Der Kampfsport-Pastor von Davos
Als Stefan Pfister (46) vor drei Jahren ins Landwassertal nach Davos zog, entdeckte er an einer Veranstaltung die verloren geglaubte Liebe aus seiner Studienzeit wieder: Taekwondo, eine Kampfsportart aus Korea. Der freikirchliche Pastor schloss sich dem Taekwondo-Verein Davos an und integrierte sich dort rasch.
Bis zu 60 Kampfsportbegeisterte jeden Alters nehmen an den verschiedenen Trainingseinheiten teil. Pfister selbst ist mitverantwortlich für das Vorstufen-Kindertraining und die Vorbereitung von Turnieren. So etwa für die Schweizer Meisterschaft der neu gegründeten «Taekwondo Association Schweiz», die im nächsten Jahr in Davos ausgetragen wird.
Drei Christen im Verein
Neben dem Sport ist Stefan Pfister das Miteinander im Verein wichtig. So erzählt er, dass «beim gemütlichen Zusammensein immer wieder Gespräche über den Glauben geführt werden». Besonders ermutigend sei, dass er nicht der einzige Christ im Club ist. Mit Monica Bentz, die ebenfalls bei den Vorbereitungen der Anlässe hilft, und Vorstandsmitglied Matthias Hoppler vertreten zwei weitere Christen ihren Glauben im Kampfsport. «Uns ist es wichtig, dass wir unser Christsein authentisch im Taekwondo-Verein leben können», betont Pfister, der Pfarrer in der EMK Davos ist. Immer wieder laden sie Kollegen in den Gottesdienst ein oder die drei treffen sich zum Gebet.
Viele religiös Suchende
Für Pfister verfügt der Kampfsport über einige Gemeinsamkeiten mit dem Glauben: «Das Taekwondo-Training hat zum Ziel, Bescheidenheit, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und Unbezwingbarkeit zu erreichen. Diese Werte sind auch im Leben als Christ von hohem Stellenwert.» Aber auch über die heiklen Aspekte seines Sports – wie etwa das fernöstliche religiöse Gedankengut und ein gewisses Mass an Brutalität – ist sich Pfister im Klaren: «Ich trenne zwischen dem religiösen Unterbau des asiatischen Kampfsports und der körperlichen Ausübung zur Freude und Stärkung des Körpers.» Taekwondo habe im Vergleich zu anderen Kampfsportarten nur geringe religiöse Aspekte, erklärt Pfister weiter. «Und wenn wir im Training doch einmal eine kurze Meditationszeit haben, nutzen wir Christen diese gezielt zum Beten.»
Den anderen Weg zeigen
In dieser Hinsicht sieht Pfister mehr Potenzial als Gefahr. Viele Menschen, die ins Training kommen, seien religiös sehr offen. «Sie wissen, dass sie mehr brauchen und da kann das asiatische Gedankengut dann auch wichtig werden. Gerade darum will ich an diesem Ort sein und ihnen einen anderen Weg zeigen.»
Ermutigung statt Stolpersteine
Die Davoser Kampfsportler haben sich entschlossen, mit ihrem kämpferischen Glauben in die Offensive zu gehen. «Wir wissen nicht, wie viele Christen in der Schweiz Kampfsport betreiben; es wäre aber auf jeden Fall bereichernd, sich kennenzulernen», sagt Stefan Pfister über die neuen Ideen. Sie möchten eine Plattform in Form eines Netzwerkes anbieten. Ziel sei es, Christen, die in der Schweiz Kampfsport betreiben, einander näher zu bringen, Austausch zu gewähren und voneinander zu profitieren.
Netzwerk für Kampfsportler
Bereits haben sich einige Personen gemeldet, verrät der sportliche EMK-Pfarrer. Nun gelte es, diese Kontakte zu pflegen und Treffen zu organisieren. «Wir möchten über unsere Erfahrungen als Christen im Kampfsport austauschen und füreinander beten.» Stefan Pfister wünscht sich, dass Christen sich untereinander ermutigen, anstatt sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen. «Wir sollten für Menschen beten, dass sie an ihrem Ort ein Zeugnis für Jesus sein können.»
Am Netzwerk für christliche Kampfsportler Interessierte melden sich bei: monica.bentz@gmx.ch
Datum: 13.12.2014
Autor: Josua Schöchli
Quelle: ideaSpektrum Schweiz