«Gott kennt kein Pensionsalter!»
«Wenn unsere Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, fahre ich mit nach Indien!», entschied Monika Bodmer aus Wetzikon ZH. In der Pfingstgemeinde Uster hatte sie Miriam Tilge kennen gelernt, die Gründerin von Agape Indienhilfe. Vorerst engagierte sie sich im Vorstand dieses Vereins, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet.
«Ich mag Sauberkeit, Ordnung und gemässigte Temperaturen», sagt Monika. «Doch als ich 2009 zum ersten Mal in Indien landete, fühlte ich mich sofort wohl. Ich war angekommen, trotz Dreck, Lärm und Hitze.» Dies ist eines der vielen Wunder, welche die dreifache Mutter und Grossmutter seither erlebt hat. Seit über 40 Jahren leidet sie an starker Arthrose, wurde mehrfach operiert. Trotzdem reist sie jeden Januar für drei Wochen mit einem Team nach Indien. Sie besuchen Pastorenfamilien und deren Mitarbeitende, die sich liebevoll für ihre Mitmenschen einsetzen. Sie helfen Leprakranken, Witwen und ermöglichen Kindern durch Patenschaften den Schulbesuch.
«Mit den Kindern zu singen und Gott anzubeten, ist etwas vom Schönsten, was ich dort erlebe», strahlt die 67-Jährige. Sie nimmt jeweils ihre Gitarre mit und setzt sie auch in Gottesdiensten ein. Wegen der starken Schmerzen benötigt sie viele Medikamente. Trotzdem zieht es sie nach Indien. «Die Gläubigen haben schon stundenlang für mich gebetet», erzählt sie bewegt. «Das gibt mir Kraft, mit meinen Beschwerden zu leben.»
Dienen bis zum letzten Atemzug
Bis kurz vor ihrer Pensionierung arbeitete Monika einige Jahre in einem Tageshort. «Gott hat mir diesen Job verschafft», sagt sie. Das Gehalt setzte das Paar für die Kinder in Indien ein. Arthur Bodmer fing immer mehr Feuer für die Agape Indienhilfe. Der gelernte Elektromechaniker hatte als Projektleiter Haustechnik für eine Grossbank gearbeitet. Heute, inzwischen 70-jährig, setzt er seine Fähigkeiten für das Hilfswerk ein.
2015 reiste er erstmals nach Indien. Obwohl er Schlangen nicht ausstehen kann und sich eigenartig fühlt, wenn für ihn und seine Kollegen extra ein Bett aufgestellt wird. «Alle anderen im Raum schlafen auf dem Boden», erklärt er. Mit Monika zusammen hat er inzwischen die Verantwortung für die Projekte in Südindien übernommen. «Bei Gott wirst du nicht pensioniert», schmunzelt Monika. «Ich will Gott dienen bis zum letzten Atemzug.» Zudem öffnete das Paar sein Haus für Bed-and-Breakfast-Gäste. «So können wir unsere Gaben einsetzen und gleichzeitig Geld verdienen für unsere Freunde in Indien», erzählt Monika begeistert. Das erfülle sie mehr, als mit einem Camper durch die Gegend zu reisen.
Reis statt Ziegel und Wellblech
Mit der Tochter des verantwortlichen Pastors hatten sie geplant, ein Kinder- und Altersheim im Dorf zu bauen. Doch dann kam Corona, und das vorgesehene Geld wurde für Nothilfe eingesetzt. «Unsere Leute sind unermüdlich unterwegs, um Reis zu verteilen und dabei das Evangelium zu verkünden», erzählt Monika. Arthur ergänzt: «Du kannst nicht predigen, wenn die Zuhörer an Hunger leiden.» Die meisten Menschen sind Tagelöhner. Wenn sie zu Hause bleiben müssen, verhungern sie. So sorgt der Verein dafür, dass die abgelegenen Dörfer der Roma und Sinti oder ehemaligen Schlangenfänger mit Wassertanks versorgt werden. Wegen des Lockdown dürfen diese verachteten Bevölkerungsgruppen am Dorfbrunnen kein Wasser mehr schöpfen.
Grosse Not und wachsende Verfolgung
«Die Leute sind hungrig, auch nach geistlicher Nahrung», weiss Monika Bodmer aufgrund vieler Begegnungen. Schwarze Magie, Zauberei und damit verbundene Ängste gehörten zum Alltag vieler Menschen. Doch die indischen Christen zeigen eine Alternative und beten inständig für ihre Landsleute. Gerade die Hilfe, die sie während der Corona-Krise leisten, öffnet Herzen für das Leben mit Jesus. «Unsere indischen Freunde vertrauen völlig darauf, dass Jesus sie durch diese spezielle Zeit führt», erklärt Monika. «Das ermutigt auch uns.» Sie wünschen sich weitere Spender, damit noch mehr für die Ärmsten getan werden kann. Die Not ist gross und auch die Christenverfolgung nimmt zu. «Aber Gott ist treu. Daran halten wir fest.»
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Datum: 22.01.2021
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: idea Spektrum