Sven Lager

Der Liebesaktivist

Als Popliterat feierte Sven Lager um die Jahrtausendwende Erfolge. Echte Erfüllung fanden er und seine Frau aber erst im christlichen Glauben. In Berlin brachten sie Einheimische und Flüchtlinge zusammen und gründeten die «School of Love Berlin». Nun starb der 56-Jährige an einer Krebserkrankung.
Sven Lager (Bild: Facebook)
Elke und Sven Lager
Simon Jahn, der Autor des Texts

«Bis an unser Lebensende werden wir unseren Glauben an die Liebe anderen weitergeben», sagte Sven Lager zu mir. Es war ein lauer Sommerabend 2019, an dem ich mit ihm und seiner Frau Elke Naters in einem kleinen Ruderboot auf dem Tegeler See in Berlin zum Interview zusammensass. Das Gespräch steht mir nicht nur wegen des malerischen Ambientes noch immer vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Das, was mir von innerem Angekommensein und Nächstenliebe von Sven und Elke entgegenstrahlte, hat mich sehr bewegt. Es war eine lange gemeinsame Reise für die beiden bis zu diesem Punkt, die am 19. April 2021 mit dem Tod von Sven ein jähes Ende nahm.

Erfolge und die Suche nach mehr

Abgebrochenes Germanistik- und Geschichtsstudium, Kulturredakteur, DJ, Bildhauer, Schweisser – Sven probiert als junger Erwachsener viel aus. Anfang 1993 lernt Elke Sven auf dessen erster und einziger Skulpturenausstellung kennen. Nur drei Monate später ist das erste von zwei Kindern unterwegs. Und die beiden beginnen bald, Bücher zu schreiben – mit grossem Erfolg. Auf Elkes gefeierten Roman «Königinnen» (1998) folgen drei weitere, Sven erregt mit «Phosphor» (2000) und «Im Gras» (2002) Aufmerksamkeit. Mit ampool.de gründen sie eine vielbeachtete öffentliche Austausch-Plattform der angesagten jungen deutschen Popliteraten. Für zwei Jahre zieht es sie nach Bangkok.

Doch trotz des Ruhms empfinden sie eine innere Leere. Ihre Sehnsucht nach mehr führt die Familie 2004 ins südafrikanische Hermanus, wo sie zum christlichen Glauben finden. Gebet und Gemeinschaft werden ihre neuen Triebfedern. Im «Exil» schreibt Sven seinen dritten Roman «Mein Sommer als Wal. Eine südafrikanische Geschichte» (2007) sowie – gemeinsam mit Elke – die Bücher «Was wir von der Liebe verstehen» (2008), «Gebrauchsanweisung für Südafrika» (2010) und «Es muss im Leben mehr als Alles geben» (2013).

Leidenschaft für Beziehungen

2014 kehren Sven und Elke nach Berlin zurück. Inspiriert von südafrikanischer Gemeinschaft gründen sie in ihrem Kiez ein Sharehouse als Begegnungsort von Nachbarn für Nachbarn. Klönen, Hausaufgabenhilfe, Ausstellungen, zusammen kochen, essen und beten: Hier ist Platz für jede Menge Leben. Danach eröffnen sie in Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtmission das «Refugio», ein fünfstöckiges Haus, in dem Geflüchtete mit Einheimischen Leben, Arbeit und Kultur teilen.

Als ihre Aufgabe im Refugio unerwartet zu Ende geht, beschliessen Sven und Elke, noch einmal einen ganz neuen Weg einzuschlagen. Schon in den Jahren zuvor hatten immer wieder Paare bei ihnen Rat und Hilfe in Beziehungsfragen gesucht. Und so fassen sie den Entschluss, sich zukünftig auf genau das zu fokussieren. Doch den beiden fehlen die Grundlagen und Methoden, um ihre Erfahrungen mit einem nachhaltigen Fundament weiterzugeben. Und so entwickeln sie nach ausgiebigem Forschen aus leicht anwendbaren Strategien ein eigenes Programm, in dem auch theologische Erkenntnisse und spirituelle Prinzipien eine wichtige Rolle spielen. Ihre «School of Love Berlin» findet mit Kursen, Online-Mentoring und Podcasts schnell Anklang. Auch eine Kolumne bei der Tageszeitung Die Welt entsteht daraus. Das positive Feedback ihrer Klienten bestätigt Sven und Elke in ihrem Weg. Auch ein gemeinsames Buch zu dem Thema und weitere Formate sollen folgen, vielleicht sogar ein Kurs für Singles. Ihre Liebesschule soll eine Schule fürs Leben sein.

Spuren göttlicher Hoffnung

«Und wie geht es euch in eurer Ehe?», fragte mich Sven Lager bei einem unserer Interviews. Ich war ziemlich perplex, rechnet der Journalist doch nicht mit persönlichen Rückfragen. Aber so war Sven. Obwohl man die Begegnungen, die wir hatten, an zwei Händen abzählen kann, hinterliess er jedes Mal ein Gefühl von persönlichem Interesse, Wertschätzung und Wohlwollen bei mir. Selten habe ich Christen wie ihn und Elke erlebt, die so unverkrampft, geerdet und hingebungsvoll ihren Glauben gelebt und von ihm gesprochen haben.

Als ich Mitte Januar 2021 auf Instagram las, dass Sven schwer an Krebs erkrankt sei, hat mich das sehr bewegt. Er war körperlich schon stark gezeichnet und dennoch verlor er bis zum Schluss nie den Mut und seinen Humor. Er und die Liebe, mit der er viele Menschen zusammengebracht und an ihrem Leben teilgehabt hat, hinterlassen Spuren göttlicher Hoffnung in dieser Welt.

Sven, du wirst mir fehlen!

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Datum: 08.05.2021
Autor: Simon Jahn
Quelle: PRO Medienmagazin

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