Neue Ausrichtung

Trotz Krankheit: Viel Gebet und grosses Engagement

Stefan Bodmer
Stefan Bodmer aus Effretikon ist von einer degenerativen Muskelerkrankung betroffen. Seit der Diagnose vor 16 Jahren hat sich sein Leben verändert. Sein Gottvertrauen hat er sich jedoch vertieft.

«Ich hatte eine leitende Position bei der freiwilligen Feuerwehr und auch als Einheitsfeldweibel beim Militär», erzählt Stefan Bodmer. Als er etwa im Jahr 2000 spürte, dass er nicht mehr gleich fit war wie auch schon, kaufte er sich ein Rudergerät, um gezielt zu trainieren. «Es fiel mir sehr schwer, ich brauchte vollen Einsatz dazu», erinnert er sich. Schliesslich hörte er auf damit und löste ein Abo im Fitnesscenter. «Auch da musste das Programm bald durch andere Übungen ersetzt werden, weil ich mit den bisherigen keinen Fortschritt erzielte.»

Auslandreise 

Weil er 2003 für ein halbes Jahr Australien bereisen wollte, suchte er vorher seinen Hausarzt auf. «Ich war so schlapp», erzählt Bodmer. «Der Arzt versorgte mich mit reichlich Vitamintabletten, die mich wieder fit machen sollten.» Die Kur half jedoch nicht, also ging er nach seiner Rückkehr nochmals zum Hausarzt. Der schickte ihn zum Neurologen, und jetzt bekam Stefan eine Diagnose: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose. Das heisst, motorische Nervenzellen, welche für die Beweglichkeit der Muskulatur verantwortlich sind, werden angegriffen. Ihre Impulse erreichen die Muskeln nicht mehr. Damit verlieren Betroffene immer mehr die Beweglichkeit und Kraft der Muskeln in Armen und Beinen, Rumpf, Atmung sowie des Sprech- Kau- und Schluckapparats. Dies führt meist innerhalb von drei bis sechs Jahren zum Tod.

Vom Regen in die Traufe

«Ich habe mich immer für den Bau deines Reiches eingesetzt, war Jungscharleiter, und jetzt mutest du mir das zu?», klagte Stefan Gott an. «Was soll das?» Er war gut dreissig Jahre alt, gelernter Mechaniker, hatte sich zum Techniker in Unternehmensprozessen und Sicherheitsbeauftragten einer mechanischen Firma weitergebildet. Dass er seine körperlichen Fähigkeiten verlieren und vielleicht schon bald sterben würde, setzte ihm schwer zu. «Da sind schon Tränen geflossen», gesteht der heute 47- Jährige.

Doch dann wurde er nochmals genau untersucht und eine neue Diagnose gestellt: Morbus Sandhoff mit Hexosaminidiase-Mangel A und B.  Diese sehr seltene genetische Erkrankung bedeutet auch langsam fortschreitenden Muskelschwund. Aber sie verläuft nicht so umfassend wie ALS und führt nicht zum Tod.

Neuausrichtung

Ende 2015 wird Stefan die Arbeitsstelle gekündigt. Er sucht Hilfe in seinem Glauben und bei Freunden, meldet sich beim Arbeitsamt, absolviert verschiedene Fortbildungen. Seine Freunde beten viel für ihn, auch um Heilung. Ein Bekannter unterstützt ihn dabei, eine Invalidenrente zu beantragen. Nach grossem Einsatz wird ihm schliesslich eine halbe Rente zugesprochen. 2019 kann er beim Christuszentrum in Zürich einen seinen körperlich eingeschränkten Fähigkeiten angepassten Arbeitsplatz in der Administration antreten. Pro Infirmis ermöglicht ihm, ein passendes Auto zu kaufen, so dass er mobil bleibt. Nach acht Monaten vermittelt ihn das christliche Sozialwerk an eine kleine Firma weiter, die griechische Produkte importiert und vertreibt. «Hier kann ich nun mit einem 50-Prozent-Pensum den Geschäftsführer unterstützen», erklärt Stefan. So kann er sich Zeit lassen mit dem Aufstehen morgens und sich hinlegen, wenn das Kraftdepot aufgebraucht ist.

Gebet um Heilung

«Ich nehme immer wieder Gebet um Heilung an», stellt Stefan Bodmer klar. Er ist mit verschiedenen Gebetsnetzen verbunden. Eine Auswirkung erlebt er bereits: seine Krankheit stagniert. Und er hofft weiterhin auf Heilung. Bis es soweit ist, engagiert er sich in verschiedenen Bereichen weiterhin für seinen Herrn. Er leitet eine Kleingruppe der Glattal-Church, zu der er gehört. Er stellt die technischen Voraussetzungen für Zoom-Meetings bereit, damit sich Leute für hörendes Gebet treffen können, an denen er auch teilnimmt. Er ist Fahnenträger seiner politischen Gemeinde, das heisst, er bleibt dran, mit anderen für die Menschen seiner Stadt zu beten. 

Kultur verändern

Und sein neuester «Karriereschritt» wird der zum «Head of culture transformation». Er lässt sich durch die Stiftung Lab-Ora schulen, damit er mit anderen zusammen regelmässig die Gebetsanliegen einer Firma aufnehmen kann. Das Team betet gezielt für die Mitarbeitenden und Herausforderungen im Geschäftsalltag. Ausserdem bringt er bei Gelegenheit Inputs ein und steht ihnen als Berater zur Seite.  Damit soll die Kultur des Geschäfts so verändert werden, dass die Mitarbeitenden zuerst nach Gottes Gedanken fragen und diese in der Firmenkultur umsetzen, bevor einfach Arbeit erledigt wird.

Ein Gebetsfreund hat ihm einmal zugesprochen: «Gott hat dich deshalb aus dem normalen Arbeitsleben geholt, damit du Zeit hast, mitten im Alltag auf ihn zu hören, seine Gedanken weiterzugeben und deine Gaben für ihn einzusetzen.» Stefans Fazit zu seinem Schicksal: «Mir geht es gut und ich bin zuversichtlich.» 

Datum: 02.03.2023
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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