«Wenn ich Psalmist wäre, wären das meine Psalmen»

Daneben verkörpert Tanja Urben im Musical «Martin Luther King» den Heiligen Geist – die göttliche Stimme, die King auf seinem Weg begleitet. Eine bewegende Aufgabe, die ihr viel bedeutet: «Gott bleibt, auch wenn alles anders läuft als geplant.» Mehr dazu später.

«Die Entstehung des Albums war ein spannender Weg», bilanziert Tanja Urben. «Ich selbst würde mich nicht als klassische Songwriterin bezeichnen, da mein Hintergrund im Musical liegt. Als Musicaldarstellerin interpretiere ich nicht nur Songs, sondern erzähle Geschichten durch Musik und Performance. Das ist ein ganz anderer Ansatz als der einer typischen Singer-Songwriterin.»

2022 veröffentlichte Tanja Urben mit «Selah – Psalmen Symphonien» ihr Debütalbum, das Psalmen im Musicalstil vertonte. «Die Texte waren schon da und ich habe die Musik dazu komponiert. Es war ein Prozess des Hineinwachsens in das Songwriting, etwas, das ich mir anfangs nicht zugetraut hätte.»

«Alltagsdiamanten»

Ein Jahr lang hat Tanja Urben an ihrem zweiten Album «Alltagsdiamanten» gearbeitet. Vor zwei Wochen wurden die letzten Lieder aufgenommen. «Es berührt mich sehr, wie meine Gedanken und Lebensthemen in der Musik Gestalt annehmen. Das musikalische Element ist mir besonders wichtig, denn es prägt meine Art, Musik zu empfinden und zu gestalten.»

Diesen kreativen Prozess fand sie unglaublich spannend: «Es ging darum, herauszufinden, welche Themen mich bewegen und wie sie musikalisch klingen. Hätte mich jemand vor einem Jahr gefragt, hätte ich gesagt, dass es für mich unmöglich ist, so ein Album zu machen. Umso erstaunlicher ist es, was in einem Jahr passieren kann. Mein Produzent Chris Lass hat mich auf diesem Weg enorm unterstützt. Ich sehe, wie Gott diesen Weg führt, wie sich Türen öffnen und ich empfinde es als grosses Geschenk, dieses Album bald mit anderen teilen zu können.»

Staunen und danken

Viele Lieder haben einen sehr persönlichen Bezug. «Manche handeln von schwierigen Themen wie dem Verlust meines Vaters, den ich in einem sehr intimen Lied verarbeitet habe. Andere Lieder sind Ausdruck meiner Dankbarkeit gegenüber Gott», sagt Tanja Urben. «Oft begegnet uns so viel Schweres in der Welt, dass es schwerfällt, dankbar zu sein. Aber gerade dann ist es wichtig, Dankbarkeit im Alltag bewusst wahrzunehmen, auch wenn sie nicht offensichtlich vor uns liegt.»

Jedes Lied auf «Alltagsdiamanten» ist ein solcher Diamant. Ein Song handelt vom Staunen über die Schöpfung, ein anderer davon, wie man zur Ruhe kommt, wenn der Alltag hektisch wird, ohne sich dem Druck zu beugen.

Menschenfurcht: «Mit dir bin ich durch!»

Erst vor kurzem wurde der fünfte Song des Albums veröffentlicht. Das Thema ist Menschenfurcht – ein Song, der sich mit der Frage beschäftigt: «Was denken die anderen?» Tanja Urben: «Es ist eine ehrliche Abrechnung mit dieser Angst. 'Mit dir bin ich durch' reflektiert Aspekte des Lebens, die uns alle betreffen.»

Das erste Album war, wie erwähnt, eine Vertonung von Psalmen, «das zweite Album ist nun meine ganz eigene Interpretation – meine persönlichen Psalmen. Wenn ich Psalmist wäre, wären es meine Psalmen.»

Jeder Song ein Diamant

Ein anderes Lied heisst «Gib nicht auf». «Es entstand in einer Zeit tiefer Erschöpfung, in der nichts mehr ging. Ein Gefühl, das viele Menschen kennen. Das Lied ist eine Ermutigung für alle, die genau an diesem Punkt sind.» Auch wenn nichts mehr zu gehen scheint, bleibt die Gewissheit: Gott ist da. «Du sagst, ich schweig, doch leise wein ich mit dir», singt Tanja Urben aus Gottes Perspektive. «Es soll eine Ermutigung sein, ein Licht für die, die noch Geduld brauchen, um aus schweren Zeiten gestärkt hervorzugehen.»

Mit den Psalmen ist Tanja Urben schon oft in Kirchgemeinden aufgetreten. «Jetzt bringe ich vermehrt meine neuen Lieder mit und habe dieses Jahr rund 20 Konzerte in der Nordwestschweiz. Mein Ziel ist es, mit der Musik Gott erfahrbar zu machen und Menschen zu berühren.»

Mit der neuen Musik tritt die Familienfrau (zwei Töchter im Alter von zwölf und acht Jahren) vermehrt im Trio auf. «Der Startschuss dafür fällt im April beim Spring-Festival über Ostern. Das Album wird ab April als CD und ab 19. September digital erhältlich sein. Am 20. September folgt ein Release-Konzert. Das Album erscheint im Eigenverlag.»

Als Heiliger Geist in «Martin Luther King»-Musical

Darüber hinaus wirkt Tanja Urben an der Produktion «Martin Luther King» von der «creativen Kirche» mit. An diesem Chor-Musical-Projekt sind rund 2'000 Menschen beteiligt. «Ich kannte das Konzept schon lange und dachte immer: ‘Da mitzumachen, das ist für mich unerreichbar’. Aber viele kleine offene Türen führten schliesslich zu dieser grossen Möglichkeit.»

Jetzt spielt Tanja Urben dort mit – ein Traum wird wahr! «Mitte März spiele ich in Flensburg, danach folgen zwei Aufführungen in Chemnitz. Meine Rolle ist die ‘Heilige Geistin’ – eine Verkörperung Gottes, die Martin Luther King ständig auf seinem Weg begleitet. Es ist eine wunderbare Aufgabe, das darstellen zu dürfen.»

Heiliger Geist immer präsent

Die Geschichte beginnt mit Kings Studium und endet mit seinem Tod. Tanja Urben: «Mir ist besonders bewusst geworden, dass der Heilige Geist immer da ist – auch auf der Bühne. Menschen treffen Entscheidungen, die Gott vielleicht anders treffen würde, aber er bleibt. Er geht nicht. Er ist der Beistand, bis zum Ende. In manchen Szenen, wenn etwas schief geht, ist der Heilige Geist da und bleibt da. Diese Erkenntnis ist so stark und gilt für uns alle: Auch wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant oder wir Fehler machen – Gott verlässt uns nicht.»

Vor einigen Jahren spielte Tanja unter anderem die Hauptrolle im Musical «Claudia» bei «Life on Stage». «Diese Erfahrung war sehr bereichernd – nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen. Die Zusammenarbeit als Cast und das gemeinsame Anliegen haben tiefe Spuren hinterlassen. Es war eine wertvolle Zeit, aus der viele wertvolle Kontakte geblieben sind. Viele Türen haben sich geöffnet und ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird. Ich fühle mich beschenkt und dankbar für alles, was ich erleben durfte.»

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