Lukrativ und mit geringen Risiken

Wie Menschen weltweit ausgebeutet werden

Denken wir an Menschenhandel, sehen wir oft junge Frauen aus Osteuropa im Sexgewerbe vor uns, die darin gefangen sind und keinen Ausweg mehr sehen. Menschenhandel ist aber viel mehr als nur Prostitution und geht uns alle an.
Ein kleines Mädchen knüpft einen Teppich im marokkanischen Aït-Ben-Haddou.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga sprach an der Konferenz 2013 zum Thema Menschenhandel.
Nicht zum Verkauf.

Menschenhandel oder Handel mit Personen («Trafficking in Persons»), wie dies auch genannt wird, hat viele Gesichter und involviert Männer, Frauen und Kinder. Kein Land kann von sich rühmen, dass es keinen Menschenhandel in seinen Grenzen duldet, auch die Schweiz nicht. Länder können sogenannte Quell-Länder sein, welche die Menschen für den Handel liefern, Transitländer und/oder Bestimmungs- oder Zielländer. Menschenhandel ist lukrativ und kommt bei illegalen Aktivitäten an dritter Stelle, gleich hinter Waffen- und Drogenhandel.

Sommaruga: «Das muss sich ändern!»

Ein Bericht der IAO (Internationale Arbeiter-Organisation) von 2014 bezifferte den Profit durch Menschenhandel auf ca. 150 Milliarden US-Dollar, davon etwa 100 Mia. aus der Prostitution und 50 Mia. aus der Arbeitsausbeutung.

Bundesrätin Simonetta Sommaruga meinte einmal an einer Konferenz zum Thema Menschenhandel: «Während Waffen- oder Drogenhandel zwar viel Geld einbringen, aber auch sehr gefährlich sind, bringt Menschenhandel viel Geld ein, ohne für den Händler gefährlich zu werden. Das muss sich ändern!»

Im Jahr 2016 waren 49 Prozent aller identifizierten Opfer des Menschenhandels Frauen und 23 Prozent Mädchen, 7 Prozent waren Jugen und 21 Prozent Männer. Man nimmt an, dass weltweit etwa 40 Mio. Menschen im Menschenhandel gefangen sind. Diese Zahlen des UNODC* zeigen auch, dass der grösste Teil der Frauen und Mädchen im Sexhandel landen und weit über die Hälfte der Männer als Arbeiter verkauft werden.

Formen des Menschenhandels

Was haben ein unsicheres Teenagermädchen aus der Schweiz, ein junger Nepali aus einem Dorf, ein Flüchtling aus dem Südsudan und eine junge, arme Frau aus Bulgarien gemeinsam? Auf den ersten Blick wohl nichts, aber wenn man genau hinschaut, stehen sie alle in der Gefahr, auf die eine oder andere Art Opfer von Menschenhandel zu werden. Im Folgenden ein paar Beispiele:

1.) Menschenhandel zur Prostitution

Die Nationale Meldestelle Act212 gibt an, dass im Jahr 2018 einige Fälle bekannt wurden, bei denen sich in der Schweiz junge Männer, sogenannte Loverboys, minderjährigen, unsicheren Mädchen näherten, um sie, nachdem sich die Mädchen verliebt hatten, zum Sex und zur Prostitution zu zwingen. Daneben gibt es viele Frauen, die, auch in der Schweiz, mit dem Versprechen auf einen guten Job im Bordell landen.

2.) Arbeitsausbeutung als Menschenhandel

Mehr als 20 Mio. Immigranten, die meisten aus Südasien, arbeiten in den Golfstaaten unter einem System, das «kafala» heisst und ihnen nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Ohne Papiere und Ausreisevisum sind sie ihren Chefs ausgeliefert.

Diese meist jungen Männer sind aber nicht die einzigen, die unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen. Auch in der Schweiz kann man solche Bedingungen finden, oft in der Betreuung von alten Menschen zuhause, wo sich junge Frauen aus Osteuropa einen guten Verdienst erhoffen.

3.) Auch Organhandel ist Menschenhandel

Sudanesische Flüchtlinge, welche nach Ägypten flüchteten in der Hoffnung, dort Frieden und Sicherheit zu finden, wurden dort Opfer von Organhandel. Ihre Verletzlichkeit und Armut wurden von skrupellosen Menschenhändlern ausgenutzt. Diese Form von Menschenhandel ist sicher bei uns nicht so bekannt, aber auch diese Menschen haben ein Recht auf Unversehrtheit.

Dazu könnte man noch den Babyhandel für Adoptionen aufführen oder ganz spezifisch den Handel mit Kindern für alles Mögliche, inklusive Sexgewerbe, Pornografie und Arbeitsausbeutung.

Eine ganz andere Sicht

Menschenhandel und Sklavenarbeit gab es schon in der Bibel, Josef und die Israeliten sind Beispiele dafür. Aber es war nicht Gottes gute Absicht, dass es so kam. Im ersten Kapitel der Bibel (1. Mose, Kapitel 1, Vers 27) lesen wir, wie Gott den Menschen geschaffen hat und welchen Wert er ihm gab. Wir sind in seinem Ebenbild erschaffen, das schmutzige Strassenkind in Indien genauso wie der CEO einer grossen Schweizer Firma. Da in Gottes Augen jeder Mensch denselben Wert hat, geht es nicht an, dass gewisse Menschen zum Profit über andere verfügen und sie behandeln wie Ware. Als Christen sind wir herausgefordert, Veränderung zu schaffen, bei uns und weltweit. Das Mindeste was wir tun können, ist die Augen offen zu halten und Missbräuche anzusprechen.

* United Nations Office on Drugs and Crime, GLOBAL REPORT ON TRAFFICKING IN PERSONS 2018

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Datum: 10.05.2019
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

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