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Gottes Reich und der Vollmond

Der Vollmond
Knapp einmal im Monat haben wir Vollmond. Doch das bedeutet nicht, dass an den übrigen Tagen etwas beim Mond fehlen würde, bemerkt der Theologe Mike Frost und vergleicht dies mit unserem (unvollständigen) Blick auf Gottes Reich.

«Eigentlich ist der Mond immer voll – nur manchmal ist unser Blick darauf unvollständig.» Als Mike Frost dieses Meme im Internet fand, konnte er nur zustimmen. Für ihn ist es eine dieser selbstverständlichen Wahrheiten, über die man nur nicht nachdenkt. Denn unser Erdbegleiter wechselt seine Zustände nicht zwischen Voll-, Halb- und Neumond. Egal wie schmal die Sichel ist, die am Nachthimmel von der Sonne angestrahlt wird, bleibt der Mond in Wirklichkeit immer eine Steinkugel mit 3'500 Kilometern Durchmesser.

Ein Mond wie Gottes Reich

Diese Vollständigkeit gegen den direkten Anschein vergleicht der australische Missiologe Mike Frost mit der Art und Weise, wie wir das sogenannte «Reich Gottes» wahrnehmen. Immer wieder wird dieser Begriff in der Bibel verwendet – und manchmal wird er dabei geheimnisvoll eingeschränkt. So erklärt Jesus den Pharisäern einmal: «Gottes Reich kann man nicht sehen wie ein irdisches Reich. Niemand wird sagen können: 'Hier ist es!' oder 'Dort ist es!' Denn Gottes Reich ist schon jetzt da – mitten unter euch.»

Frost ergänzt hier die heutige Wahrnehmung: «Wir beten, dass das Reich Gottes kommt, als ob Gott nur teilweise regiert und unsere Hilfe braucht, um sein Reich zu vergrössern. Wir ermahnen uns gegenseitig, uns an der Ausbreitung des Reiches Gottes zu beteiligen. Oder wir schmieden Strategien, um das Reich Gottes an den einen oder anderen Ort zu bringen. Aber Gott regiert nicht teilweise. Wir können Gottes Herrschaft nicht ausweiten, vergrössern oder herbeiführen.» Tatsächlich ist Gottes Herrschaft über das gesamte Universum zu jeder Zeit vollständig – selbst wenn wir davon manchmal nur «Mondsicheln» wahrnehmen.

Frost nennt sieben Kennzeichen dieser Gottesherrschaft: Befreiung/Rettung, Gerechtigkeit, Frieden, Heilung, Wiederherstellung, Freude und die Erfahrung der Gegenwart Gottes. All diese Zeichen sind bereits jetzt vorhanden, doch sind sie nicht immer vollständig sichtbar.

Eine teilweise Erkenntnis

Dass wir in unserer Welt nicht alles erkennen, was zu Gottes Reich gehört, führt nach Frost zu einem weit verbreiteten Missverständnis: «Das verleitet uns zu dem Irrtum, dass Gottes Herrschaft nicht vollständig ist und wir für ihre Ausweitung beten und arbeiten müssen.» Frost sieht die Aufgabe von Christinnen und Christen eher darin, «ihre Fenster zu putzen». Er betont, dass die Realität Gottes bereits da ist – so wie der Vollmond –, wir aber daran arbeiten können und sollen, sie im Alltag zu erkennen. Momentan gibt es fast keine klare Sicht auf das vollständige Reich Gottes, doch schon Paulus hält fest: «Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.» (1. Korinther, Kapitel 13, Vers 12).

Diese eingeschränkte menschliche Erkenntnis mit dem Mond zu vergleichen, war übrigens nicht nur die Idee von Mike Frost. Der Dichter und Journalist Matthias Claudius hatte ähnliche Gedanken und machte daraus das wohl bekannteste Abendlied der deutschen Sprache: Der Mond ist aufgegangen. Darin unterstreicht er ebenfalls:

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Mike Frost lädt jedenfalls dazu ein, den Mond jetzt anders zu betrachten: «Denken Sie daran, dass Gottes Herrschaft der Befreiung, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Heilung, der Gemeinschaft und der Freude immer da ist, voll verwirklicht, gleich hinter dem Schleier, langsam aber sicher in unsere Welt einfliessend, die Verheissung wunderbarer Dinge, die kommen werden. Man kann es nur nicht sehen. Noch nicht.»

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Datum: 17.05.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Mike Frost

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