastung. Viele werden dann mit den genau gleichen Repressalien konfrontiert, vor denen sie aus ihrem Heimatland geflohen sind – und das in der Schweiz!»

In den Bundesasylzentren und Kantonale Asylunterkünfte sind 80 bis 90 Prozent der Bewohner muslimisch. 

Meldeformular nun auch in der Schweiz 

«Um diese Vorfälle zu erfassen, haben wir nun ein Meldeformular in verschiedenen Sprachen aufgeschaltet, darunter auch in Arabisch und Farsi», teilt die BIR mit. «Das Ziel ist, den Menschen eine Stimme zu geben, die wegen ihrer Glaubensüberzeugung leiden – sei es nun durch verbale Drohungen, tätliche Angriffe oder sogar Morddrohungen.» 

Nun werden diese Fälle gesammelt. Um die Hemmschwelle zu senken, kann das Meldeblatt auch anonym ausgefüllt werden, auch rückwirkend. «Die Betroffenen sollen dadurch eine Stimme erhalten. Es geht darum, dass Massnahmen ergriffen werden, um Übergriffe in Zukunft zu vermeiden», heisst es bei der BIR. Innerhalb von sieben Arbeitstagen nehmen Mitarbeiter der BIR dann Kontakt mit der betroffenen Person auf und prüfen mit ihr, welche Schritte unternommen werden müssen, um die Situation zu verbessern. Auf dem Meldeformular steht auch, ob sich die Person bereits bei der Polizei gemeldet hat und ob bereits Massnahmen in die Wege geleitet worden ist. «Begleitpersonen können ebenfalls helfen, die Fälle zu registrieren, damit die Fälle auf das Papier gebracht werden können», so der BIR-Mitarbeiter weiter.

Über die «BIR»:

Die Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen setzt sich für religiös verfolgte Minderheiten ein, insbesondere für verfolgte und bedrängte Christen und Konvertiten. Sie wurde 2012 gegründet, ist heute in der Deutsch- und Westschweiz tätig und besteht aus einem erfahrenen Team von Integrationsmitarbeitenden, welche zum Teil selbst Migrationshintergrund haben. Die BIR bietet in folgenden Sprachen Beratung an: Deutsch, Französisch, Englisch, Kosovarisch, Arabisch, Persisch, Sorani.  

Die BIR gehört der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit AGR an, einer Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA.

Zur Webseite:
BIR

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Datum: 14.04.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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