Er liess sich taufen

Ex-KKK-Mitglied verurteilt Hassgruppen

Ein ehemaliger Anführer des Ku-Klux-Klan sagt, dass er letztes Jahr nach Charlottesville ging, um einen Rassenkrieg auszulösen. Seitdem hat er seine Meinung um 180 Grad geändert. Heute ist er Mitglied einer überwiegend afro-amerikanischen Gemeinde. In dieser hat er sich vor kurzem taufen lassen.
Ken Parker (rechts), ehemaliger KKK-Anführer, lässt sich nach radikaler Wendung im Atlantik taufen.
Einst radikal im Ku-Klux-Klan – heute begeistert in der Kirche.

Vor fast einem Jahr schloss sich Ken Parker den Hunderten von Weiss-Nationalisten bei einer Kundgebung in Charlottesville (Virginia) an. Diese hatten zum Tod des 32-jährigen Heather Heyer geführt. An diesem Tag trug er ein schwarzes Hemd mit zwei Blitzen am Kragen, die Uniform der nationalsozialistischen Bewegung; einer amerikanischen Neonazi-Gruppe.

Seither ist einiges geschehen: In den letzten zwölf Monaten wurde Parkers Lebenseinstellung radikal verändert. Angefangen hat sein Wandel bereits an der blutigen Demo...

«Den Feind treffen»

Ken Parker erinnert sich: «Wir wussten, dass es sich in eine rassistisch aufgeheizte Situation verwandeln würde.» Bereits Stunden vor Heyers Tod kehrten er und seine Neonazi-Gruppe zum Parkhaus zurück, um sich neu zu versammeln, nachdem die Kundgebung für rechtswidrig erklärt worden war. Dort traf er die norwegisch-pakistanische Filmemacherin Deeyah Khan, der die Veranstaltung für einen Dokumentarfilm über Hassgruppen namens «White Right: Den Feind treffen» drehte.

Im Film tritt Parkre als Rassist auf, der seinen Hass auf Juden und Schwule hinausposaunt. Aber als er mehr mit Khan interagiert, wurden seine Proklamationen weniger sicher. Dann, in den nächsten Monaten, begann er Zweifel zu haben. Die Freundlichkeit der Filmemacherin berührte ihn.

«Ich wurde mit Respekt behandelt»

«Sie hat mich und meine Verlobte die ganze Zeit respektvoll behandelt», blickt er auf die Begegnung mit Deeyah Khan zurück. «Und das brachte mich zum Nachdenken: Sie ist eine wirklich nette Frau. Nur weil sie eine dunklere Haut hat und an einen anderen Gott glaubt, warum hasse ich diese Leute?»

Einige Monate später beschäftigten Parker noch immer diese Zweifel, als er einen afroamerikanischen Nachbarn beim Kochen in der Nähe des Pools seiner Wohnanlage sah. Als die Sonne unterging und die Menge dünner wurde, näherten sich Parker und seine damalige Freundin dem Mann, William McKinnon III, einem Pastor der «All Saints Holiness Church». Parker wusste anfangs nicht, dass McKinnon Pastor war, aber er wusste, dass er etwas anderes an sich hatte.

Die Begegnung

«Sie setzten sich», erinnert sich Pastor McKinnon, «und sie sagten, sie hätten ein paar Fragen an mich.» Sie trafen sich danach zu weiteren Gesprächen. Bald darauf lud McKinnon Parker zum Ostergottesdienst ein. Und am 17. April 2018 – sechs Jahre nach seinem Eintritt in den Klan und nur sieben Monate nach Charlottesville – entschied Parker, dass er genug hatte.

Einen Monat später stand er vor der grösstenteils afroamerikanischen Gemeinde seiner neuen Kirche und bezeugte: «Ich sagte, ich sei ein 'Grand Dragon', ein Anführer des KKK gewesen. Und dann war der Klan nicht hasserfüllt genug für mich, also beschloss ich, ein Nazi zu werden. Die Besucher öffneten die Münder und weiteten die Augen. Aber nach dem Gottesdienst hatte kein einziger von ihnen etwas Negatives zu sagen. Sie kommen alle hoch und umarmen mich und schütteln mir die Hand. Sie bauten mich auf, statt mich niederzureissen.» Von dort aus beschleunigte sich die Transformation.

Öffentlich getauft

Vor wenigen Wochen nun, am 21. Juli 2018, watete Parker in einem anderen Gewand in den Atlantik, umgeben von Mitgliedern der gleichen Kirche. McKinnon umarmte ihn und tauchte dann seinen Kopf ins Wasser, um ihn zu taufen. Er stand auf, blinzelte und wischte Wasser aus seinem Gesicht und ging dann auf eine Reihe von Mitbrüdern zu, die auf eine Umarmung warteten.

Gerade ist er dabei, sein Hakenkreuz-Tattoo und das Klan-Symbol entfernen zu lassen. «Ich entschuldige mich. Ich weiss, dass ich Hass und Unzufriedenheit in dieser Stadt immens verbreitet habe – wahrscheinlich haben kleine Kinder Angst, in ihren eigenen Betten in ihrer eigenen Nachbarschaft zu schlafen.»

Heute rekrutiert er nicht mehr Mitglieder für den Klan, sondern ruft sie heraus: «Du kannst definitiv aus dieser Bewegung herauskommen. Ich selbst war so sehr damit beschäftigt, sechs Jahre lang war es mein Leben, nie hätte ich gedacht, dass ich aussteigen würde.» Doch heute ist Parkers Botschaft an die Klan-Mitglieder und Nazis klar: «Raus hier! Du wirfst dein Leben weg!»

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Datum: 15.08.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / BCN / NBC News

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