Feier bei STH Basel

«Wir können uns auf Gott verlassen»

Die STH Basel feierte ihre Absolventen und den Beginn des 49. Studienjahres. Kirchenratspräsident Lukas Kundert hielt das Grusswort, während Helmut Matthies von einem persönlichen Schicksalsschlag berichtete.
Absolventen der STH Basel
Helmut Matthies

Dass der Basler Kirchenratspräsident und Münsterpfarrer Lukas Kundert das Grusswort an der STH hielt, war mehr als eine freundliche Geste. Der Kirchenmann schien sich an der Eröffnungs- und Diplomfeier in Riehen aufrichtig wohl zu fühlen («Ich bin hier nicht im Feindesland»). Kundert betonte die Verbundenheit zu der theologischen Hochschule, die seit bald 50 Jahren darauf wartet, ihre Absolventen direkt in das reformierte Pfarramt entlassen zu können.

«Das Eis bricht»

Soweit ist es noch nicht, die Annäherung zwischen Reformierten und Freikirchen schreitet aber laut Kundert weiter voran. So berichtete er vom Treffen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Mitte September in Basel. Dort sei seiner Ansicht nach «ein Wunder» passiert. Waldenser, Methodisten und Reformierte hätten sich darauf geeinigt, «gemeinsam Kirche zu sein».

Kundert berichtete auch von den zunehmenden Kontakten der Reformierten zu pfingstkirchlichen Migrationskirchen in der Schweiz. Durch diese Begegnungen kämen ihnen auch die einheimischen Freikirchen näher. «Das Eis bricht», erklärte Kundert. «Wir brauchen das weiche Herz, damit wir uns öffnen können, denn gemeinsam tragen wir das Wort Gottes in die Welt hinaus.»

Jeder Tag gibt Chance für Neuanfang

Den Festvortrag hielt der langjährige Chefredaktor und Gesamtleiter von idea Deutschland, Helmut Matthies. Matthies kennt die STH, hielt er doch während vielen Jahren publizistische Seminare an der Hochschule. Seine Rede stellte der ­68-Jährige unter das Thema: «Vom Segen der Enttäuschungen». Jede Enttäuschung sei eine Chance, da sie «aus der Täuschung in die Wahrheit» führe. Die grosse Frage heute sei, worauf man sich noch verlassen könne.

Auch Christen seien oft von sich selbst, aber auch von ihren Mitchristen enttäuscht. Matthies: «Wir sollten aufhören, uns gegenseitig geistlich ständig zu überfordern.» Die biblischen Vorbilder würden offen mit ihren Schwächen gezeigt. «Wenn wir unsere eigenen Fehler verschweigen, kann unsere Verkündigung krank machen», meinte der evangelische Theologe. Das Einzigartige am christlichen Glauben sei, dass man durch Christus jeden Tag die Chance für einen Neuanfang erhalte.

Schliesslich kam Matthies auf die für ihn «schwierigste Frage» zu sprechen: Kann ich mich auf Gott verlassen? «Es hilft, wenn wir die Erfahrungen der Gottesferne nicht verdrängen», sagte Matthies. Er warnte davor, nur die «Lieblingsbibelstellen» auszulegen, die Gott als den Nahenden zeigen. Dann wurde Helmut Matthies persönlich: Vor vier Monaten musste er Abschied nehmen von seiner Frau, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt war. Auch zahllose Gebete hätten keine Besserung gebracht. Dennoch sei sie in Frieden gestorben. «Auch das kann ein Weg Gottes sein», betonte er. «Wir können uns auf Gott verlassen, wenn wir uns auf die ganze Heilige Schrift verlassen», so Matthies weiter. Das Wichtigste sei, dass «unsere Namen im Himmel geschrieben sind.»

Die Staatsunabhängige Theologische Hochschule (STH) Basel feierte am «Dies academicus» (lat. akademischer Tag») im Landgasthof Riehen einerseits die Diplome, andererseits die Eröffnung des 49. Studienjahres. Die STH verlieh 15 Studierenden den Bachelor-Abschluss. Drei schlossen mit dem Master ab. Die STH beginnt das neue Studienjahr mit 80 Studierenden, 20 davon sind Studienanfänger.

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Datum: 02.10.2018
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaspektrum

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