Danielle Strickland

In der Krise: Mit Angst und Leid umgehen lernen

Die bekannte Autorin und Heilsarmee-Offizierin Danielle Strickland erkrankte vor wenigen Wochen an Covid. Auch sie hatte mit Angst zu kämpfen. Wieder gesund erklärte sie jetzt, warum sich Glaube und Angst nicht ausschliessen und was sie selbst aus der Krise gelernt hat.
Danielle Strickland (Bild: Marc Gilgen, Willow Creek Deutschland)

Noch im Februar war Danielle Strickland viel gereist und bekam Anfang März die ersten Covid-Symptome, ebenso wie vier andere Familienmitglieder. Zwar wurde keiner von ihnen schwerkrank und alle haben sich mittlerweile wieder gut erholt. Trotzdem habe sie zwischendurch Angst verspürt, erzählte Strickland in einem Interview mit dem kanadischen Programm «100 Huntley Street».

«Angst ist nicht unbedingt ein Feind. Wenn Angst beim Treffen von Entscheidungen dominant ist, dann wird sie zum Feind, aber ganz allgemein ist es gut, vor gewissen Dingen Angst zu haben.» Das bedeute auch, dass sich Glauben und Angst nicht unbedingt ausschliessen. «Glaube ist dieses Wissen, dass Jesus bei uns ist, und so können wir unserer Angst entgegentreten, so dass die Angst uns nicht motiviert und unsere Gedanken nicht dominiert. Es gibt etwas Grösseres als die Angst – Gottes Gegenwart in unserem Leben!»

Gebet bekämpft die Angst

Doch wie kann man mit der Angst umgehen, wenn sie einen zu kontrollieren versucht? Danielle Strickland: «Angst und Sorgen sind eng verbunden mit dem Fokus auf Dinge, die wir nicht kontrollieren können, und dem Fokus auf uns selbst, auf unsere Probleme.» Es sei wichtig, sich in solchen Momenten auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht auf das, was in der Zukunft geschehen könnte und man eh nicht kontrollieren kann. Aber man müsse auch aus dem eigenen Ich herauskommen. «Genau das macht das Gebet, es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf etwas, das grösser ist als unsere Probleme.»

In der Trauer Bestimmung finden

Den Prozess, den praktisch alle Menschen im Zusammenhang mit der Pandemie durchmachen, vergleicht Danielle Strickland – wie auch andere – mit der Trauer. Man mache dieselben Phasen durch wie im Fall von Trauer, etwa das Leugnen, Wut oder Depression, allein schon deshalb, weil jeder auch in dieser Pandemie Verlust erlebe. Das könne zum einen der Verlust nahestehender Menschen durch Covid-19 sein, oder auch einfach der Verlust von Freiheit während des Lockdowns, der Verlust von Zukunftsplänen, die ins Wasser gefallen sind und vielem anderen mehr. Diese Phasen müsse man zulassen.

Doch Danielle Strickland fügt dem Prozess noch eine weitere Phase hinzu, die insbesondere für Christen wichtig sei: die Notwendigkeit, einen Sinn oder eine Bestimmung darin zu finden. «Gott hat das Leiden genommen und es erfüllt mit der Möglichkeit, darin Bedeutung zu finden.» Sie zitiert Paulus, der erklärt, dass er in Schwierigkeiten Gottes Trost erfahren hat, um später andere trösten zu können. «Wenn wir als Christen leiden, dann erleben wir Trost, Frieden, Liebe und Gnade, die wir anderen anbieten können. Selbst unser Leiden und unsere Trauer können uns Bedeutung und Bestimmung schenken.»

Ja zum Leben von Jesus

Genau das ist es auch, was sie persönlich während der ganzen Krise gelernt hat: Sie nutzte die Zeit, um einen Kurs zu den Seligpreisungen von Jesus durchzugehen. «Wir haben das Wort 'selig' oder 'gesegnet' immer mit Gunst oder Erfolg gleichgesetzt, aber Jesus dreht das um. Er lädt dazu ein, im Leiden, in geistiger Armut Segen zu finden.» Jesus lädt uns ein, an seinem Leben teilzuhaben – und genau dies sei ihr in dieser Zeit wichtig geworden. «Ich habe ganz neu gesagt: Ja, ich möchte ein gesegnetes Leben haben. Also, Ja zu geistlicher Armut, Ja zu Leid und Trauer, Ja zur Sanftmut, Ja zu Verfolgung, Ja zum Friedenstiften – weil ich teil am wunderbaren Leben von Jesus haben möchte!»

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Datum: 29.05.2020
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / 100 Huntley Street

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