Die Schweiz, Gott und das Geld

Christen sollten nicht bei Korruption mitmachen

«Den Christen müssen die Augen aufgehen», sagt Samuel Ninck in einer Sendung von Radio SRF Kultur. Er meint damit den Umgang mit Geld in der Schweiz. Christen sollen einen radikal anderen Umgang damit haben.
Hand mit Banknoten

Das Buch «Die Schweiz, Gott und das Geld» erregt Aufsehen. Es geht mit der Rolle der Schweizer Banken, Konzernen und der mit ihnen verbandelten Politik kritisch um. Auf die Initiative von ChristNet hin haben christliche und sozialpolitische Institutionen aus landes- und freikirchlichem Hintergrund – von StopArmut bis zu Brot für alle – ein Buch realisiert, das sich mit der unheilvollen Wirkung von Korruption im weitesten Sinne beschäftigt. Und wie der einzelne Christ damit umgehen kann. Autoren sind Leute aus dem Umkreis von ChristNet, aber auch Leute wie der Leiter der Erklärung von Bern, Andreas Missbach, und der Wirtschaftsethiker Christoph Stückelberger haben Beiträge geliefert.

Die Realität sehen

Die Liste von Beispielen eines problematischen Umgangs mit Geld in der Schweiz ist beängstigend lang. Nicht nur die negativen Schlagzeilen über das Verhalten der Banken mit Steuerfluchtgeldern, Manipulationen und Verstecken von Potentatengeldern schrecken auf. Es gibt auch handfeste Korruption beim Bund, Steuerdumping zugunsten ausländischer Konzerne, welche Menschenrechte im Ausland verletzen. Dazu umstrittene Steuerprivilegien für Reiche, eine breite Palette von Praktiken zur Steuervermeidung für Firmen und viele weitere Missstände. Viele Christen fühlen sich diesem Verhalten ohnmächtig – oder auch indifferent.

«Ich zahle gerne Steuern»

Das muss sich ändern, fordern die Autoren. Samuel Ninck verweist auf die Bibel. Sie sei voll von Aussagen über das Geld. Sie spreche mehr von Geld als über Sünde und das Heil. Zentral ist für ihn die Aussage: «Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.» Oder Jesu Antwort auf eine verfängliche Frage: «Gebt dem Kaiser was dem Kaiser und Gott, was Gott gehört.» Ninck gibt selbst Gegensteuer zur allgemein negativen Haltung gegenüber Steuern, indem er im Radio erklärt: «Ich bezahle gerne Steuern.» Er begründet es so: «Wir leben in einem Staat, wo wir mitbestimmen können und wo die Transparenz relativ gross ist.» Und er geht auch als gutes Beispiel für das Teilen voran. Das Weggeben von Mitteln, die man selbst nicht fürs Leben braucht. Christen müssten einen anderen Lebensstil entwickeln. Viele Christen wollen nach seiner Erfahrung ihren Glauben besser mit dem Umgang mit Geld in Einklang bringen. Sie müssten aber auch die Zusammenhänge von wirtschaftlichem Handeln und sozialer Ungerechtigkeit verstehen.

Korruption ist ein No-Go

Die Konsulentin im Bereich Korruptionsbekämpfung bei AFI Partnerships und ehemalige Heilsarmee-Mitarbeiterin Irène Cherpillod hat ein Kapitel zur Korruption verfasst und erklärt dazu: «Auch christliche Entwicklungsorganisationen meinen, in gewissen Situationen Schmiergeld zahlen zu müssen, um ihre Arbeit tun zu können. Das darf nicht sein.» Bei Bestechung müsse es eine Null-Toleranz geben, so Cherpillod. Schon im zweiten Buch Mose, Kapitel 23, Vers 8, werde die Bestechung verurteilt: «Bestechung macht Sehende blind und verkehrt die Sache derer, die im Recht sind.» Manchmal brauche es Fantasie, sie zu vermeiden. In Indien wurde zum Beispiel die Null-Rupien-Note gedruckt, mit dem man Polizisten, welche Autos kontrollieren und auf einen Obolus aus sind, «bestechen» kann. Dass in der Schweiz nur selten Korruptionsfälle ans Licht kommen, heisse nicht, dass es sie nicht gibt. Sie spricht von einer hohen Dunkelziffer. Und sie verlangt einen besseren Schutz für Whistleblower.

Mehr teilen

Die Autoren zeigen deutlich, wo es Veränderungen braucht. Und sie machen auch Vorschläge. Samuel Ninck empfiehlt das Teilen. «Wenn wir von dem ausgehen würden, was wir wirklich zum Leben brauchen, könnten wir alles andere weggeben.» Doch es gebe die Urangst, dass es dann nicht mehr reicht. Es gehe dabei letztlich um die Angst vor dem Tod, so der Koordinator von ChristNet. Er wünscht sich in unserer Gesellschaft mehr Anreize zum Teilen.

Das Buch: «Die Schweiz, Gott und das Geld», 
232 S. A5, gebunden. Erhältlich ab Dezember 2013. Kostendeckender Richtpreis: CHF 10.00–15.00. Bestellung.

Datum: 08.05.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung