ApostelGEDICHTE

«Wer garantiert uns, dass er kein Spitzel ist?»

Stefan «Sent» Fischer
Stefan «Sent» Fischer liefert mit «ApostelGEDICHTE – Die Petrus- & Paulus-Story auf Poetisch» einen packenden Einblick in das Innenleben der biblischen Apostelgeschichte. Im Herbst ist er nun auf Tournee durch die Schweiz.

In früheren Jahren war Stefan «Sent» Fischer vor allem als Rapper bekannt.«2014 wechselte ich dann vom Rap zur Kunstform ‘Spoken Word’, das entsprach mir noch mehr», sagt Stefan Fischer im Gespräch mit Livenet. «Das Spielen mit den Worten und dadurch eine Botschaft weiterzugeben, faszinierte mich noch mehr. Es geht darum, die Message von Jesus nicht nur so zu verpacken, sondern auch so zu erzählen, dass die gleiche ‘alte’ Story überraschend und frisch wiedergegeben wird.»

In der Folge verfasste er mehrere vier bis fünf Minuten-Stücke, die er an vielen Orten aufführte. «2016, nachdem ich bereits zwei Jahre beim Bibellesebund arbeitete, ist die Idee entstanden, ein abendfüllendes Bühnenprogramm zu gestalten. Das Stück heisst: ‘Wer’s glaubt wird selig, die Jesus-Story auf Poetisch’. Ich spiele da den Jünger Matthäus, das Programm umfasst auch viele Videos, Audios, und Publikumsinteraktionen.»

ApostelGEDICHTE

Dann wurde klar, dass es ein Folgeprogramm geben soll, als Stefan Fischer sein Pensum beim Bibellesebund auf 100 Prozent erhöhte. «Am meisten ‘zog’ mich immer die Apostelgeschichte, die ich auch am ISTL in Thun unterrichtete. Im Verlauf des Jahres 2022 wurde dann das Programm ‘ApostelGEDICHTE’ entwickelt. Im ersten Teil spiele ich Petrus; dieser Teil umfasst die Kapitel 1 bis 12 der Apostelgeschichte. Im zweiten Abschnitt, dem die Kapitel 13 bis 28 zugrunde liegen, verkörpere ich Paulus.»

Weiter spielen – per Video-Aufzeichnung – Pascal Hirschi als Barnabas mit sowie Simea Merki als Priscilla und als Dienerin Rhode, welche die Türe nicht öffnete, nachdem Petrus überraschend aus dem Gefängnis befreit wurde.

Ein Spitzel des hohen Rates?

Zu den besonders berührenden Szenen gehört jene, wo Petrus mit Barnabas über die Lebenswende von Saulus diskutiert. «Dazu erhalte ich viele Feedbacks und zahlreiche Menschen sind berührt. Es geht darum, dass Saulus auf dem Weg nach Damaskus seine Begegnung mit Jesus hat und dann zu predigen beginnt. Drei Jahre später kommt er nach Jerusalem. An dieser Stelle spiele ich Petrus als Skeptiker. Denn in der Apostelgeschichte waren viele Jünger skeptisch. Sie fragten sich, wer denn garantiert, dass Paulus nicht ein weiterer Spitzel des hohen Rates ist.»

Doch Barnabas zeigt sich überzeugt, dass Paulus es ernst meint. Stefan Fischer: «Petrus erläutert, dass ‘der Typ uns vorher zerstören wollte, wie sollen wir ihm je vertrauen?’ Barnabas hält mir – in meiner Rolle als Petrus – den Spiegel vor: ‘Denk an deine eigene Geschichte: Du hast uns im Stich gelassen, du hast Jesus verleugnet, warum sollen wir nicht Paulus eine Chance geben, der Jesus begegnet ist?’ Da lässt sich Petrus von Barnabas überzeugen und nimmt Paulus bei sich daheim auf.»

«Warum musste ich nicht sterben?»

Im Kapitel 12 wird in einem kleinen Satz erwähnt, dass König Herodes Agrippa I. Jakobus, den Bruder von Johannes, köpfen liess. «Die führenden Juden forderten noch mehr Unterdrückung und Petrus kam ins Gefängnis, auch er sollte sterben. Doch auf wundersame Art wurde er befreit. Das inszeniere ich mit möglichen Gedanken von ihm: ‘Warum werde ich befreit und einer meiner besten Freunde musste sein Leben lassen?’ Es bleibt ein Mysterium, das in der Apostelgeschichte nicht aufgelöst wird. Es wird kein Grund genannt, sondern einfach der Fakt.»

Das Paradoxe in der Nachfolge von Jesus ist: «Manchmal werden Menschen geheilt, manchmal nicht. Manche sterben in der Verfolgung, andere nicht. Manches gelingt uns, manches nicht. Gott ist in allem drin, er ist nicht manchmal da und manchmal nicht. Diese Gedanken machen vieles mit mir und den Besuchern.»

Zeichen grosser Versöhnung

Und Stefan «Sent» Fischer gewährt einen weiteren Einblick in die «Apostelgedichte», mit welchen er nun im Herbst 2023 auf Schweizer-Tournee geht: «Von Johannes Markus heisst es an einer Stelle, dass er bei einer Missionsreise zurückblieb. Barnabas und Paulus hatten sich – im Kapitel 15 – gestritten. Paulus wollte den ‘Versager’ nicht mitnehmen. Nun hält er Paulus den Spiegel vor: Paulus, überlege einmal, was ich tat, als man dich nicht hatte aufnehmen wollen...»

Später lädt Paulus ihn nach Rom ein. «Aus dem 2. Timotheus-Brief können wir lesen, dass sich die beiden versöhnt hatten. Beide waren gewachsen. Später gründete Markus die Kirche in Ägypten und verfasste ein Evangelium. Das ist erstaunlich.»

Zum Thema:
Was Jesus mit Corona zu tun hat: Ein «Spoken Word» geht durch die Decke
Klingt gut – kommt an: Poetry Slam für den Glauben
Tamara Boppart im Livenet-Talk: Kunst hält Momente der Schönheit und Hoffnung fest

Datum: 20.10.2023
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung