Beruf und Familie

Vereinbarkeit bleibt ein Spannungsfeld

Um fachlich qualifizierte Mütter wieder an den Arbeitsplatz zu bringen, fördert die Politik den Krippenausbau. Doch es braucht viel mehr Kreativität, um sowohl den Kindern wie dem Chef gerecht zu werden.
Mutter mit Baby
Joachim E. Lask

Wirtschaft und Politik haben es in der Schweiz über Jahrzehnte versäumt, Familien mit konkreten Massnahmen zu ermutigen, mehr als nur ein bis zwei Kinder auf die Welt zu stellen. Heute gilt Kinderreichtum in der reichen Schweiz als Armutsrisiko. Die Wirtschaft aber klagt über mangelnden Nachwuchs, und die Politik weiss sich nicht besser zu helfen, als mit einer Fachkräfteinitiative die Mütter an den Arbeitsplatz zurückzubringen. Mit der absehbaren Folge, dass die Kindererziehung wiederum darunter leidet und die Geburtenrate nach leichter Erholung in den letzten Jahren wieder sinkt.

Neue Ideen sind gefragt

Mit mehr Krippenplätzen und etwas mehr Flexibilität der Unternehmen gegenüber Müttern (und Vätern) ist es nicht getan. Ebensowenig mit der nicht endenden Diskussion um die Frauenlöhne. Aber auch das konservative Argument «Frauen gehören in die Familie und nicht an den Arbeitsplatz» zieht nicht mehr. Viele gut ausgebildete Frauen, auch Mütter, möchten ihre Ausbildung nutzen, auch die Christinnen.

Gutes Familienklima

Neue Ideen gab es am Jubiläumsanlass 20 Jahre Schweiz. Stiftung für die Familie in Zürich am Samstag zu hören. Die Victorinox AG hat ein ausgeprägtes Herz für die Familien ihrer Mitarbeitenden. Sie beweist dies mit einer grosszügigen Firmenpolitik, die individuelle Lösungen für Eltern auch in unvorhergesehenen Situationen anbietet, wie Personalchef Robert Heinzer in Zürich erläuterte.

Family first!

Johannes Läderach, CEO des Schokoladenherstellers Läderach AG  belegt die Familienpolitik seiner Fima mit dem Schlagwort «Family first». Er hat volles Verständnis dafür, dass sich eine Mutter in den intensiven Erziehungsjahren ganz aus dem Arbeitsprozess ausklinkt. Wie das schon seine eigene Mutter getan hat. Und er ermutigt die Väter, sich genügend Zeit für die Familie zu nehmen. So wie das schon sein eigener Vater gemacht hat, und wie er es selbst praktiziert, indem er zum Beispiel maximal drei Abendtermine pro Woche belegt.

Die neue Vereinbarkeit

Einen ganz andern Ansatz präsentierte der deutsche Diplompsychologe und Familienforscher Joachim E. Lask. Ihm ist aufgefallen, dass ein grosser Teil der Kompetenzen, die Führungskräfte mitbringen müssen, in einer gut funktionierenden Familie gelernt und praktiziert werden. In Zürich nannte der sieben «Basics» für gute Eltern: Sie stehen zur Elternschaft, sorgen auch für sich selbst, fördern positive Beziehungen, sind verbindlich und konsequent, sorgen für die sichere Bewältigung des Alltags, leben Glauben und Werte und last but not least: Sie bleiben immer auch realistisch. Laut Joachim Lask lassen sich alle diese Werte auch auf die Führung und die Kultur in einem Unternehmen übertragen. Noch gilt es, seine Thesen durch weitere Studien zu verifizieren. Die grosse Herausforderung ist, seine Erkenntnisse den Eltern selbst und vor allem auch den Unternehmen plausibel zu machen. Wenn dies gelingt, bekommen auch Mütter nicht nur bessere Anstellungen, sondern haben auch bessere Karten, Konditionen auszuhandeln, die sie für ihre Familienarbeit brauchen.

Zum Thema:
Familienkompetenzen: Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf – neu gedacht
Familie ist Zukunft: 20 Jahre Schweizerische Stiftung für die Familie
Familie und Beruf: Was sich christliche Familien wünschen

Datum: 01.10.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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