Ungewöhnliche Werbeaktion

Mit Graffiti besprühte Plakate werben für «The Chosen»

Grosse Plakate in den USA sollten für den Start der Serie «The Chosen» im Mai werben, doch offenbar waren sie durch Vandalismus verunstaltet worden. Am Ende gehörte aber genau das zum Marketing.
Werbeplakat zu «The Chosen» (Bild: Twitter)

Über 70 grossformatige Plakate, so genannte Billboards, waren in mehreren Staaten der USA geklebt worden, um für die christliche Fernsehserie «The Chosen» zu werben. Doch offenbar hatten Unbekannte die Plakate mit Farbe verunstaltet. Auf manchen hatte jemand die Gesichter der Serienstars mit Kritzeleien versehen und ihnen Schnurrbärte oder Brillen verpasst. Auf manchen war in Handschrift eine Webseite hingekritzelt worden: «chosensux.com» (auf Deutsch etwa «Chosen ist Mist»). Auf anderen Plakaten hatte scheinbar ein Gegner der Serie mit weisser Farbe über die Anzeige «Langweilig!» geschrieben.

Wie sich nun herausstellte, waren hier aber keineswegs Gegner der Serie am Werk. Vielmehr gehörte der vermeintliche Vandalismus zur Marketingstrategie der Serienmacher. Doch nicht alle Menschen verstanden den Witz, viele waren sogar entsetzt.

Teufel wirbt für «The Chosen»

Auf der Webseite chosensux.com, die jemand vermeintlich über manche Plakate gemalt hatte, gab es einen Link zu der App, mit der man sich «The Chosen» ansehen kann sowie ein YouTube-Video mit dem Titel «Stop watching The Chosen… it is not good» («Hört auf, The Chosen zu schauen. Es ist nicht gut.»). In dem Video ist ein als Teufel verkleideter Mann zu sehen, der eine Klasse von Dämonen unterrichtet. Er sagt, «The Chosen» sei «von hoher Qualität» und man müsse sie deswegen dringend in Misskredit bringen.

Der Teufel erklärt seinen Schülern zunächst, warum die Serie gefährlich ist, etwa weil sie Jesus als ganz normalen Menschen mit Humor darstelle und weil Gläubige hier auch mit ihren Schwierigkeiten im Glauben gezeigt würden. Dann sucht der Teufel nach Möglichkeiten, wie es zu schaffen sei, dass weniger Menschen die Serie schauen. «Eine erfolgreiche Strategie: Mütter sollten die Serie ihren Kindern empfehlen!»

Verärgerung verursacht

Die Produktionsfirma Angel Studios teilte später mit, dass sie selbst hinter der mutmasslichen Verunstaltung der Plakate stecke. Zu Ostern habe man auf satirische Weise auf die christliche Serie aufmerksam machen wollen. Doch da war es schon zu spät: Viele Personen zeigten sich verärgert, sie hatten die Satire hinter der Aktion nicht verstanden.

Die Serie «The Chosen» des amerikanischen Filmemachers Dallas Jenkins erzählt das Leben Jesu und setzt den Fokus auf die Zeit, die er mit seinen Jüngern bis zu seiner Kreuzigung verbringt. Angel Studios ging beim Vertrieb der Serie neue Wege und finanzierte sie über Crowdfunding. Die Zuschauer können Folgen über eine kostenlose App ansehen, und selbst einen Betrag zahlen, wenn sie möchten, oder aber Folgen für andere Zuschauer spenden. Bis 2021 kamen so rund 40 Millionen Dollar zusammen. Die Serie ist in vielen Ländern sehr erfolgreich. Im August 2021 hiess es, über 300 Millionen Menschen weltweit hätten die Serie angesehen. Bislang wurden zwei Staffeln mit insgesamt 16 Folgen veröffentlicht. Die dritte Staffel soll ab Mai 2022 zu sehen sein. Mittlerweile sind die ersten beiden Staffeln auch auf DVD erhältlich.

Entschuldigung für missverstandene Werbeaktion

Jeremiah Smith, der für das Marketing der Serie zuständig ist, sagte gegenüber dem Magazin Christian Post, es habe sich bei den Plakaten um eine Werbekampagne für die Serie gehandelt. «Es gibt noch viele Menschen, die von der Serie gehört haben, oder die einfach an Jesus interessiert sind, die aber nicht in eine Kirche gehen würden und überhaupt nicht an christlichen Medien interessiert sind.» Die ungewöhnliche Werbung passe zum neuartigen Format der Serie, die mit dem Spruch wirbt: «Gewöhn dich an anders». Smith: «Jeder soll merken: 'Wir sind etwas anders, diese Serie ist anders.'»

Die Werbeplakate, die so wirkten, als habe sie jemand böswillig übermalt, hatten für einige Verwirrung gesorgt, berichtet die Christian Post. Viele waren davon ausgegangen, dass die Plakate Vandalismus zum Opfer gefallen waren. Der Marketing-Verantwortliche sagte: «Die Leute lieben diese Sendung. Es gibt eine Fanbase, die richtig verrückt nach 'The Chosen' ist. Und von denen lebt diese Serie ja. Wir waren uns auch bewusst, dass viele die Werbetafeln nicht sofort verstehen würden.»

Der Regisseur der Serie entschuldigte sich allerdings wenige Tage nach der Aktion für die Werbekampagne und gab zu, vielleicht ein wenig den Humor der Leute überschätzt zu haben. «Wir haben einen Fehler gemacht», sagte Jenkins in einem Facebook-Video.

«Wir hätten euch von Anfang an darüber informieren sollen, was wir vorhaben», sagte Jenkins an die vielen Fans der Serie gerichtet. «Dass ihr euch geärgert habt oder geschockt oder verwirrt wart, war nicht unsere Absicht. Wir wollten nicht, dass ihr denkt, wir wollten euch in die Irre führen.»

Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.

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Datum: 27.04.2022
Autor: Jörn Schumacher
Quelle: PRO Medienmagazin

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