Infektion durch Hilfeleistungen

Bolivien: Mindestens 100 Pastoren sterben an Corona

Zwei evangelische Organisationen in Bolivien haben bekanntgegeben, dass rund 100 Pastoren im südamerikanischen Land an Corona gestorben sind – die meisten von ihnen, während sie isolierten Menschen halfen.
Essensverteilung in Bolivien (Bild: MedFund Bolivia)

«Mindestens 40 Pastoren sind im Ostteil des Landes gestorben, etwa 60 im Westen. Viele andere sind im Krankenhaus und kämpfen gegen den Coronavirus, den sie während ihrer Arbeit aufgelesen haben», erklärte Pastor Luis Aruquipa Carlo, Präsident des nationalen Rats der Christen in Bolivien.  

Viele durch Hilfeleistungen gestorben

Der Vizepräsident der Vereinigung der Christlichen Kirchen in der Stadt Santa Cruz, Belfort Guthrie, hat allein zwischen April und Juli von 38 Pastoren gehört, die nur in dieser Region an Covid-19 gestorben sind. «Viele haben sich infiziert, während sie anderen Leuten halfen, die nicht einkaufen oder Essen auftreiben konnten, oder als sie Gassenküchen betrieben», so Guthrie. Die Sicherheitsvorschriften seien eingehalten worden, aber die verstorbenen Pastoren hätten Hintergrundkrankheiten wie Diabetes, die Chagas-Krankheit oder andere Symptome gehabt.

Glaubens- und Gesundheitsdienst

Verschiedene evangelische Kirchen haben ihre Gebäude als Gesundheitszentren angeboten, weil Spitäler und andere Einrichtungen kollabiert seien, so Pastor Carlo weiter. Als Beispiel nannte er Kirchen in La Paz und im benachbarten El Alto. Evangelische suchen die aktive Zusammenarbeit mit dem Gouverneur von La Paz und anderen Regionen. «Wir predigen in den Strassen, besuchen die Kranken und die zu Hause eingeschlossen sind – und alles unter Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen.»

Vicente ist evangelischer Christ und Arzt in La Paz.  Für ihn sind der medizinische und der christliche Dienst eng verbunden. «Wir empfangen Patienten und sind im Krankenhaus auf Abruf da, beten für unsere Mitarbeiter und bringen den Patienten das Wort Gottes.»

Sogar Präsidentin infiziert

Bolivien hat am 12. Juli offiziell über 48'000 Corona-Infektionen und 1'807 Todesfälle verzeichnet, obwohl die effektiven Zahlen wahrscheinlich höher sind. In der letzten Woche hat sogar Präsidentin Jeanine Áñez bestätigt, dass sie Covid19-positiv sei.

Doktor Vicente erklärte: «Die warmen Regionen Boliviens leiden am meisten, aber auch die abgelegenen und armen Gebiete. Die Quarantäne erlaubt es jeweils der Hälfte der Bevölkerung, jeden zweiten Tag hinauszugehen, aber in einigen Gebieten mussten wir zu weit strengeren Massnahmen zurückkehren.» Er ruft zu Gebet auf, dass die Infektionen nicht exponentiell zunehmen, dass weniger Gesundheitsmitarbeiter infiziert werden und dass ihre Infektionen nicht tödlich sind. «Vor allem aber beten wir, dass wir näher zu Gott kommen, dass wir ihn besser kennenlernen und dass wir für seine Gegenwart bereit sind, wenn er uns ruft.»

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Datum: 16.07.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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