Neues Leben

Ein Garten Eden für Witwen und ehemalige Rebellen

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas mit ca. 200 Mio. Einwohnern und wird bis in ein paar Jahrzehnten das drittgrösste Land der Welt sein. Etwa 45 Prozent der Nigerianer sind Christen und vor allem im Süden des Landes sieht man überall Werbung für Kirchen und christliche Veranstaltungen. Gleichzeitig geschehen im Norden des Landes unfassbar schreckliche Dinge durch Boko Haram und andere Rebellengruppen. Aber es gibt auch Hoffnung.
John (Bild: zVg)
Das Klassenzimmer im Freien
Mit Paul (links) auf dem Stück Land von JMEM

Im Süden Nigerias liegt die Stadt Port Harcourt, wo sich ein Zentrum von Jugend mit einer Mission (JMEM) befindet. Paul, der Leiter und ein Mann mit grosser Vision, konnte ein grosses, für uns Schweizer unvorstellbar riesiges, Stück Land erwerben. Auf diesem Land soll ein kleiner Garten Eden entstehen, in welchem die verschiedensten Menschen einen Zufluchtsort, eine Heimat und ein Auskommen finden sollen.

In den Häusern, welche bereits auf dem Land gebaut wurden, finden Jüngerschaftsschulen statt, welche unter anderem von Witwen besucht werden, die aus dem Gebiet der Boko Haram geflohen sind und zum Teil miterleben mussten, wie ihr Mann von den Rebellen umgebracht wurde. Diese Killer, meist junge Männer, werden auf schrecklichste Weise zu Boko Haram-Rebellen gemacht und durch das Trinken ihres eigenen Blutes auf Boko Haram eingeschworen. Einige dieser jungen Männer, welche unter oft unglaublichen Umständen zu Jesus gefunden haben, besuchen auch eine Jüngerschaftsschule oder sind bereits Leiter und Mitarbeiter bei JMEM.

Rebellen finden zu Jesus

Der erst 19-jährige Daniel, dem man in seinem smarten schwarzen Hemd mit der roten Krawatte nie den ehemaligen Rebellen ansehen würde, war ein Killer für Boko Haram und hat mehrere Menschen umgebracht. Als er selber bei den Rebellen in Ungnade fiel, sollte er umgebracht werden. Die Rebellen übergossen ihn mit Benzin und wollten ihn anzünden. Da Daniel den Tod vor Augen hatte, schrie er zu Gott, den er bis dahin noch nicht wirklich kannte. Es gelang den Rebellen nicht, ein Streichholz anzuzünden. So sehr sie es auch an der Reibfläche rieben, es entzündete sich nicht. Daniel war gerettet und wusste, dass es nun darum ging, diesen Gott kennenzulernen.

Die Nigerianische Regierung offeriert ausstiegswilligen Rebellen, in ein Amnestiecamp zu kommen, wo sie ihre Waffen abgeben, und dafür eine Ausbildung und Unterstützung erhalten können. Hunderte von Rebellen nahmen dieses Angebot an. Jugend mit einer Mission ging regelmässig in diese Camps, um den Rebellen von Jesus zu erzählen. So kamen Daniel, Hope, auch er ein Killer für Boko Haram, und John in Kontakt mit JMEM und mit ihrem Retter Jesus. Im Folgenden erzählt John seine Geschichte.

Vom Rebellen-Anführer zum Missionar

«Ich verlor meinen Vater sehr früh. Mit 22 Jahren war ich ganz allein und lebte mit einem Freund zusammen. Ich dachte, dass dieser Freund mir den richtigen Weg zum Leben zeigen würde, stattdessen führte er mich in okkulte Praktiken ein und ich wurde darin sehr aktiv. Nach etwa vier Jahren in diesen Aktivitäten wurde ich von einem Politiker angestellt, um ihm durch Okkultismus zu helfen, die Wahlen zu gewinnen. Er gewann und wurde mein Sponsor.

Ich wurde sehr stark im Bereich des Okkulten. Da ich beliebt war und ich mich nicht unterordnen wollte, begann ich meine eigene Truppe. Schlussendlich waren es etwa 3'400 Leute, die mir unterstellt waren. Wir waren eine militante Truppe und Leute konnten uns anstellen, um für sie Jobs auszuüben. Als Boss sandte ich oft zwölf Leute hierhin, zwölf andere dorthin für so einen Killerjob. Es kam viel Geld rein und in unserem Camp konnte ich den Leuten jeden Tag drei gute Mahlzeiten bieten.

2010 waren wieder Wahlen und während ich eines Nachts schlief, hatte ich einen Traum. Jemand rief mich und ich hatte keine Ahnung, was da geschah, aber kurze Zeit später traf ich Paul, den Leiter von JMEM, der mir sagte, dass Jesus mich gerufen habe, um ihm zu dienen. Ich hatte kein theologisches Training oder eine Bibelschule besucht, aber Paul meinte, dass Jesus mich rufe.

Mit meiner Truppe arbeiteten wir weiter für die Wahlen, die friedlich verliefen. Trotzdem liess es mich nicht los, dass Jesus mich rief und ich entschied, in ein Amnestiecamp zu gehen, um dort mein Gewehr abzugeben. Ein paar von meinen Jungs entschieden sich, mit mir zu kommen. Andere aber lehnten sich dagegen auf und bombardierten mein Haus. Ich hatte nichts mehr, keine Unterkunft, keine Kleider und so entschied ich, dass ich wohl im Camp bleiben sollte. Ich hörte von Pastor Paul, aber auch von der Regierung, dass ich der Beste unter den Militanten sei, das brachte mich zum Nachdenken. Was meinten sie wohl? Ich realisierte, dass es um meinen Charakter ging, nicht um meine Fähigkeiten im Schiessen.

Weggerannt wie Jona

Als ich hörte, dass mein Haus bombardiert worden war, nahm ich mir vor, alle, die das gemacht hatten, umzubringen. Auf dem Weg dorthin war ich in einen schrecklichen Unfall verwickelt. Wir waren 18 Passagiere im Kleinbus und alle ausser mir starben bei dem Unfall. Ein Pastor fand mich, trug mich blutend aus dem Busch und sagte zu mir: «Du wirst nicht sterben, Gott hat noch etwas vor mit dir!» So brachten sie mich ins Spital, wo sie mein Bein amputieren wollten. Ich sagte zum Arzt, dass ich wie Jona sei, der weggerannt ist. Und so, wie Jona im Wal seine Schuld bekannte, habe ich nach dem Unfall meine Schuld bekannt und bin umgekehrt.

Ich hatte nichts mehr, da mich alle Politiker fallen gelassen hatten, nachdem ich mein Leben Jesus gegeben hatte. In einem Traum sah ich, dass jemand meine Spitalkosten bezahlen würde, was dann auch geschah. Auch mein Bein musste nicht amputiert werden. Danach ging ich nochmals zurück zum Amnestie-Camp, da ich ja nichts mehr hatte, kein Geld und auch sonst nichts. Eines Tages kam Paul wieder ins Camp und liess alle Leiter rufen. Er lud uns alle ein, bei ihm eine Jüngerschaftsschule zu besuchen. Ich war aber dazu noch nicht bereit, obwohl auch ein Freund, der bereits eine Schule gemacht hatte, mich dazu einlud. Eines Tages kidnappten einige von meinen ehemaligen Jungs jemanden und da alle annahmen, dass sie noch für mich arbeiteten, wurde ich auch geschnappt und die Regierung wollte mich töten. Ich wurde zwar freigesprochen, kam aber trotzdem für vier Jahre ins Gefängnis.

Ein neues Leben

Nach vier Jahren hörte ich wieder eine Stimme, welche mir sagte: 'Geh und werde Missionar!' Darum suchte ich nach meiner Freilassung Paul und begann dann endlich meine Jüngerschaftsschule. Nach dem Abschluss meiner Schule sagte mir der Herr, dass ich als Mitarbeiter und Wächter bleiben solle. Zwei Wochen nach diesem Entschluss konnten wir dieses Stück Land kaufen und da wusste ich, wieso mich Gott hier wollte. Nun bin ich Schulleiter, Anbetungsleiter, Teil des Leitungsteams und zuständig für die elektrischen Reparaturen. Ich habe Frieden gefunden durch Gottes Gnade. Ich bin ihm so dankbar, sind doch wegen mir viele Leute gestorben, und trotzdem darf ich durch seine Gnade und Liebe leben und kann nichts anderes tun als ihm zu dienen. Mein Wunsch ist es, dass durch mich noch viele Leute den Herrn kennenlernen dürfen. Ich habe 2. Korinther, Kapitel 5 Vers 17 wirklich erlebt: 'Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!' Daran halte ich mich fest.»

Zum Thema:
Christen in Nigeria: «Lasst Euch fallen in die Hände des Herrn!»
Nach Boko Haram-Angriffe: Neue Hoffnung und Wachstum im Norden Nigerias
Matthias «Kuno» Kuhn: «Jüngerschaft beginnt zu Hause»

Datum: 13.03.2020
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung