Forum «Bibel und Finanzen»

Eine Vision führt zu grosser Hingabe

Peter Marti aus Hombrechtikon
Über Themen rund um Finanzen wird in vielen Kirchen nur wenig gesprochen. Peter Marti möchte dem entgegenwirken und auch über Themen wie Vorsorge, Wirtschaftsflüchtlinge, Inflation oder bedingungsloses Einkommen sprechen.

Peter Marti (55) ist verheiratet, hat drei erwachsene Töchter und lebt in Hombrechtikon. Der ursprüngliche Elektriker arbeitet seit 25 Jahren in der Informatik und engagiert sich seit Jahrzehnten in seiner Kirche – grösstenteils ehrenamtlich. Schon länger empfand er die Thematik rund um Finanzen in unseren Kirchen als etwas stiefmütterlich behandelt und so entschied er, etwas dagegen zu unternehmen.

Viele Kirchen wollen auf keinen Fall manipulieren

«Ich realisierte, dass wir in den Gemeinden oft etwas befangen sind, wenn es darum geht, über Finanzen zu reden.» Peter glaubt, dass ein Grund darin liegt, dass gefürchtet wird, Menschen würden das Thema als manipulierend auffassen. Schliesslich ist für Kirchen, die auf Spenden angewiesen sind, immer auch ein Selbstinteresse damit verbunden.

Peter erwähnt neben dem Geben auch andere Hauptbereiche im Zusammenhang mit Finanzen. Diese sind der Erwerb von Einkommen, der Lebensunterhalt, das Sparen (inklusive Altersvorsorge) und das Investieren. «Wenn in der Kirche über Geld gesprochen wird, geht es vor allem über die Dimension des Gebens. Diese Diskussion ist für mich zu einseitig.»

Wieso müssen wir über Geld sprechen?

«Die Bibel spricht viel über die Themen Finanzen, Geld und Arbeit.» So habe auch Jesus viele Gleichnisse erzählt, die mit Arbeit und Geld zu tun haben. «Ich frage mich, wie Jesus heute über Berufe wie Banker, Putzfrau oder Pflegefachfrau reden würde.» Peter glaubt, dass Gott uns in unserem Berufsfeld etwas von sich selbst offenbaren will. «Gott ist es wichtig, dass wir auch in der Arbeitswelt die Prinzipien von Gottes Reich verstehen.» Arbeit ist in der Bibel kein Nebenthema, sondern zentral. Wir können darin entweder Gott erkennen oder unser Herz gefangen nehmen lassen.

Forum «Bibel und Finanzen»

Vor knapp zwei Jahren begann Peter mit dem Forum «Bibel und Finanzen». «Damit will ich eine aktivere Diskussion in der Kirche führen.» Er hat festgestellt, wie die Kirche oft in einem Bereich wächst, indem darüber gesprochen wird. Entsprechend glaubt er, dass Christen auch als visionäre Verwalter wachsen, wenn die entsprechenden Inhalte thematisiert werden. Und genau hier soll das Forum einen Beitrag leisten. Aktuell wird das Forum pro Abend von acht bis zwölf Personen aus verschiedenen Gemeinden besucht. Der Anlass dauert jeweils ungefähr zwei Stunden und beginnt mit einem 45-minütigen Referat, worauf eine angeregte Diskussion folgt.

An einem Abend wurde über gewisse Trends diskutiert, welche heute Schlagzeilen machen. Dazu gehörte das bedingungslose Grundeinkommen. Das Gespräch kam dabei schnell auf die Frage der Würde. Dient das Arbeiten wirklich nur dem Geldverdienen oder liegt nicht auch ein Sinn im Arbeiten selbst? «Wir versuchen, solche Fragen breit zu diskutieren.» An aktuellen Themen mangelt es mit Sicherheit nicht.

Viele Themen

Im Forum geht es um Themen wie das bereits erwähnte bedingungslose Grundeinkommen, aber auch die Vorbereitung auf den Ruhestand, Finanzkrisen, den Umgang mit armen Menschen oder das Verhalten bei Inflation. Speziell erwähnt Peter an dieser Stelle das Thema der Wirtschaftsflüchtlinge. «Bei Kriegsflüchtlingen sind wir uns schnell einig, dass wir diesen Menschen eine Perspektive geben wollen. Doch wie sieht es mit Wirtschaftsflüchtlingen aus?» Er erwähnt, wie die Schweiz in früheren Jahren ein Auswanderungsland gewesen war und Auswandern politisch gefördert wurde. «Solche Themen sind nicht einfach und wir können auch als Christen durchaus verschiedene Meinungen haben.» Genau deshalb sollten verschiedene Meinungen angehört und voneinander gelernt werden.

Wir brauchen visionäre Verwalter

«Wenn wir das Thema der finanziellen Verwalterschaft verinnerlichen, sind wir nahe bei einem Herz der Grosszügigkeit.» Peter setzte sich mit dem Wort «grosszügig» auseinander. «Ursprünglich hatte das Wort einen fürstlichen Charakter und beschreibt etwas Königliches.» Grosszügigkeit soll neu entdeckt werden, gerade in den Kirchen privilegierter Länder.

In Grosszügigkeit sieht Peter letztlich das Herz Gottes – das beginnt schon bei der Schöpfung. «Ich glaube, dass Grosszügigkeit eine der grössten Kräfte ist. Denn Grosszügigkeit offenbart das Wesen Gottes, schützt unsere Herzen und verändert die Welt um uns herum.» Peter wünscht sich, dass wir mehr in die Rolle des visionären Verwalters, der proaktiv nach Möglichkeiten zum Bauen von Gottes Reich sucht, hineinwachsen. Die Situation, als die Israeliten so viele Güter zum Erbau der Stiftshütte herbeibrachten, dass Mose sie stoppen musste, ist für ihn ein Vorbild. «Die Leute waren von der Vision ergriffen», erklärt er und bedauert, dass wir zu oft bei Verwalterschaft stehenbleiben und dabei die Vision auf der Strecke bleibt. Wenn Menschen aber an einer Vision teilhaben, ist der Einsatz und die Hingabe gross.

Zur Webseite:
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Datum: 06.07.2023
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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