Leben schätzen, Tod nicht ausgrenzen
Der Tod gehört zum Leben, wird aber gesellschaftlich immer noch tabuisiert. Das letzte Kapitel des Lebens wird gern in den Hintergrund geschoben oder gar verdrängt. Ist man plötzlich doch damit konfrontiert, bricht eine Welt zusammen. Das Projekt «Hospiz macht Schule» bringt das Thema zu den Schülerinnen und Schülern. Die meisten Kinder haben durchaus schon Verlusterfahrungen erlebt: der Verlust eines geliebten Haustieres, die Trennung der Eltern, der Tod einer nahestehenden Person. Man muss mit diesem Thema umgehen lernen und je früher das passiert, desto besser. In einer Projektwoche lernten sie, dass Hoffnung und positive Gefühle zu einem Neuanfang dazugehören. Sie setzten dies um, indem sie Blumentöpfe bemalten und mit Bohnensetzlingen bepflanzten, schreibt das «Meininger Tagblatt».
Reden über Gott
Grosseltern teilen ihre Zeit und Lebenserfahrung. Sie spielen, sorgen, begleiten, erfinden. Grosseltern nehmen auch bei der Vermittlung von christlichen Werten eine wichtige Rolle ein. Dazu gehören Rituale. Die Familie ist ein Ort von Ritualen. Bei den einen gehört die Gutenachtgeschichte vor dem Schlafengehen fest dazu, bei anderen das Abendgebet. Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass in der Schweiz immer mehr Menschen ohne Kirche leben. Das heisst aber nicht, dass sie keinen Glauben haben, schreibt das Grosseltern-Magazin: Mit Kindern gemeinsam Antworten zu suchen, ist wunderbar. Die einen Familien nennen das «Philosophieren», die anderen «Reden über Gott».
Christliche Werte im Alltag
«Was ist Gott?», fragte der Vierjährige einst. Und brachte seine Eltern damit ganz schön ins Schwitzen. «Wie kommt er darauf?», überlegte sein Vater, der schon lange keine Kirche mehr von innen gesehen hatte. «Was antworte ich bloss?», grübelte die Mutter, die ihr Kind bewusst frei von Religion erziehen wollte. Die Theologin Andrea Kindler würde dem Kleinen wohl sagen: «Gott ist die Kraft, die alles gemacht hat – die Blumen auf der Wiese zum Beispiel», schreibt das Magazin «Wir Eltern». Die 59-Jährige ist Pfarrerin der Kirchgemeinde Heiliggeist in Bern und davon überzeugt: Kinder haben einen direkten Zugang zur Natur, zum Göttlichen. So wisse der Nachwuchs intuitiv: Ich habe die Blumen nicht gemacht, Mama und Papa auch nicht, also muss jemand anderes dafür verantwortlich sein. «Man braucht Kindern oft gar nicht so viel zu erklären», findet die Pfarrerin, «sie suchen sich die Antworten häufig selbst.»
Manchmal fehlen Antworten
Gerade bei schwierigen Kinderfragen, wenn das Unfassbare geschieht, die Gotte stirbt, die mitten im Leben stand, ein Elternteil oder das Nachbarskind – wenn also auch Erwachsene überfordert sind und keine Antwort haben, suchen selbst Eltern, die sich dem Glauben nicht verbunden fühlen, oft nach Antworten in der Religion. «Bei den existenziellen Fragen der Menschheit – Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Warum musste meine Schwester sterben? – wissen wir letztlich nicht mehr als Kinder», sagt Pfarrerin Kindler.
Religionen hingegen beschäftigten sich mit allen essenziellen Themen im Leben, deshalb sei es naheliegend, hier nach Antworten zu suchen. Allerdings gebe es teilweise einfach keine, «und das dürfen Erwachsene ihrem Kind auch so sagen: Ich weiss es nicht», schreibt das Magazin «Wir Eltern» weiter. Wichtig sei, gleichzeitig zu signalisieren, dass es nicht schlimm ist, diese Fragen zu haben und zu stellen. Doch wie stark sollen Eltern steuern, was Kinder glauben?
Dankbarkeit zeigen, Feste feiern
Ist es in Ordnung, den Nachwuchs taufen zu lassen, selbst wenn Mutter und Vater sonst nie in die Kirche gehen? Ja, findet Pfarrerin Andrea Kindler. Schliesslich sei gerade nach etwas so Emotionalem wie einer Geburt das Bedürfnis gross, seine Dankbarkeit zu zeigen und ein Fest zu feiern. Dasselbe gelte auch für andere Übergänge im Leben wie etwa Hochzeiten oder Todesfälle, für die sich in allen Kulturen Rituale finden. Viele Familien, die mit Religion sonst nicht so viel am Hut haben, entscheiden sich aber noch aus einem weiteren Grund für die Taufe. Denn diese symbolisiert nicht nur «Das Kind ist willkommen», sondern auch: «Wir – die Paten und Verwandten – wollen es begleiten, und etwas Höheres unterstützt uns dabei.» «Was eine sehr schöne Zusage ist», sagt Andrea Kindler.
Dieser Artikel erschien zuerst im Dienstagsmail.
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Datum: 23.04.2024
Autor:
Markus Baumgartner
Quelle:
Dienstagsmail