Überraschende Funde in antiker ägyptischer Kirche
Diese Funde geben neue Einblicke in die Lebenswelt und die Bedeutung von Frauen und Kindern im frühen Christentum, was in der patriarchalischen Gesellschaft des römischen Ägypten unerwartet erscheint.
Die Kirche, die unter der Leitung des «New York University’s Institute for the Study of the Ancient World» (ISAW) entdeckt wurde, datiert auf das vierte Jahrhundert und liegt im heutigen Amheida, nahe der westlichen Oase Dachla.
Die Ausgrabungen unter der Leitung von Projektleiter David Ratzan, Leiter der ISAW-Bibliothek, starteten nach einer siebenjährigen Unterbrechung im Jahr 2023 erneut.
Für David Ratzan ist die Architektur der Kirche besonders faszinierend, da sie sich an das Design römischer Basiliken anlehnt, die ursprünglich als Verwaltungs- und Gerichtsgebäude dienten. Diese architektonische Wahl deutet darauf hin, dass die frühe christliche Gemeinde selbstbewusst genug war, öffentliche Gotteshäuser zu errichten – eine Entwicklung, die erst nach dem Verbot der Christenverfolgung durch Kaiser Konstantin möglich wurde.
Überraschung im Kircheninneren: 17 Bestattungen
Eine der wichtigsten Entdeckungen war die unerwartet hohe Zahl von Bestattungen in der Kirche. In Gräbern unter dem Altarbereich und in den Pastophorien, den Räumen für die Gottesdienste, entdeckten die Forscher die sterblichen Überreste von 17 Menschen – darunter sieben Frauen und acht Kinder oder Jugendliche, auch Säuglinge.
«Obwohl die wichtige Rolle der Frauen im frühen Christentum gut dokumentiert ist, überrascht die Konzentration von Frauen und Kindern in dieser patriarchalischen Gesellschaft», sagt David Ratzan. Der Fund deutet auf eine enge Bindung der christlichen Gemeinde an Frauen und Kinder hin, wirft aber auch viele Fragen über ihre genaue soziale Stellung und mögliche familiäre Beziehungen auf.
Weitere Kirchengrabungen erwartet
Trotz des Grabungsfortschritts sind noch viele Fragen offen. Die Archäologen wollen mehr über die Identität der Verstorbenen erfahren und untersuchen, ob diese Personen mit kirchlichen Würdenträgern oder prominenten Gönnern in Verbindung standen, die beim Bau und Unterhalt der Kirche halfen. Unklar ist auch, ob es sich bei den Gräbern um ein typisches Merkmal der damaligen Kirchenarchitektur oder um eine Besonderheit der Region um die Oase Dachla handelt.
«Wir haben hier eine spannende Entdeckung gemacht, die die Diskussion über die Geschichte des frühen Christentums nachhaltig beeinflussen wird», sagt David Ratzan. DNA-Analysen sind derzeit noch nicht möglich, da die Ausgrabungen weiterer Kirchen noch ausstehen. David Ratzan spekuliert aber, dass es in Trimithis noch weitere christliche Kirchen gibt, die bald ans Licht kommen könnten.
Historische Auswirkungen und zukünftige Erkenntnisse
Durch die weitere Analyse der 17 Skelette und die Veröffentlichung einer detaillierten Studie der forensischen Untersuchungen und der kleineren Funde aus der Kirche erhofft sich das Forschungsteam weitere Einblicke in die Lebensweise der frühchristlichen Gemeinde von Trimithis.
Diese Erkenntnisse könnten die Diskussion über die Rolle und Struktur der frühchristlichen Gemeinden entscheidend bereichern und das Verständnis der sozialen Rolle von Frauen und Kindern im römischen Ägypten erweitern.
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