Ken Hensley: Sänger von «Lady in Black» ist tot
Die frühen Siebzigerjahre waren musikalisch sehr breit aufgestellt. Während für die Älteren Schlager wie Bernd Clüvers' «Der Junge mit der Mundharmonika» im Radio liefen, hörten viele Jüngere tanzbare, poppige Musik wie die der neuen schwedischen Gruppe ABBA. Aber es gab auch lautere und eher düstere Klänge: Der Hardrock feierte Erfolge. Bands wie Black Sabbath, Nazareth, Led Zeppelin oder Uriah Heep prägten eine ganze Generation. Eine treibende Kraft dieser Zeit war Ken Hensley, der Keyboarder und Sänger von Uriah Heep. Er starb am 4. November 2020 im Alter von 75 Jahren in Spanien.
Lady in Black
Wie bei den meisten Hardrockbands ist auch der grösste Erfolg von Uriah Heep eine eher melodische Ballade: «Lady in Black». Der Song passt eigentlich nicht zum harten und eher düsteren Image der Band. Ken Hensley schrieb Text und Melodie angeblich nach dem Zusammentreffen mit einer Frau in München, mit der er danach eine Weile befreundet war. Dem Leadsänger von Uriah Heep war der Text «zu banal», also musste Hensley ihn selbst singen. Es wurde der mit Abstand erfolgreichste Titel der Gruppe.
Inhaltlich geht es darum, dass der Erzähler der Mutter aller Menschen, einer Frau in Schwarz begegnet, bei der er sich über seine Feinde beklagt, die er vernichten will. Das verweigert sie, denn «She would not think of battle that / Reduces men to animals / So easy to begin and yet / Impossible to end» (Sie wollte keinen Krieg, der die Menschen zu Tieren macht, der so einfach anzufangen und unmöglich zu beenden ist). Nicht nur wegen dieser pazifistisch-positiven Aussage wird der Song bis heute gespielt.
Drogen und Konflikte
Hensley selbst kämpfte viele Jahre lang mit Alkohol- und Drogenkonsum. Ein anderes Bandmitglied von Uriah Heep, Gary Thain, erlitt Mitte der 70er auf der Bühne einen Stromunfall. Etwas später fand man ihn tot in seiner Wohnung. Es wurde nie geklärt, ob er an seiner Heroinsucht oder den Folgen des Unfalls verstarb.
So wie die anderen Bandmitglieder zog Hensley daraus erst einmal keine persönlichen Konsequenzen. Doch Jahre später – seine Ehe ging gerade auseinander und er hatte Depressionen – zog er einen Schlussstrich. Er spülte sein letztes Kokain die Toilette hinunter und hörte von heute auf morgen auf, Drogen zu nehmen. Danach wurde ihm klar, dass er Hilfe brauchte.
Leiser Neuanfang
In einem ausführlichen Interview mit dem Fernsehjournalisten Hanno Gerwin erzählte er diesem, dass er sich damals mit einem Pastor der Presbyterianischen Kirche traf. Der sagte ihm irgendwann: «Ich habe über Sie nachgedacht. Was Sie brauchen, ist eine persönliche Beziehung zu Gott.» Hensley war nicht überzeugt. Er dachte, Gott wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. «'Doch, Sie sind genau die Person, mit der Gott jetzt zu tun haben möchte.' Wir haben dann gebetet, und wenn ich ehrlich bin, sagte ich mir damals: 'Gut. Alles andere habe ich ausprobiert. Warum eigentlich nicht?' Und seit der Minute, in der wir zu beten anfingen, hat sich alles geändert… Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.»
Hensley erzählt, dass er später eine CD mit christlichen Texten produziert habe, doch niemand wollte sie vertreiben. Da verkaufte er sie einfach selbst an alle, die sie bei ihm bestellten. Es scheint typisch für den stillen Rocker zu sein, dass er sein Leben änderte, aber kein grosses Geschrei darum machte. Gerwin erzählte er dazu: «Ich kann meinen Fans nicht mit der Holzhammermethode kommen. Ich stelle ihnen Jesus einfach vor und lasse ihn den Rest tun.»
Nach seinem grössten Wunsch gefragt, meinte er nur, «dass alle Menschen durch den Glauben an Jesus Christus gerettet werden. Das wäre der einzige Wunsch, der für uns alle Sinn machen würde.» 27 Jahre, nachdem er selbst das erlebt hatte, schlief Ken Hensley am 4. November 2020 friedlich ein, wie sein Bruder Trevor per Facebook bekanntgab.
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Datum: 12.11.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Jesus.ch