Peter Schneeberger im Talk

Covid, Ehe für alle und Freikirchen

Die Spannung ist gross, gerade nach der ausgeweiteten Zertifikatspflicht. Im Livenet-Talk erläutert Peter Schneeberger, Präsident vom Verband Freikirchen.ch, seine Sichtweise und das Engagement des Verbands.
Peter Schneeberger (Bild: Livenet)

Momentan liegen Spannungen in der Luft. Egal ob es um die Abstimmung über die Ehe für alle oder das Covid-Zertifikat geht. Dabei wird auch die Stimme der Freikirchen wahrgenommen. Im Livenet-Talk spricht Chefredaktor Florian Wüthrich mit Peter Schneeberger, dem Präsident des Verbands Freikirchen.ch.

Lassen wir uns von diesen Fragen zu sehr in Beschlag nehmen?

«Ich brauchte den Sommer, um mir ein neues, coronafreies Mindset zu erarbeiten», blickt Peter Schneeberger zurück. «Im August hat es mich dann aber wieder ganz übel erwischt.» Er kam nicht mehr darum herum, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Trotzdem brauchen wir ein neues Mindset, um unsere Gedanken wieder mit anderen Dingen zu füllen. «Als Kirche haben wir den Auftrag, möglichst vielen Menschen die Botschaft von Jesus weiterzugeben.» Dieses Ziel begleitet Peter Schneeberger – auch beim Erarbeiten von Schutzkonzepten.

Beobachtungen in den Freikirchen

Als Präsident des Verbands Freikirchen hat Peter Schneeberger einen umfassenden Einblick in die Freikirchenlandschaft der Schweiz. «Als Verband der Freikirchen haben wir uns dafür ausgesprochen, dass die Impfung den bestmöglichen Schutz bietet (Livenet berichtete). Nun ist die Impfung für viele Christen aber ein Gewissensentscheid, was ich sehr respektiere.» Damit sei Spannung vorprogrammiert, welche sich durch die Zertifikatspflicht jetzt sogar noch zuspitzt. «Ich finde aber, dass Gemeinden einen weisen Umgang haben. Alle sind bemüht, niemanden von ihren Gottesdiensten auszuschliessen.» Mit der Zertifikatspflicht tut sich Schneeberger offensichtlich schwer.

Umgang der Kirchen mit dem Staat

«Wir haben die Geschichte der Schweiz untersucht und festgestellt, dass der Staat noch nie so viel Einfluss auf die Kirche ausgeübt hat wie jetzt. Der Staat ist mächtig geworden – sehr mächtig.» Und genau darüber müsse man reden. Peter Schneeberger glaubt, dass der Staat durch das Zertifikat in einer nicht gerechtfertigten Weise in die Kontrolle einer Kirche eingreift. «Der Staat zwingt uns quasi, am Eingang Hilfspolizist zu spielen.»

Andererseits will Schneeberger fairerweise auch festhalten, dass Kirchen erneut gewisse Privilegien geniessen dürfen. Säkulare Vereine dürfen sich, ohne Zertifikat, mit 30 Personen treffen, Kirchen immerhin mit 50. Das sei aber nur auf Intervention des Freikirchenverbands möglich geworden.

Wann ist ziviler Ungehorsam angebracht?

Wenn der Bundesrat in übertriebener Weise Kontrolle auf Kirchen ausübt, drängt sich die Frage auf, ab wann ziviler Ungehorsam angebracht ist. Am selben Tag, als der Bundesrat die Zertifikatspflicht ankündigte, wurde ein Meeting mit allen Verbandsleitern einberufen. Es war klar, dass damit eine Zweiklassengesellschaft aufgebaut wird und dies auch die Kirche betreffen wird. «Wir sagten, dass wir keinen zivilen Ungehorsam von Kirchen und Einzelpersonen unterstützen. Wir wollen die Spannung nicht in den einzelnen Gemeinden, sondern im Freikirchenverband, wo wir juristische Schritte gehen.»

Als Verband sind sie im Kontakt mit einer Advokatengruppe aus Genf, welche sich dem Aspekt der Freiheit widmet und sich international mit eingeschränkter Religionsfreiheit befasst. Auch Kirchenrechtsspezialisten wurden beigezogen. «Wir sind an der Frage dran», betont Schneeberger. «Als Kirchen haben wir aber Privilegien erhalten und wir wollen nicht als solche auftreten, die für sich selbst kämpfen.» Die Kirche leiste einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und dieser Beitrag solle möglichst gut ausgeführt werden können.

Wie es weiter geht

Peter Schneeberger berichtet auch vom Treffen, welches der Verband Freikirchen.ch einberufen und dazu Personen aus Gemeinden, christlichen Werken und Gebetsdiensten eingeladen hat. Gemeinsam beteten sie und suchten Gottes Reden. Als Resultat wurde ein Manifest verfasst (Livenet berichtete).

Im Livenet-Talk wird dann das Thema aufgeworfen, wie es nach der Abstimmung zur «Ehe für alle» weitergehen soll. Dabei geht es um praktische Fragen über mögliche Konsequenzen. Andererseits will Schneeberger auch vermehrt die traditionellen Ehen stärken. Hier sei schliesslich auch noch viel Handlungsbedarf.

Sehen Sie sich hier den Livenet-Talk an:

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Datum: 24.09.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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