Unihockey schenkt Strassenkindern neue Hoffnung
«Ich arbeitete hier während 17 Jahre als leitender Lehrer», erinnert sich Andrew Maena. Sein Blick schweift über den Compound von «Vision for Africa». Hier lernte der heutige «Floorball4all»-Landeskoordinator von Uganda den Sport mit dem löchrigen, weissen Ball kennen: «Im Jahr 2018 kamen Unihockey-Coaches hierher. Sie fragten mich, ob ich dieses Spiel kenne.»
Kurz darauf fand im Nachbarland Kenia ein Workshop statt, an dem auch Andrew Maena teilnahm, wie er im Gespräch mit Livenet erzählt. «Wir waren fünf Teilnehmer aus Uganda – und ich wurde der nationale Koordinator.»
Bald folgten die ersten Trainings im Land des Nils (der Nil fliesst vom Viktoriasee nach Ägypten).
Vier Nationalspieler
Das Konzept war einfach: Trainer ausbilden, die dann andere ausbilden. Viele der neuen Trainer leiten mittlerweile ihre eigenen Teams. «Der Fokus liegt vor allem auf den Schulen, wo das Projekt in einem organisierten System umgesetzt wird. Der Verband ermöglicht allen die Teilnahme, unabhängig von ihren Fähigkeiten.»
Die Spieler profitieren spürbar vom Training: «Vier von ihnen haben es sogar in die Nationalmannschaft geschafft.» Ein Spieler, der in Kenia aktiv ist, kommt regelmässig nach Uganda, um am Training teilzunehmen und seine Fähigkeiten zu verbessern.
Einsatz für die Bevölkerung
Andrew Maena erklärt: «Wir arbeiten in vier Regionen im Nordosten Ugandas. Bevor wir Koordinatoren einsetzen, analysieren wir die Bedürfnisse vor Ort. Viele Gemeinden kämpfen mit Problemen wie Nahrungsmittelknappheit und schlechten hygienischen Bedingungen in den Gesundheitszentren. Unsere ersten Schritte bestehen darin, diese Zentren und Marktplätze zu reinigen und dann mit den Menschen über Gesundheit und Hygiene zu sprechen – alles auf der Grundlage biblischer Prinzipien.»
Abends wird Unihockey gespielt. «In Jinja treffen wir uns jeden Mittwochabend mit Strassenkindern. Vor dem Spiel säubern wir die Strassen und hören uns ihre Geschichten an. Es ist berührend zu sehen, wie Kinder, die geweint haben, beim Spielen lachen.»
Von der Strasse in ein neues Leben
Besonders beeindruckend ist die Geschichte von Joshua. Nach dem Tod seiner Eltern lebte er auf der Strasse, bis Andrew Maena ihn traf. Joshua bekam die Chance, Teil des Projekts zu werden und zeigte ausserordentliches Engagement. «Er hat sich von einem Strassenkind zu einem harten Arbeiter und Anführer entwickelt, der mehr als 50'000 Ziegelsteine hergestellt hat», sagt Andrew Maena. «Obwohl sein Kampf gegen die Drogen noch andauert, hat er bereits eine beeindruckende Wandlung vollzogen.»
Die Vision der Organisation ist klar: So viele Strassenkinder wie möglich sollen erreicht und verändert werden. «Wir haben keine eigenen Gebäude, aber wir suchen die Unterstützung von Sponsoren. Ein Teammitglied hat uns Land geschenkt, auf dem wir uns weiterentwickeln können.»
Unihockey-Stock als Hirtenstab
Andrew vergleicht den Unihockeyschläger mit dem Hirtenstab von Moses: «Dieser Stab hat in der Geschichte Israels eine grosse Rolle gespielt. Genauso nutzen wir unseren modernen 'Stab', um Menschen zu erreichen und die moderne Sklaverei zu bekämpfen. Wir trainieren nicht nur die Spieler, sondern formen auch ihren Geist und fördern positives Denken. Unser Ziel ist es, dass sie in ihre Gemeinden zurückkehren und dort Gutes tun.»
Floorball4all in Uganda begann mit 20 Trainern, heute sind es insgesamt 100. «Aber es geht uns nicht um Zahlen, sondern um die biblisch fundierte Botschaft, die wir durch das Spiel vermitteln. Wir investieren unsere Zeit und Energie, um positive Veränderungen in den Orten zu bewirken.»
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