Daria aus Zentralasien

«Frauen sind weniger Wert als ein Teppich»

Daria (Name geändert) wuchs in einer streng islamischen Familie in Zentralasien auf. Frauen galten in ihrem kulturellen Umfeld wenig. Zunächst suchte sie im Islam nach Sinn für ihr Leben, dann lernte sie Jesus Christus kennen. Doch das führte zu noch grösserem Druck in ihrem Umfeld – aber auch zu Interesse.
Junge Frauen in Zentralasien

Daria stammt aus Zentralasien. «Als ich Teenagerin begann ich, nach Gott zu suchen. Ich fühlte mich innerlich so leer», berichtet Daria im Gespräch mit Livenet während ihrer Vortragstour mit «Open Doors». Sie wollte Sinn finden und wissen, weshalb Gott sie geschaffen hat. «Ich wusste nicht, wer Gott ist. Meine Eltern und Verwandten waren Muslime, doch ihre Taten entsprachen nicht ihren Worten.» Als Tochter wurde sie schlecht behandelt und das schien für alle in Ordnung zu sein.

Zunächst suchte sie innerhalb des Islams nach Gott, «weil er mir näher als alles andere war, doch ich merkte, dass ich Gott dort nicht finden konnte, als ich mehr darüber erfuhr». Eine langjährige Freundin erzählt ihr von Jesus. «Als ich das hörte, verstand ich, dass das genau das ist, was ich suchte.» Zunächst wurde sie traurig, weil sie dachte, dass es wegen ihres Umfelds unmöglich war, Christin zu werden. «Nach einiger Zeit merkte ich aber, dass ich nicht ohne Jesus leben wollte.»

Viele sind interessiert

Der Druck in ihrem Umfeld war gross. Doch das schwächte ihren Glauben nicht, im Gegenteil: «Es machte mich stärker in der Nachfolge Christi. Ich verstehe, dass mein Leben nicht bedeutungslos ist, sondern in Jesus eine Bedeutung hat.» Zusammen mit ihrer Freundin erzählte sie anderen jungen Frauen von Jesus, mehrere fanden zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus.

Andere ignorierten die beiden oder nannten sie Betrüger, weil sie sich von ihrer ethnischen Religion abgewendet hatten. «Wir wurden nicht mehr zu Partys eingeladen. Zuletzt aber erkannten mehrere Frauen: 'Wir verstehen, dass euer Glaube real ist. Wir sehen das nicht nur an den Worten, sondern an eurer Einstellung. Ihr seid immer positiv zu den Leuten, ihr zeigt immer Liebe und nichts Negatives, wie wir das euch gegenüber getan haben. Ihr seid echte Gläubige, eure Einstellung zeigt Gottes Liebe.'»

«In Christus fand ich, was ich suchte»

«In Christus fand ich alles, was ich suchte. Jesus wendete mein Leben, er zeigte mir seinen Willen und seinen Plan für mich», sagt Daria. «Ich lernte Gottes übernatürliche Liebe und meinen Wert kennen.»

In ihrer Kultur war sie als Frau nicht gleichwertig mit den Männern. Manche sagen sogar, dass ein Teppich mehr Wert sei als eine Frau. «Anders sieht es im Evangelium aus, da haben Frauen und Männer den gleichen Wert.»

Einfacher wird es als Christin aber nicht. «Oft ist man in den Familien, bei der Arbeit, im Unterricht isoliert. Mit einigen damaligen Mitstudenten habe ich auf sozialen Netzwerken Kontakt. Diese Kontakte sind nun positiv. Manche wurden Christen, andere änderten ihre Einstellung.»

Suchende Herzen

Es kam einige Male vor, dass muslimische Frauen ein Problem hatten und «im Geheimen kamen sie zu meiner Freundin und mir, um für sich beten zu lassen. Sie wollten das nicht vor den anderen tun. Das ist sehr typisch für die muslimische Gesellschaft in Zentralasien: Zuerst sehen sie die Taten, nicht die Worte. Wenn sie dann unsere Einstellung sehen, erkennen sie Jesus in uns.»

Daria beobachtete, dass viele Frauen in dieser Region nach Liebe, Wahrheit und Lebenssinn suchen. Ich bin dankbar, dass Gott mich eines Tages fand und mein Herz erreichte und mein Verlangen, ihn besser kennenzulernen erfüllte. Es gibt noch viele, die ihn brauchen.»

Evangelium verändert

Viele würden sich vor einem Glaubenswechsel fürchten, weil es in Zentralasien etwas Schamvolles sein kann. «Deshalb ist es wichtig, dafür zu beten, dass sie sich richtig entscheiden. Ich erlebte diesen Moment der Wahl ebenfalls und ich war in der Lage dazu, doch viele können das nicht. Viele Frauen sind innerlich zerbrochen.»

Doch nicht zuletzt durch die Bibel sei ein Umdenken möglich. «Ich weiss von einem Mann, der sagte: 'Ich wurde so erzogen, dass ein Teppich mehr Wert ist als eine Frau. Also behandelte ich meine Frau schlimmer als einen Bettvorleger.' Durch das Wort Gottes begann veränderte er sein Denken. Heute sieht er seine Frau 'als Krönung meines Leben an und ich behandle sie mit Würde und Liebe.'»

Die Zahl der Christen in den zentralasiatischen Ländern ist gering, die Anzahl beträgt ein bis zwei Prozent. «Doch sie wächst und der Grund dafür ist: Menschen in der islamischen Welt brauchen Erlösung und sie spüren mehr und mehr dieses Bedürfnis, sie suchen deshalb nach Jesus und finden ihn.»

Auf dem Weltverfolgungs-Index von «Open Doors» befinden sich fünf Länder aus Zentralaisen: Usbekistan (Platz 16), Turkmenistan (19), Tadschikistan (22), Kasachstan (28) und Aserbaidschan (45). Kirgisien (52) und Russland (54) befinden sich knapp hinter den Top 50. Muslimisch-russische Gebiete sind unter anderem Tatarstan, Baschkortostan und im Nordkaukasus Tschetschenien und Dagestan. Der Druck in Tschetschenien und Dagestan dürfte jenem von Usbekistan entsprechend. Weil diese Gebiete zu Russland zählen, werden sie aber nicht separat ausgewiesen und finden sich entsprechend nicht auf dem Index, obschon in dieser Gegend viele Christen wegen ihres Glaubens getötet worden sind.

Zum Thema:
Turkvölker erreichen: «Gott steht zu seiner Gemeinde und tut Wunder»
Entscheidung fürs Leben: Wie ein erfolgreicher Drogendealer zum Untergrundpastor wurde
Druck in Kirgisien: «Als nächstes werfen wir die Katholiken raus»

Datum: 03.10.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung